Die Aufnahme neuer Schulden in US-Dollar hat in den ersten Monaten des laufenden Jahres weltweit ungewöhnlich stark zugenommen. Insbesondere Unternehmen aus Staaten, die unter dem Schlagwort „Schwellenländer“ subsummiert werden, haben so intensiv neue Schulden zwischen Januar und Mai aufgenommen wie nie zuvor. Dies geht aus einer Analyse von Bloomberg hervor.
Die Verkäufe von in US-Dollar denominierten Anleihen errichten bis Anfang Mai einen Gesamtumfang von etwa 160 Milliarden Dollar. Dies entspricht mehr als dem Doppelten jenes Wertes, der zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr erreicht wurde. Der Anstieg war der höchste, der jemals beobachtet wurde, seitdem Bloomberg mit der Analyse der Daten im Jahr 1999 begann. „Unternehmen wie beispielsweise Petroleo Brasileiro und Petroleos Mexicanos haben Milliarden-Anleihen verkauft. Sie stießen auf ein starkes Interesse bei Investoren, die darauf erpicht waren, eher kürzer laufenden Anleihen zu kaufen, welche nicht zu sehr von den Leitzinserhöhungen der US-Zentralbank Federal Reserve beeinflusst werden“, schreibt Bloomberg.
Die Bereitschaft der Investoren, die Schuldpapiere zu kaufen, spiegelt sich beispielsweise in hohen Zuflüssen in entsprechende Fonds wieder. Anlagefonds, die auf Anleihen aus Schwellenländern spezialisiert sind, meldeten Zuflüsse von 1,9 Milliarden Dollar, berichtet der Datenanbieter EPFR Global. Auch börsengehandelte Fonds aus diesem Bereich konnten mehr als 200 Millionen Dollar einnehmen.
Investoren aus den USA und Europa interessieren sich derzeit angeblich besonders für Unternehmensanleihen aus Staaten wie Brasilien, Indonesien oder Argentinien, weil diese vergleichsweise hohe Renditen abwerfen und eher kurze Laufzeiten aufweisen. Das Anleihe-Universum von Unternehmensschulden aus sich entwickelnden Ländern wächst stark. Derzeit haben die gesamten Verpflichtungen rund 426 Milliarden Dollar erreicht. Diese Anleihen haben eine durchschnittliche Laufzeit von 6,3 Jahren verglichen mit etwa 10,8 Jahren bei Unternehmensanleihen mit der als risikoloser eingestuften Investment Grade-Güte.
„Wenn Sie nicht zu stark von der Zinsentwicklung in den USA betroffen sein möchten, ihr Portfolio diversifizieren möchten und den Markt aufstrebender Schwellenländer bespielen wollen dann kaufen Sie schrittweise Unternehmensanleihen aus dieser Region zu“, wird ein Repräsentant der amerikanischen Vermögensverwaltung Voya Investment Management zitiert.
Ein beträchtliches Risiko für Unternehmen, die sich in Dollar verschulden, stellt eine künftige Dollar-Aufwertung gegenüber der jeweiligen Landeswährung dar, weil sie die Rückzahlung der Schulden verteuert. Dies gilt insbesondere für Firmen, die ihre Umsätze ausschließlich oder zu großen Teilen in der Landeswährung generieren. Das Institute of International Finance schätzt, dass Unternehmen aus den Schwellenländern auf rund 1,58 Billionen Dollar sitzen, die in den kommenden fünf Jahren an ausländische Gläubiger zurückgezahlt werden müssen. Etwa 80 Prozent dieser Schulden notieren dem Institut zufolge in US-Dollar.