Politik

Griechen attackieren Flüchtlinge und ausländische Helfer

Lesezeit: 1 min
12.07.2016 00:56
Nach einer Reihe von Angriffen auf Flüchtlinge ist die Lage auf der griechischen Insel Leros eskaliert. Einheimische sollen nun auch Mitarbeiter von internationalen Hilfsorganisationen attackiert haben. Die meisten von ihnen stellten darauf hin ihre Arbeit ein und verließen am Sonntag die Insel.
Griechen attackieren Flüchtlinge und ausländische Helfer

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge sollen am vergangenen Wochenende sowohl Flüchtlinge als auch Angehörige von humanitären Organisationen angegriffen worden sein. Eine Gruppe griechischer Männer habe rund 150 meist irakische Yeziden attackiert. Autos von Flüchtlingshelfern sollen mit Steinen beworfen worden sein.

Wie Al Jazeera berichtet, kam es bereits am Donnerstag in einem Registrierzentrum für Flüchtlinge zu Ausschreitungen. Aufgebrachte Migranten zündeten Mülleimer an und zerstörten eine Containerwohnung. Sie forderten, dass sie sofort zum griechischen Festland gebracht werden, um nach Westeuropa weiterziehen zu können. Einige schleuderten Steine gegen die Polizei. Wie ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur sagte, gelang es der Polizei, die Migranten zu beruhigen.

Am Samstag habe dann eine Gruppe von rund 150 meist irakischen Yeziden beschlossen, das Flüchtlingscamp zu verlassen und sich zum Hafen Lakki aufzumachen. Als sie im Dorf ankamen, seien sie nach Angaben der UNHCR-Sprecherin Catharina Kahane von einer Gruppe griechischer Männer angegriffen worden. Die Polizei habe eingegriffen. Allerdings nur, um die Flüchtlinge zu zwingen, ins Lager zurückzukehren. Sie selbst habe auf dem Weg zurück ins Camp einen Anruf erhalten, in dem sie aufgefordert worden sei, die Insel zu verlassen.

Kurz vor dem Eingang ins Lager hätten dann rund 50 Einheimische die Straße mit Schaufeln und Stöcken blockiert. „Sie stoppten unser Auto und schlugen darauf ein“, so Kahane. „Sie sagten uns, dass wir von der Insel verschwinden sollten. Sie sagten, wenn wir nicht das erste Boot nähmen, würde etwas Schreckliches passieren. Es war furchteinflößend. Der einzige Grund, warum wir die Insel tatsächlich verlassen haben, ist aber, weil sich die Polizei dafür überhaupt nicht interessiert.“ Kahana zufolge sei es klar, dass die Beamten auf der Seite der Angreifer stünden (siehe Video am Anfang des Textes). Sie und ihr gut 15-köpfiges Team befänden sich nun auf einer anderen griechischen Insel. Aktuell sei nur noch eine handvoll unabhängiger Helfer auf Leros.

„Im Moment scheint die Situation innerhalb des Lagers ruhig zu sein. Aber [die Flüchtlinge] sind immer noch sehr ängstlich, und viele sind verletzt“, so Milena Zajovic Milka von der Aktivistengruppe „Are You Syrious?“ zu Al Jazeera.

Auf Leros warten nach Angaben des Stabes für die Flüchtlingskrise 690 Flüchtlinge und Migranten auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge. Die meisten von ihnen sind bereits seit März dieses Jahres dort. Insgesamt sind es auf den griechischen Inseln mehr als 8400. Die Verfahren kommen aber wegen Personalmangels nur mühsam voran. Wer kein Asyl in Griechenland bekommt, soll in die Türkei abgeschoben werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...