Die Spionage bei Yahoo im Auftrag von Regierungsbehörden ist offenbar weit umfangreicher ausgefallen, als bislang bekannt. Dies berichtet das Magazin Heise und verweist dabei auf amerikanische Datenschützer und den demokratischen Senator Ron Wyden aus Oregon.
Diese fordern die Regierung in Washington auf, eine Direktive offenzulegen, welche Vorgaben der staatlichen Behörden zur Überwachung der Inhalte bei Yahoo enthalten soll. Es deute nach Erkenntnissen von Experten einiges darauf hin, dass nicht nur E-Mails der Kunden ausspioniert worden seien, sondern das gesamte Yahoo-Netzwerk mit allen seinen Dienstleistungen. Nach Aussagen früherer Yahoo-Mitarbeiter sein „ein Kernel-Modul für Linux in das System eingeschleust worden, das alles überwacht hat, was bei Yahoo über die Netze geht“, schreibt Heise.
Vergangene Woche erst war bekannt geworden, dass Yahoo im Auftrag der US-Regierung die E-Mails hunderter Millionen Kunden für eine Behörde – wahrscheinlich einen Geheimdienst – ausspioniert hatte. „Die Anordnung kam wohl vom Inlandsgeheimdienst FBI, der im Inland regelmäßig im Auftrag der NSA tätig wird. Die Möglichkeit, gegen die geheime Anordnung vor Gericht zu gehen, nutzte Mayer laut dem Bericht nicht. Das soll mehrere hochrangige Yahoo-Manager verärgert haben“, schreibt Heise dazu.
Die Behörden betonen, es habe sich ausschließlich um Maßnahmen gegen terroristische Aktivitäten gehandelt, aber nicht um eine verdachtsunabhängige Massenüberwachung von E-Mails und Telefonkontakten, schreibt Heise. Wie die sehr hohe Zahl der betroffenen Kunden vor dem Hintergrund dieser Aussagen zu bewerten ist, bleibt fraglich.
Die anvisierte Übernahme Yahoos durch den Telekommunikationsanbieter Verizon wurde von den Enthüllungen beeinträchtigt. Ursprünglich wollte Verizon Yahoo für 4,8 Milliarden US-Dollar übernehmen und mit AOL zusammenlegen. AOL hat nun offenbar Bedenken wegen angemeldet und hält nur noch etwa 3,8 Milliarden Dollar als Übernahmepreis gerechtfertigt.