Finanzen

Flucht ins Bargeld: Nachfrage nach Tresoren steigt deutlich

Die Nachfrage nach Tresoren ist in Deutschland im vergangenen Halbjahr deutlich angestiegen. Offenbar schrecken die von der EZB verursachten Niedrig- und Negativzinsen sowie die Warnungen vor einem Vermögensverlust der Sparer inzwischen viele Kunden auf. Der Vertrauensverlust in das europäische Banksystem ist evident.
31.08.2016 02:29
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das Wall Street Journal berichtet von einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Tresoren in Deutschland. Der größte heimische Hersteller Burg-Wächter KG registrierte im ersten Halbjahr einen Anstieg der Verkäufe um rund 25 Prozent verglichen mit dem ersten Halbjahr 2015. Grund dafür sei eine „signifikant höhere Nachfrage für Safes von Privatleuten, hauptsächlich in Deutschland.“ Auch die Verkäufe der Konkurrenten Format Tresorbau und Hartmann Tresore sind dem Wall Street Journal zufolge zweistellig gewachsen. Der Hamburger Tresorbauer Stahltresor GmbH berichtet, dass die Hersteller derzeit nahe ihrer Produktionskapazitäten arbeiten und teilweise drei Schichten fahren.

Offenbar sorgen sich die Sparer zunehmend um die Sicherheit ihrer Bankeinlagen und wollen vorbereitet sein, falls die Geschäftsbanken die von der Europäischen Zentralbank verhängten negative Einlagezinsen von 0,4 Prozent an ihre Kunden weitergeben. Zuletzt hatte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, vor „schwerwiegenden Konsequenzen“ der EZB-Geldpolitik für die Sparer gewarnt. Inzwischen hat auch Bundeskanzlerin Merkel erstmals vor den Gefahren der EZB-Politik für die Sparer gewarnt.

„Die Deutschen haben in den vergangenen Jahren ihr Geld auf Giro- und Sparkonten eingezahlt, obwohl die Zinsen immer stärker fielen. Sparer sahen die Konten als sicher an, weil diese einen einfachen Zugriff auf das Vermögen ermöglichten. Aber seit kurzem haben viele das Vertrauen verloren“, heißt es in dem Artikel. „In dem Moment, in dem mir Banken sagen, dass sie Gebühren auf mein Vermögen berechnen, nehme ich meine 50.000 Euro und verstecke sie unter meinem Kopfkissen oder kaufe einen Tresor“, wird eine Münchener Unternehmerin zitiert.

Die gestiegene deutsche Nachfrage nach Möglichkeiten der Geldaufbewahrung zuhause ist bereits seit Monaten auch in Japan zu beobachten. Die Bank of Japan gilt gemeinhin als Vorreiterin einer extrem expansiven Geldpolitik. „Man muss nur nach Japan schauen um zu erkennen, dass die Konsumenten beginnen, Bargeld zu horten“, schreibt der Finanzblog Zerohedge. „Das ist das Gegenteil von dem, was sich die Bank of Japan erhoffte, als sie negative Zinsen einführte. Mehrere Anzeichen deuten auf eine gestiegene Nachfrage nach Tresoren hin – ein Ort, an dem die Zinsen für Bargeld immer Null Prozent betragen, egal, was die Zentralbank tut.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Feiertage abschaffen: Wirtschaftlicher Nutzen bleibt fraglich
20.06.2025

Bringt die Abschaffung von Feiertagen wirklich mehr Wirtschaftswachstum? Eine aktuelle Studie analysiert reale Beispiele aus mehreren...

DWN
Politik
Politik Internationales Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Putin spricht zur Weltlage – und Selenskyj stellt seine Legitimität infrage
20.06.2025

Während Russland sich beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg als globaler Akteur inszeniert, stellt die Ukraine Putins...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Börse erholt sich zum Start in den Freitagshandel nach mehreren Verlusttagen
20.06.2025

Der DAX hat eine schwierige Woche hinter sich – doch am Freitag zeigt sich Hoffnung. Die Anleger blicken auf politische Entwicklungen und...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Europäische Initiative zur Lösung des Atomkonflikts
20.06.2025

Der militärische Konflikt zwischen Israel und dem Iran spitzt sich weiter zu – doch parallel bemühen sich europäische Diplomaten um...

DWN
Technologie
Technologie EU-Energielabel für Smartphones kommt
20.06.2025

Ein neues EU-Energielabel soll Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Kauf von Smartphones und Tablets künftig zeigen, wie effizient,...

DWN
Finanzen
Finanzen Analysten warnen: Ein globaler Börsencrash rückt näher
20.06.2025

Ein Börsencrash droht – das ist die Meinung einiger Aktienexperten. Der Grund: Der Nahost-Konflikt könnte die Ölpreise treiben und...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...