Finanzen

US-Notenbank belässt Leitzinsen unverändert

Die US-Notenbank belässt den Leitzins unverändert. Künftig will die Fed das globale Umfeld in ihre Lagebewertung einbeziehen - ein Novum.
28.01.2016 01:13
Lesezeit: 3 min

Nach der Zinswende in den USA hält die Notenbank Fed vorerst still. Sie entschied am Mittwoch, den Schlüsselsatz zur Versorgung des Finanzsystems mit Geld bei 0,25 bis 0,5 Prozent zu belassen. Die Fed hatte ihn im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren erhöht. Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen erklärten nun, dass sie die Entwicklung in der Finanzwelt und das globale Konjunkturumfeld genau beobachten werden. Damit wollen sie die Risiken für den Konjunkturausblick abschätzen. Zugleich strichen sie eine frühere Passage, wonach die Gefahren für den Ausblick ausgeglichen seien.

Dies gilt als Signal, dass sie bei weiteren Zinserhöhungen aus Rücksicht auf Märkte und Wirtschaft nichts überstürzen werden. Allerdings erklärten die Währungshüter, dass sie die Effekte des Ölpreisverfalls und des starken Dollars auf die unerwünscht niedrige Inflation weiter für vorübergehend hielten. Eine Anhebung bei der nächsten Sitzung Mitte März wurde von Investoren zuletzt als eher unwahrscheinlich eingeschätzt. Viele Experten rechnen mit drei Zinsschritten in diesem Jahr.

Die Wall Street reagierte verunsichert auf den Zinsentscheid. Der Dow-Jones-Index drehte in einem volatilen Handel ins Minus. Die Renditen auf US-Staatsanleihen fielen leicht. Der Euro legte zum Dollar weiter zu. Die Konjunkturabkühlung in China und der freie Fall des Ölpreises haben die Märkte zu Jahresbeginn auf Talfahrt geschickt. Die Entwicklung gilt vielen Investoren als Anzeichen für eine angeschlagene Weltwirtschaft.

Die US-Börsen haben am Tag des Fed-Zinsentscheids nach einer Berg- und Talfahrt am Mittwoch mit Kursabschlägen geschlossen. Auf Unternehmensseite vergraulten Apple und Boeing Anleger mit Geschäftszahlen und schwächeren Prognosen.

Vor allem im späten Geschäft beschleunigten sich die Verkäufe nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed. Die Anleger hatten einen noch vorsichtigeren Tenor in der Erklärung der Zentralbank erwartet. Die Turbulenzen um China und der freie Fall des Ölpreises zwingen die Fed nach der Zinswende zur Vorsicht. Sie entschied, den Schlüsselsatz zur Versorgung des Finanzsystems mit Geld bei 0,25 bis 0,5 Prozent zu belassen. Sie pausierte nach der Erhöhung vom Dezember, die eine erste geldpolitische Straffung nach sieben Jahren Nullzins brachte. Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen signalisierten nun, dass sie nichts überstürzen wollen. Die Fed habe die zu Jahresbeginn von heftigen Turbulenzen geschüttelten Finanzmärkte sowie die abflauende Weltkonjunktur genau im Blick.

Positiv hatten sich dagegen im frühen Handel noch Meldungen russischer Nachrichtenagenturen ausgewirkt, wonach die Regierung in Moskau mit der Opec im Februar über mögliche Förderkürzungen beraten will. Nach anfänglichen Verlusten von drei und vier Prozent hatten die Kontrakte auf Brent aus der Nordsee und US-Leichtöl schon kurz zuvor wieder angezogen. Dem US-Energieministerium zufolge waren in der vergangenen Woche die Bestände um 8,4 Millionen auf 492,92 Millionen Barrel gestiegen - das war der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1982. Da dies aber etwas weniger als vom Branchenverband API am Vorabend veranschlagt war, holten die Kontrakte daraufhin auf. Nach den Meldungen aus Moskau kostete ein Fass Nordseeöl mit 33,17 Dollar 4,3 Prozent mehr als am Vortag, US-Öl verteuerte sich um 3,6 Prozent auf 32,58 Dollar.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,4 Prozent tiefer auf 15.944 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 fiel 1,1 Prozent auf 1882 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 2,2 Prozent auf 4468 Stellen.

Bei den Einzelwerten gaben Apple -Papiere 6,6 Prozent nach. Der Technologiekonzern erwartet erstmals seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang. Boeing-Aktien sackten um fast neun Prozent ab. Der Airbus-Rivale enttäuschte mit seiner Gewinnprognose.

Die Papiere der Reiseportale TripAdvisor, Priceline und Expedia verloren zwischen drei und rund sechs Prozent. Goldman Sachs hat Aktien von Firmen der Branche herabgestuft.

Unter den wenigen Kurs-Gewinnern waren Biogen, die um mehr als fünf Prozent stiegen. Der Pharmakonzern hat im Quartal mehr verdient als erwartet.

Nach Börsenschluss wurden unter anderen die Bilanzen von Facebook, Qualcomm und Ebay erwartet.

In Frankfurt schloss der Dax mit 9880,82 Punkten 0,6 Prozent höher, der EuroStoxx50 stieg um 0,4 Prozent auf 3043,47 Zähler.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,13 Milliarden Aktien den Besitzer. 1146 Werte legten zu, 1899 gaben nach und 132 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,08 Milliarden Aktien 816 im Plus, 1943 im Minus und 168 unverändert.

Die US-Kreditmärkte ließen nach der Zinsentscheidung Federn. Die zehnjährigen Staatsanleihen verloren 2/32 auf 102-6/32. Die Rendite stieg auf 2,003 Prozent. Der 30-jährige Bond sank 11/32 auf 104-2/32 und rentierte mit 2,798 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die abgestürzten Börsenstars: Was tun, wenn die Raketen landen?
01.05.2025

Die Illusion der Dauer-Rendite zerplatzt – Anleger zwischen politischem Versagen und technologischer Ernüchterung

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wird es in Europa durch Trumps Zölle billiger? Nicht so schnell!
01.05.2025

Während Donald Trump die Stimmung mit protektionistischen Zöllen gegen China anheizt, stellt sich in Europa die Frage: Wird unser Markt...