Politik

Chaos und Krieg: Libyer bereiten sich auf die Flucht nach Europa vor

Die UN berichtet, dass etwa 230.000 Libyer auf Listen stehen, wonach sie nach Italien auswandern wollen. Das Land ist seit dem Sturz von Gaddafi zerstört. Viele Libyer sagen, es sei ihnen früher wesentlich besser gegangen.
25.09.2016 01:53
Lesezeit: 1 min

Eine Mehrheit der Libyer scheint sich offenbar den 2011 gestürzten Machthaber Muammar al Gaddafi zurückzuwünschen., berichtet die Sunday Mail. Den von der Zeitung Befragten zufolge sei das Leben unter Gaddafi deutlich angenehmer gewesen als derzeit. Die Zeitung berichtet von Ausschreitungen vor Banken, weil die Libyer nur noch begrenzt Geld abheben könne. Auch er Kampf um Lebensmittel hat sich verschärft.

Der zuständige UN-Botschafter Martin Kobler sagte der italienischen Zeitung La Stampa: "Wir haben auf unserer Liste 235.000 Migranten, die nur auf eine gute Gelegenheit warten, um das Land in Richtung Italien zu verlassen - und sie werden es tun."

“We have on our lists 235 000 migrants who are just waiting for a good opportunity to depart for Italy, and they will do it.”

„Ich habe mich der Revolution in den ersten Tagen angeschlossen und gegen Gaddafi gekämpft. Vor 2011 habe ich Gaddafi gehasst. Aber jetzt ist das Leben viel, viel härter und ich wurde zu seinem größten Fan“, sagte ein Bürger der Stadt Murzug. „Es sollte nun besser sein als zu Gaddafis Zeiten aber jetzt ist es wegen dem Chaos und dem Bürgerkrieg eine totale Katastrophe“, wird ein andere zitiert.

Eine Koalition aus Briten und Franzosen war im März 2011 mit Luftschlägen gegen das Gaddafi-Regime vorgegangen als er damit drohte, den Aufstand in der Stadt Benghazi zu unterdrücken. Der Ausschuss für Außenpolitik des britischen House of Commons verurteilte die Entscheidung des damaligen Premiers Cameron in der vergangenen Woche. Die Intervention sei auf Grundlage „fehlerhafter Einschätzungen“ erfolgt, zitiert die Sunday Mail aus dem Bericht. Cameron habe außerdem keinerlei Vorkehrungen dafür getroffen, wie es nach Gaddafi weitergehen sollte, was den Abstieg des Landes ins Chaos erst ermöglicht habe.

Zu den Problemen, die die meisten Libyer heute zu bewältigen haben, gehören unter anderem die heftigen Kämpfte zwischen marodierenden Milizen, stundenlange Stromausfälle, eine Bankenkrise und eine Knappheit bei Medikamenten.

„Es ist einfach so, dass das Leben der Menschen heute viel schwieriger ist als unter Gaddafi“, wird ein Geschäftsmann aus Tripoli zitiert.

Die Libyer gehörten bisher zu den reichsten Bürgern in der arabischen Welt. Heute überlegen sich viele von ihnen, nach Europa auszuwandern – ebenso wie fast 8.000 Schwarzafrikaner, die jeden Tag aus dem Süden in das Land kommen, um nach Europa überzusetzen.

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