Politik

Massen-Demo gegen den EU-Austritt Großbritanniens

In London haben tausende Menschen an einem Marsch für die EU teilgenommen. Es ist unklar, wer hinter den Organisatoren steckt. Die Organisatoren fordern Neuwahlen oder ein zweites Referendum. König Elizabeth mahnte Schottland im Hinblick auf die im Raum stehende Loslösung vom Vereinigten Königreich zu Besonnenheit.
02.07.2016 19:09
Lesezeit: 1 min

Tausende Briten haben am Samstag gegen den Brexit demonstriert. Die Menschenmenge zog durch die Hauptstadt London und am Regierungssitz des amtierenden Premierministers David Cameron vorbei zum Parlament. Laut den Organisatoren nahmen 40.000 Menschen an der Demonstration teil.

Queen Elizabeth II. warnte am Samstag im schottischen Parlament die Schotten vor dem Bestreben nach Unabhängigkeit: "Wir alle leben in einer zunehmend komplexen und fordernden Welt." Vor dem Hintergrund dieser sich rasch entwickelnden Welt sei es wichtig, "ruhig und gefasst" zu bleiben. Eine gute Führung zeichne sich auch dadurch aus, dass sie genügend Raum für "ruhiges Nachdenken und Einkehr" gebe. Dies ermögliche "tiefere, kühlere Überlegungen" darüber, wie "Herausforderungen und Möglichkeiten" am besten angegangen würden.

Der von den Organisatoren "Marsch für Europa" getaufte Protestzug startete im Londoner Hyde Park und zog friedlich durch die Straßen der britischen Hauptstadt. Als die Menge in der Downing Street vorbeikam, riefen einige Demonstranten "Schande über Dich" - in der Hausnummer Zehn hat Premier Cameron seinen Amtssitz. Die Demonstration endete schließlich am Parlament. Wer hinter dem Marsch steckt ist unklar. Als Organisator wird auf Facebook Kieran McDermott angegeben. Auf seiner Facebook-Seite fordert McDermott Neuwahlen oder ein neues Referendum.

Die Briten hatten am Donnerstag vergangener Woche überraschend mit knapp 52 Prozent für einen EU-Austritt ihres Landes gestimmt und den gesamten Kontinent mit dem Votum geschockt. Eine Petition meldet 4 Millionen Unterschriften, die ein neues Referendum über die Zukunft Großbritanniens in der EU fordern. Ob die Stimmen wirklich einzelnen Menschen zuzuordnen ist, ist objektiv nicht zu beurteilen. Die Petition ist in Verruf geraten, weil unter anderem mehrere tausend Stimmen aus dem Vatikan kamen.

"Die 'Leave'-Kampagne hat die Menschen in die Irre geführt", sagte die 37-jährige Demonstrantin Casey, die gelbe und blaue Blumen im Haar trug. "Ich möchte die EU nicht verlassen." Der frühere TV-Produzent Nicholas Light forderte eine neue Volksabstimmung. "Jeder weiß, dass wir dann für einen Verbleib stimmen werden." Auch der in den EU-Farben gekleidete Demonstrant David sagte: "Wir können noch etwas tun, solange Artikel 50 noch nicht aktiviert ist."

Artikel 50 der EU-Verträge regelt den Austritt eines Landes aus der EU. Damit er zum Tragen kommt, muss die britische Regierung aber erst einmal offiziell einen Austrittsantrag stellen. Wann das nach dem historischen Brexit-Referendum geschieht, ist allerdings unklar. Cameron hatte nach der Volksabstimmung seinen Rücktritt bis zum Herbst angekündigt. Mehrere potenzielle Nachfolger ließen bereits erkennen, dass sie den Artikel frühestens 2017 aktivieren werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle könnten Preiskarussell, Zinserhöhungen und Insolvenzen anheizen - die EU bereitet sich vor
02.04.2025

Die Regierungen weltweit bereiten sich auf die massive Einführung von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump vor, die, so sein Plan,...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie stürzt ab: Miese Tesla-Auslieferungen belasten - was das für Anleger bedeutet
02.04.2025

Die weltweiten Auslieferungen des US-Autobauers Tesla sind im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf 336.681 Fahrzeuge zurückgegangen....

DWN
Panorama
Panorama Polizei: Kriminalstatistik 2024 zeigt Ausländeranteil bei Gewaltdelikten in Deutschland steigt deutlich
02.04.2025

Die Kriminalstatistik der Polizei offenbart ein besorgniserregendes Bild: Die Zahl der erfassten Gewalttaten ist 2024 um 1,5 Prozent...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes-Benz erwägt Ausstieg aus dem Billigsegment in den USA aufgrund von Trump-Zöllen
02.04.2025

Die Mercedes-Benz Group prüft derzeit, ob sie ihre günstigsten Fahrzeugmodelle in den USA aus dem Sortiment nimmt. Hintergrund sind die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Volatile Märkte vor Trumps Zollerklärung
02.04.2025

Die US-Börsen dürften überwiegend mit Verlusten in den Mittwochshandel starten, vorbörslich stecken die Technologieindizes an der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWS-Aktie unter Druck: Deutsche-Bank-Tochter muss Millionenstrafe wegen Greenwashing zahlen
02.04.2025

Die DWS, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, wurde in Deutschland zu einer Millionenstrafe wegen "Greenwashing"-Vorwürfen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit statt Massenarbeitslosigkeit? Verlängerung des Kurzarbeitergeldes steht in der Kritik
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...