Finanzen

Starker Ottobock-Börsengang: Ottobock-Aktie legt bei IPO deutlich über Ausgabepreis los

Der weltweite Marktführer für Prothesen, Orthesen und Mobilitätshilfen ist erfolgreich an die Börse gegangen. Die Ottobock-Aktie startete am Donnerstag mit einem deutlichen Plus und sorgte damit für ein seltenes Highlight am deutschen Kapitalmarkt. Der Börsengang des niedersächsischen Medizintechnikkonzerns gilt als der größte in Frankfurt seit dem IPO der Parfümeriekette Douglas im März 2024 – und könnte dem schwächelnden IPO-Markt neues Leben einhauchen.
09.10.2025 11:25
Lesezeit: 3 min
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Starker Ottobock-Börsengang: Ottobock-Aktie legt bei IPO deutlich über Ausgabepreis los
Ottobock-IPO: Der Prothesenhersteller ist erfolgreich an der Börse gestartet. Hier trägt ein Mitarbeiter zu Demonstrationszwecken ein Exoskelett (Foto: dpa). Foto: Michael Matthey

Ottobock-Börsengang: Erstkurs der Ottobock-Aktie über Ausgabepreis – Anleger zeigen großes Interesse

Der erste Handelstag der Ottobock-Aktie verlief vielversprechend. Der Erstkurs lag bei 72 Euro und damit 9,09 Prozent über dem Ausgabepreis von 66 Euro. Schon vor Handelsbeginn war das Interesse institutioneller und privater Anleger groß. Insgesamt wurden rund 12,2 Millionen Aktien platziert, davon 1,6 Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Hinzu kamen 9,1 Millionen bestehende Papiere des bisherigen Eigentümers Näder Holding sowie 1,6 Millionen Aktien aus einer möglichen Mehrzuteilungsoption. Der gesamte Erlös des Ottobock-Börsengangs beläuft sich auf rund 800 Millionen Euro.

Mit dem Ausgabepreis von 66 Euro je Aktie erreichte das Unternehmen eine anfängliche Marktkapitalisierung von etwa 4,2 Milliarden Euro. Aktuell notiert die Ottobock-Aktie im XETRA-Handel bei 70,65 Euro, also 7,05 Prozent über dem Ausgabepreis. Damit hat der Börsenstart die Erwartungen klar übertroffen und unterstreicht das Vertrauen der Investoren in das Geschäftsmodell und die Marktstellung von Ottobock.

Ottobock: Weltmarktführer aus Niedersachsen

Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im südniedersächsischen Duderstadt bei Göttingen und beschäftigt weltweit rund 9.300 Mitarbeiter an 45 Standorten. Ottobock ist führend in den Bereichen Prothetik, Neuroorthetik, Exoskelette und digitale Lösungen. Der Konzern erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,6 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 27,9 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2025 erwirtschaftete Ottobock 800,6 Millionen Euro Umsatz, nach 762,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn lag bei 28 Millionen Euro – im Vorjahr hatte das Unternehmen noch ein leichtes Minus von 0,3 Millionen Euro verzeichnet.

Die Ottobock-Aktie spiegelt damit das Vertrauen wider, das Investoren in die Innovationskraft und Marktführerschaft des Unternehmens setzen. Bekannt ist Ottobock nicht nur durch seine Prothesen, sondern auch durch die enge Verbindung zu den Paralympics, bei denen seine Produkte seit Jahren im Einsatz sind. Neben Hightech-Prothesen entwickelt der Konzern auch Orthesen, Rollstühle und weitere Hilfsmittel, die Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu mehr Lebensqualität verhelfen.

Dritter Anlauf für den Ottobock-Börsengang

Für Ottobock ist das erfolgreiche IPO der dritte Versuch, an die Börse zu gehen. Bereits 2022 hatte das Unternehmen einen Börsengang geplant, das Vorhaben jedoch wegen des ungünstigen Marktumfelds abgesagt. Auch im Jahr 2024 war das Umfeld schwierig: Mehrere geplante Neuemissionen, darunter Stada, Brainlab und Autodoc, wurden kurzfristig gestrichen. Der Ottobock-Börsengang gilt daher als Symbol für den vorsichtigen Optimismus, der am Finanzplatz Frankfurt langsam wieder Einzug hält.

