Technologie

Hedge-Fonds ohne Händler: Computer übernehmen Aktienmärkte

Der weltweite Aktienhandel wird zunehmend von Computern übernommen. Zahlreiche Fonds setzen bereits ganz auf intelligente Software, die von der Datensammlung über die Analyse bis zum tatsächlichen Handel alles ohne Menschen erledigt.
01.02.2016 23:52
Lesezeit: 2 min

Der weltweite Aktienhandel wird zunehmend von Computern übernommen. Eine aktuelle Studie des Unternehmens Preqin zeigt, das mittlerweile bereits zehn Prozent aller Hedge-Fonds den Aktienhandel auf computergestützten Voraussagen gründen.

Die Entwicklung geht darüber jedoch längst hinaus: Diverse Firmen arbeiten an Intelligenten Programmen, die menschliches Denken in Echtzeit analysieren und die Profi-Broker in absehbarer Zeit ersetzen sollen.

Die Firma Aidyia aus Hongkong etwa hat jüngst einen Hedgefonds gegründet, der den gesamten Aktienhandel mit Hilfe künstlicher Intelligenz abwickelt – dabei ist keinerlei menschliche Intervention mehr erforderlich. „Wenn wir alle sterben, würde der Handel weitergehen“, so der Chef des Unternehmens, Goertzel gegenüber dem Technologie-Magazin Wired.

Goertzel und sein Team haben das System gebaut und werden es weiterhin anpassen wenn nötig. Aber das System erkennt Geschäfte ganz allein und führt sie selbstständig durch. Sie nutzt dabei eine ganze Reihe verschiedener Formen von Künstlicher Intelligenz, darunter eine die von der genetischen Evolution inspiriert ist und eine andere auf der Basis von Wahrscheinlichkeitslogik.

Im Grunde erschafft das Programm dabei eine riesige Menge digitaler Händler und testet deren Performance an historischen Daten.  Diejenigen, die dabei am besten abschneiden, werden ausgewählt und ihre digitalen „Gene“ genutzt um eine neue Generation verbesserter Trader zu erschaffen. Dieser Prozess wiederholt sich tausendfach, so dass wie bei der natürlichen Evolution am Ende die Trader immer besser und selbstständiger operieren können.

Jeden Tag analysiert das Programm damit alles was an Daten verfügbar ist, von den Marktpreisen und Volumen über makroökomische Daten bis zu den einzelnen Unternehmenszahlen. Daraus generiert die KI eigene Marktvorhersagen und stimmt dann quasi im Schwarm über die beste Vorgehensweise ab.

An seinem ersten Tag hat Aidyia laut Goertzel zwei Prozent Rendite generiert. Das sei zwar noch keine relevante Zahl, aber sie markiere den Beginn einer Verschiebung in der Finanzwelt. Das San Franciscoer Startup Sentient Technologies hat für ein ähnliches System 143 Millionen von Investoren eingesammelt und handelt seit dem letzten Jahr bereits mit dem Programm. Daten-basierte Hedge-Fonds wie Two Sigma und Renaissance Technologies haben ebenfalls gesagt, dass sie sich auf Künstliche Intelligenz verlassen, ebenso wie zahlreiche weitere große Wall Street Namen.

Dabei geht es nicht mehr um datenbasierte Computermodelle, die dann von den Analysten interpretiert und ausgewertet werden. Die Computer übernehmen die Analyse selbst und lernen dabei, dank Deep Learning auch aus ihren eigenen Fehlern. Dabei werden teilweise hunderte oder tausende von Rechnern genutzt um eine Aufgabe zu berechnen und so auch die so genannte Schwarm-Intelligenz genutzt. So können Systeme nicht nur Modelle sondern auch Veränderungen im Markt automatisch erkennen und sich sofort entsprechend anpassen. Die Echtzeit-Analysen werden dabei nicht nur immer präziser und zuverlässiger, sondern auch immer schneller. Geht die Entwicklung so weiter so besteht der Plan, das die Programme Entwicklungen vorhersehen, noch bevor diese entstehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Solarförderung – Reiches Pläne sorgen für Gegenwind
11.08.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will die staatliche Förderung für neue kleine Solaranlagen streichen. Der...

DWN
Politik
Politik Betriebliche Altersvorsorge: Reform der bAV - das soll sich per Gesetz bei der Betriebsrente ändern
11.08.2025

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) soll die zweite Säule der Rente neben der gesetzlichen und der privaten Vorsorge sein. Leider ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Berentzen gibt nicht auf – Streit mit Paulaner um Spezi-Design eskaliert
11.08.2025

Im Rechtsstreit um das Spezi-Getränk zwischen dem niedersächsischen Getränkehersteller Berentzen und Paulaner startet die nächste...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mercedes-Aktie kämpft schwer – Einblicke vom Konzernchef
11.08.2025

Mercedes-Benz meldete zuletzt einen deutlichen Gewinneinbruch. Konzernchef Ola Källenius spricht von einem komplexen Umfeld und benennt...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Sektor nicht nur Nvidia: Wo Anleger Wachstumspotenzial finden können
11.08.2025

KI ist mehr als Nvidia – doch ohne Strom, Daten und Infrastruktur droht der Hype zu platzen, warnt Kapitalmarktprofi Mantvidas Žėkas...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie nach 5-Jahrestief volatil: Wie geht es weiter und welche Rolle spielen die US-Börsen?
11.08.2025

Die Novo Nordisk-Aktie zeigt sich zum Start in die neue Handelswoche volatil. Nach einer Abstufung der UBS war das Papier des dänischen...

DWN
Politik
Politik Rutte warnt: Trump testet Putin – droht Frieden über Köpfe der Ukrainer hinweg
11.08.2025

NATO-Chef Mark Rutte lobt Donald Trump für dessen Gipfel mit Wladimir Putin – doch hinter den Kulissen wächst in Europa die Sorge vor...

DWN
Politik
Politik Merz erklärt Teilstopp der Rüstungsexporte an Israel – Praxis wohl kaum betroffen
11.08.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz hat den angekündigten Teilstopp von Rüstungsexporten an Israel näher erläutert. Laut einem internen Papier...