EZB-Direktor Yves Mersch hat vor der Idee gewarnt, dass sich Länder über die Abwertung ihrer Währung Vorteile im Handel verschaffen, wie Reuters meldet. Es sollte keine Abwertungen aus Wettbewerbsgründen geben, sagte Mersch dem Fernsehsender CNBC in einem am Freitag ausgestrahlten Interview. „Und die Regionen, die sich bereits mehr auf der sicheren Seite befinden, was sowohl Wachstum als auch Inflation betrifft, sollten nicht versuchen, ihre Währungen herunter zu reden.“ Es dürfe keine Politik geben, den Nachbar zum Bettler zu machen.
Das Mitglied des sechsköpfigen Führungsgremiums der Europäischen Zentralbank (EZB) wies zudem die Vorstellung zurück, mit der erneuten Verschärfung der Strafzinsen wolle die Notenbank den Euro schwächen. „Aber wir zielen darauf ab, dass jeder sich an die Versprechen hält, wie das internationale Währungssystem geführt werden soll“, sagte Mersch. Die führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) hatten Ende Februar in Schanghai ihre Zusage erneuert, sich gegenseitig keine Abwertungswettläufe zu liefern.
Die EZB hatte im März den sogenannten Einlagensatz auf minus 0,4 von zuvor minus 0,3 Prozent weiter nach unten gesetzt. Damit müssen Banken höhere Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der EZB über Nacht Geld parken. Die Maßnahme führt tendenziell dazu, dass der Euro für Anleger unattraktiver wird und an Wert verliert. Ein im Vergleich zu anderen Währungen schwächerer Euro wiederum gilt als vorteilhaft für europäische Exporteure, die weltweit im Wettbewerb mit anderen Produzenten stehen. Entgegen den Ausführungen Merschs nehmen viele Beobachter an, dass die EZB mit ihrer expansiven Geldpolitik auch eine Abwertung der Gemeinschaftswährung bezweckt.
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