Finanzen

Trump nominiert Befürworterin eines Goldstandards für Fed-Vorstand

Lesezeit: 2 min
03.07.2019 17:02
US-Präsident Donald Trump hat Judy Shelton für den Fed-Vorstand nominiert, die das aktuelle globale Finanzsystem infrage stellt und sogar die Rückkehr zu einem Goldstandard befürwortet hat.
Trump nominiert Befürworterin eines Goldstandards für Fed-Vorstand
US-Präsident Donald Trump hat Judy Shelton für den Fed-Vorstand nominiert, die einen Goldstandard befürwortet. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am Dienstagabend hat Donald Trump auf Twitter angekündigt, dass er Christopher Waller und Judy Shelton in den Vorstand der US-Zentralbank Federal Reserve beruft. Letztere ist nicht nur eine etablierte Kritikerin der globalen Zentralbanken, sondern hat sich auch wiederholt positiv über einen Goldstandard geäußert.

Christopher Waller ist bisher weniger in Erscheinung getreten. Derzeit ist er Vizechef bei der Federal Reserve Bank of St. Louis. Bevor er im Juni 2009 als Forschungsdirektor zur St. Louis Fed kam, war er Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftswissenschaften an der University of Notre Dame, wie aus seinem Profil hervorgeht.

Doch die Nominierung von Waller ist sicherlich nicht der Grund, warum der Goldpreis im Anschluss an die Ankündigung von Donald Trump in die Höhe schoss. Ein wahrscheinlicherer Grund ist Trumps zweite Nominierung. Denn die ökonomische Beraterin des Präsident Judy Shelton ist Befürworterin eines Goldstandards.

Sie war zuletzt Exekutivdirektorin der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in den USA und arbeitete zuvor für das Sound Money Project, das gegründet wurde, um das Bewusstsein für Währungsstabilität und finanzielle Privatsphäre zu fördern.

Im April hatte Shelton einen Kommentar für das Wall Street Journal geschrieben mit dem Titel "The Case for Monetary Regime Change". Daran schreibt sie, es sei "vollkommen legitim und sehr klug, die Unfehlbarkeit der Federal Reserve bei der Anpassung der Geldmenge an die Bedürfnisse der Wirtschaft in Frage zu stellen". Und weiter:

"Keine andere staatliche Institution hatte mehr Einfluss auf die Schaffung von Geld und Krediten im Vorfeld der verheerenden globalen Kernschmelze von 2008. Und die Reaktion der Fed auf den Crash könnte den Schaden noch verschlimmert haben, indem sie den Anreiz für Banken verringert hat, das Wachstum des privaten Sektors zu finanzieren."

Was als Notfallentscheidung im Zuge der Finanzkrise begonnen habe  sei inzwischen zum wichtigsten Mittel der Geldpolitik geworden, so Judy Shelton. Wenn man die Banken dafür belohne, dass sie überschüssige Reserven auf sterilen Depositarkonten bei der Fed halten, anstatt Kredite an die Öffentlichkeit zu vergeben, trage dies nicht zur Gründung von Unternehmen bei und fördere nicht die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Judy Shelton über die Vorteile eines Goldstandards

Nach Ansicht von Judy Shelton gibt es für den internationalen Handel heute keine Regeln, die gleiche monetäre Wettbewerbsbedingungen gewährleisten könnten. Vielmehr würden es die heutigen Vereinbarungen den Regierungen erlauben, ihre Währungen zu manipulieren, um einen Exportvorteil zu erlangen.

Ein besseres System sei der klassische Goldstandard gewesen, so Shelton. "Der klassische Goldstandard stellte einen internationalen Vergleichswert für Währungen bereit, in Übereinstimmung mit den Prinzipien des freien Handels." Und weiter:

"Geld ist dazu gedacht, als zuverlässige Rechnungseinheit und Wertspeicher über Grenzen und Zeiträume hinweg zu dienen. Es ist völlig vernünftig zu fragen, ob dies besser gewährleistet werden könnte, indem man das Angebot an Geld und Krediten mit Gold oder einem anderen Bezugspunkt verbindet, anstatt sich auf das Urteil von etwa einem Dutzend Währungsbeamten zu verlassen, die sich achtmal im Jahr treffen, um die Zinssätze festzulegen."

Im Jahr 1998 veröffentlichte Judy Shelton das Buch Money Meltdown, worin sie ein einheitliches internationales Währungssystem - ein neues Bretton Woods - forderte, um die Grundlage für weltweite Stabilität und Wohlstand in der Zeit nach dem Kalten Krieg zu schaffen.

Auch Trump hat sich wiederholt positiv über einen Goldstandard geäußert. "Den Goldstandard zurückzubringen, wäre sehr schwierig, aber es wäre wunderbar. Wir hätten einen Standard, auf dem wir unser Geld aufbauen könnten", sagte er im letzten Wahlkampf.

Doch der Grund für die Nominierung von Judy Shelton hat wahrscheinlich weniger mit der baldigen Einführung eines Goldstandards zu tun. Vielmehr hängt dies wohl vor allem damit zusammen, dass sie kürzlich sagte, dass sie die Zinssätze innerhalb von ein bis zwei Jahren auf 0 Prozent senken würde.

Donald Trump sieht die letzten Zinsanhebung der Federal Reserve kritisch und hat wiederholt niedrigere Zinsen zur Ankurbelung der Wirtschaft angemahnt. Zu hohe Zinsen drohen sogar einen Rezession auszulösen, was seine Wiederwahl zum US-Präsidenten im kommenden Jahr gefährden könnte.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...