"Seit mehr als 100 Jahren steht das Unternehmen für Innovation und Verantwortung gegenüber den Menschen, die wir versorgen. Mit dem Börsengang schaffen wir die Grundlage, um diese Tradition in die Zukunft zu tragen", erklärte Ottobock-Chef Oliver Jakobi. Der Schritt aufs Parkett sei ein "Meilenstein" für die Firmengeschichte. Rund 100 Millionen Euro der Einnahmen sollen in das Unternehmen fließen, um künftige Investitionen und Zukäufe zu finanzieren. Der größte Teil des Erlöses geht jedoch an die Näder Holding, die zuletzt 20 Prozent der Firmenanteile von der schwedischen Beteiligungsgesellschaft EQT zurückgekauft hatte.

Prominente Investoren und solide Finanzdaten

Ottobock konnte sich vor dem Börsengang bereits Zusagen namhafter Investoren sichern. Milliardär Klaus-Michael Kühne und ein Fonds der US-Investmentgesellschaft Capital Group wollen Anteile im Wert von bis zu 125 beziehungsweise 115 Millionen Euro erwerben. Diese Investorenbindung stärkt das Vertrauen in den langfristigen Erfolg der Ottobock-Aktie.

Auch die Finanzzahlen stimmen zuversichtlich: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Underlying EBITDA) stieg im ersten Halbjahr 2025 von 132 auf 175 Millionen Euro. Der Umsatz erhöhte sich von 666 auf 760 Millionen Euro. Diese Kennzahlen belegen, dass Ottobock profitabel wächst und operativ solide aufgestellt ist – wichtige Argumente für Anleger, die auf nachhaltige Wertentwicklung setzen.

Schwieriges Umfeld für Börsengänge – Ottobock-Aktie als Lichtblick

In Deutschland sind Börsengänge derzeit selten. Experten führen dies auf geopolitische Unsicherheiten, Handelskonflikte und das veränderte Investitionsklima zurück. "Im Augenblick ist das Thema Börsengang nicht ganz so sexy", sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Das liegt an der unsicheren geopolitischen Lage, die sich auf die Kapitalmärkte auswirkt." Der Krieg in der Ukraine, die Spannungen im Welthandel und politische Unsicherheiten in den USA erschwerten langfristige Planungen und führten dazu, dass viele Unternehmen vor einem IPO zurückschrecken.

Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance and Management beobachtet ein ähnliches Phänomen auch international: "Neue Börsengänge sind in den USA und in Europa die Ausnahme geworden." Dabei steigen die Börsenkurse und viele Indizes markieren neue Rekorde. Dennoch zeigen sich Unternehmen zurückhaltend. In den USA und China finden zwar weiterhin zahlreiche IPOs statt, doch in Deutschland bleibt das Vertrauen in den Kapitalmarkt begrenzt.

Hoffnung auf Wiederbelebung des deutschen IPO-Markts

Der Ottobock-Börsengang könnte in dieser Situation als Signal verstanden werden, dass der deutsche Kapitalmarkt wieder attraktiver wird. Martin Steinbach von der Beratungsgesellschaft EY sieht die Stimmung im Aufschwung: "Die Pipeline für mögliche Börsenkandidaten ist gut gefüllt." Auch Schalast betont, dass Frankfurt weiterhin ein starker Finanzplatz sei – insbesondere für familiengeführte Unternehmen oder sogenannte "Hidden Champions", die in ihrer Nische Weltmarktführer sind.

Für Anleger könnte die Ottobock-Aktie daher ein Symbol für das Comeback deutscher Börsengänge werden. Der Medizintechnik-Konzern vereint Tradition, Innovation und Profitabilität – Eigenschaften, die Investoren in einem unsicheren Marktumfeld schätzen. Analysten verweisen auf das stabile Geschäftsmodell und die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Medizintechnikprodukten. Damit könnte sich die Ottobock-Aktie langfristig als verlässlicher Wert in deutschen Depots etablieren.

Die Ottobock-Aktie als neues Zugpferd des deutschen Kapitalmarkts?

Mit einem erfolgreichen Start über dem Ausgabepreis hat Otto bock ein starkes Debüt an der Frankfurter Börse hingelegt. Trotz eines herausfordernden Marktumfelds gelang es Ottobock, Anleger zu überzeugen – nicht zuletzt dank solider Kennzahlen, prominenter Investoren und einer klaren Wachstumsstrategie. Der Ottobock-IPO zeigt, dass auch in schwierigen Zeiten innovative, profitable Familienunternehmen Investoren begeistern können. Für den deutschen Kapitalmarkt ist dies ein positives Signal – und für Anleger eine Gelegenheit, die Entwicklung der Ottobock-Aktie und des Ottobock-Aktienkurses genau zu verfolgen.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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