Politik

Bundesbank sieht erhebliche Risiken in Bankbilanzen

Lesezeit: 1 min
27.04.2016 02:23
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann will einer europäischen Einlagensicherung erst zustimmen, wenn die Banken in Europa ihre Bestände an Staatsanleihen reduzieren. Sonst käme es zu einer Haftung aller für die Staatsschulden in Europa.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann mahnt in der Diskussion über neue Vorschriften für Staatsanleihen-Käufe von Banken zur Eile. Zwar müssten neue Regelungen mit Übergangszeiten eingeführt werden, sagte Weidmann am Dienstag in Rom laut Redetext, „aber gerade weil wir diese Übergangsfristen brauchen, muss die grundsätzliche Weichenstellung zügig getroffen werden.“ Die Risikobewertung von Staatsbonds in den Bankbilanzen steht seit der Euro-Schuldenkrise im Blickpunkt. Denn damals zeigte sich, dass auch bei Euro-Staaten ein Ausfallrisiko besteht. In einigen Ländern waren Geldhäuser massiv in Schieflage geraten.

Zuletzt gab es in der Politik wenig Bewegung bei dem Thema. Die EU-Kommission warnte kürzlich sogar vor vorschnellen Beschlüssen. Die Bundesbank tritt schon länger dafür ein, dass Staatsanleihen in den Bilanzen der Geldhäuser mit Eigenkapital unterlegt werden sollten. Bislang muss das nicht erfolgen, da die Aufseher ein solches Engagement als risikolos bewerten. Auch fordert die Bundesbank, das Engagement von Banken in Anleihen eines einzelnen Landes ähnlich wie bei Großkreditvorschriften zu deckeln.

Weidmann zufolge sprechen die hohen Bestände an Staatsbonds in vielen Bankbilanzen auch gegen eine schnelle Einführung einer gemeinsamen europäischen Einlagensicherung. Die mit solchen Anleihen verbundenen Risiken für Banken zu verringern, sei eine wichtige Vorraussetzung dafür, einen europäischen Einlagenschutz zu schaffen. „Solange die Banken also in großem Umfang Staatsanleihen ihrer Heimatländer in ihrer Bilanz haben, bedeutet eine gemeinsame Versicherung von Bankeinlagen auch eine Vergemeinschaftung fiskalischer Risiken“, führte Weidmann aus. Bislang ist der Einlagenschutz Sache der einzelnen EU-Länder, aber nicht alle Staaten haben solche Systeme.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...