Im Kampf um die dramatisch abnehmende Geburtenrate in Italien will die Regierung die „Baby-Prämie“ verdoppeln. Wenn es nicht gelinge, den gegenwärtigen Trend umzudrehen, werde es in zehn Jahren weniger als 350.000 Geburten pro Jahr geben, 40 Prozent weniger als 2010 – „eine Apokalypse“, warnte Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin in einem Interview mit der Zeitung La Repubblica.
Um dem Rückgang der Geburtenrate entgegenzusteuern, will Lorenzin die derzeit bei 80 Euro monatlich liegende Prämie verdoppeln, die Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen für das erste Baby erhalten. Zudem will sie den Bonus für weitere Kinder erhöhen. So sollen Familien mit mittlerem Einkommen für ein zweites oder drittes Kind 240 Euro monatlich erhalten, arme Familien sogar 400 Euro.
Die im vergangenen Jahr erst eingeführten Prämien werden für Babys gezahlt, die zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 31. Dezember 2017 geboren sind, und zwar bis zu ihrem dritten Geburtstag. Die Ministerin will nun die Regelung auf alle unter Dreijährigen ausweiten, also auch auf Kinder, die vor 2015 geboren wurden. Ferner soll die Anwendungsfrist um weitere drei Jahre bis Ende 2020 verlängert werden.
Familien, deren Einkommen mehr als 25.000 brutto pro Jahr beträgt, haben keinen Anspruch auf die „Baby-Prämie“. Die Kosten für die Pläne der Ministerin könnten nach Berechnungen ihres Hauses mit rund 2,2 Milliarden Euro zusätzlich in den kommenden sechs Jahren zu Buche schlagen.
Italiens Premier Renzi geht hier offenbar auf Konfrontation mit der EU: Die neuen Prämien würden die Schulden Italiens erhöhen. Renzi hat in den vergangenen Monaten mehrfach gefordert, die EU-Defizitregeln zu lockern, um die Wirtschaft in Gang zu bringen. Tatsache ist, dass es Renzi bisher nicht gelungen ist, die Wirtschaft anzukurbeln. Die Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen verharrt auf hohem Niveau. Viele Italiener müssen bei ihren Eltern leben. An eigene Familien ist wegen der stagnierenden Wirtschaft für viele nicht zu denken.
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