Nach dem EZB-Beschluss zum Aus für den 500-Euro-Schein ist Notenbank-Präsident Mario Draghi Sorgen vor einer Abschaffung des Bargelds entgegengetreten. «Unsere Entscheidungen zum 500-Euro-Schein haben nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun mit der Abschaffung oder der möglichen Abschaffung von Bargeld», betonte Draghi am Donnerstag nach der auswärtigen Sitzung des EZB-Rates in Wien. Der 500er werde im Gegenteil dadurch ersetzt, dass mehr 200-Euro-Scheine gedruckt würden.
Anfang Mai hatte die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, die Ausgabe des 500-Euro-Scheins «gegen Ende 2018» einzustellen. Begründet wurde der Schritt mit dem Kampf gegen kriminelle Geschäfte. Die im Umlauf befindlichen 500er bleiben aber gesetzliches Zahlungsmittel und sollen unbegrenzt umtauschbar sein. Die anderen hohen Banknoten, der 200er und der 100er, soll es weiterhin geben.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält ihre Geldschleusen weit offen. Die großangelegten Wertpapier-Käufe würden bis mindestens März 2017 fortgesetzt, sagte Notenbank-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Wien. Nach wie vor bestünden Gefahren für die wirtschaftliche Erholung. "Die Inflation wird wahrscheinlich sehr niedrig oder negativ bleiben in den nächsten Monaten." Die Notenbank will nun als Teil ihres Wertpapier-Programms ab dem 8. Juni auch Firmenanleihen kaufen. Sie rechnet trotz der konjunkturellen Erholung und wieder steigender Ölpreise nur mit einer Mini-Inflation von 0,2 Prozent in diesem Jahr. Ziel der EZB sind aber knapp zwei Prozent, was sie als idealen Wert für die Wirtschaft erachtet.
Die Währungshüter fluten die Wirtschaft der 19-Ländergemeinschaft schon seit mehr als einem Jahr mit ultra-billigem Geld. Mit dem in Deutschland heftig umstrittenen Anleihen-Kaufprogramm wollen sie für mehr Wirtschaftswachstum sorgen und die aus ihrer Sicht unerwünscht niedrige Inflation nach oben treiben. Angepeilt ist ein Gesamtvolumen von 1,74 Billionen Euro.
Es bestünden immer noch Gefahren für die wirtschaftliche Erholung, sagte Draghi. Dazu zählte er auch einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die EZB sei aber darauf vorbereitet. Sie sei der Ansicht, dass das Land in der EU bleiben solle. Die Briten entscheiden am 23. Juni über den Austritt ihres Landes aus der EU. Die Leitzinsen beließen die Währungshüter am Donnerstag auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.
Die EZB will zudem am 22. Juni das erste einer neuen Serie von vier supergünstigen langfristigen Kreditgeschäften auflegen. Geschäftsbanken, die mehr Darlehen an Firmen und Haushalte ausreichen, erhalten dann sogar eine Prämie. Damit will die Notenbank dafür sorgen, dass die Institute das billige Geld auch in Form von Krediten an die Wirtschaft weiterreichen.
Diese Strategie verfolgt die EZB nun seit mehreren Jahren, bisher jedoch ohne Erfolg.