Politik

Proteste in Athen: Schwere Ausschreitungen zwischen Bauern und Polizei

Griechische Bauern haben in Athen versucht, das Parlament zu stürmen. Sie warfen Steine und brennende Feuerwerkskörper und gingen mit Stöcken gegen Polizisten vor. Die Landwirte protestierten gegen eine geplante Rentenreform und Steuererhöhungen.
12.02.2016 15:03
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bei einer Protestaktion griechischer Bauern gegen eine geplante Rentenreform ist es am Freitag in Athen zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei ging gegen die Demonstranten mit Tränengas vor, weil diese Steine und Feuerwerkskörper auf das Landwirtschaftsministerium warfen. Dabei gingen auch Scheiben zu Bruch. Nach Behördenangaben versuchten die Bauern zudem, die Polizisten mit Stöcken vor dem Gebäude abzudrängen und in das Gebäude einzudringen.

Neben Privatisierungsplänen verärgert vor allem die Rentenreform die Griechen. Die Wut der Demonstranten richtet sich gegen Pläne der Linksregierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras, Steuern und Rentenbeiträge zu erhöhen um die von der EU im Tausch für Kredite verlangten Einsparungen umzusetzen. Die Bauern sollen dabei Steuerprivilegien verlieren und Rentenbeiträge sollen von sieben auf 20 Prozent steigen.

Rund 2000 Landwirte aus Kreta versammelten sich am Vormittag vor dem Agrarministerium im Zentrum der Hauptstadt. Sie bewarfen den Sicherheitskordon am Eingang mit Tomaten und anderen Geschossen, zerschlugen Fensterscheiben des Ministeriums und steckten Mülleimer in Brand.

Die Polizei trieb die Menge schließlich mit Tränengas auseinander, vier Menschen wurden festgenommen. Am frühen Nachmittag waren die Sicherheitskräfte dann im Westen Athens im Einsatz, wo sich zahlreiche Bauern von der Peleponnes versammelten. Vielerorts wurden die Bauern aber bereits außerhalb Athens gestoppt, um nicht mit ihren Traktoren ins Zentrum zu gelangen und den Verkehr lahmzulegen. Dadurch kam es auch jenseits der Stadtgrenzen zu Krawallen, bei denen die Beamten Tränengas einsetzten und die Landwirte mit ihren Stöcken Polizeifahrzeuge zerstörten.

Die Proteste sollten bis Samstag andauern, die Landwirte haben einen „zweitägigen Sturm auf das Parlament angedroht“. Daran wollten sich Bauern aus ganz Griechenland beteiligen. Im ganzen Land haben die Bauern zudem bereits 130 wichtige Straßen mit Traktoren blockiert. In der jüngeren Vergangenheit gab es bereits zahlreiche Proteste im ganzen Land.

Griechenland fällt indes in die Rezession zurück. Am Freitag teilte das EU-Statistikamt Eurostat mit, dass das griechische Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2015 um 0,6 Prozent geschrumpft ist. Die Wirtschaft war im dritten Quartal um 1,4 Prozent eingebrochen, nachdem sie im Frühjahr noch leicht gewachsen war. Der Sparkurs, zu dem sich die Regierung im Gegenzug für die internationalen Kredite verpflichten musste, belastet Konsum, Investitionen und Export. Griechenland bleibt damit Schlusslicht im Währungsraum.

Auch für 2016 sieht es nicht besser aus. Laut EU-Kommission wird die Wirtschaft demnach um 0,7 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosigkeit war zuletzt mit 24,6 Prozent immer noch mehr als doppelt so hoch wie im Schnitt der Euro-Zone, die Industrie stagnierte.

Zudem sackte die griechische Börse diese Woche drastisch auf das Niveau von 1989 ab. Das Land ist weit von einer Einigung mit der Troika entfernt, deshalb droht erneut eine Diskussion um einen Grexit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Großbritanniens leiser EU-Kurs: Rückkehr durch die Hintertür?
12.05.2025

Offiziell betont die britische Regierung unter Premierminister Keir Starmer weiterhin die Eigenständigkeit Großbritanniens nach dem...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands Zukunft? Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...