Finanzen

Techniker Krankenkasse bereitet Versicherte auf steigende Beiträge vor

Lesezeit: 1 min
30.09.2019 11:31  Aktualisiert: 30.09.2019 11:35
In der gesetzlichen Krankenversicherung seien die guten Zeiten vorbei, sagt der Chef der Techniker Krankenkasse.
Techniker Krankenkasse bereitet Versicherte auf steigende Beiträge vor
Foto: Malte Christians

Die Krankenkassenbeiträge für gesetzlich Versicherte werden womöglich in Zukunft wieder ansteigen. "Auch in der Krankenversicherung sind die richtig guten Jahre wohl vorbei", sagte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Montag. "Bei sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben werden die Krankenkassen ihre heutigen Beitragssätze auf Dauer nicht halten können", warnte der Chef von Deutschlands größter gesetzlicher Krankenkasse.

Die gesetzliche Krankenversicherung müsse die Kosten der Reformen aus der laufenden und der vorangegangenen Wahlperiode verkraften, die sich auf zehn bis 15 Milliarden Euro jährlich summierten, erklärte Baas. Bisher habe dies durch die gute Beschäftigungslage und die starke Zuwanderung aufgefangen werden können. "Aber darauf können wir uns langfristig nicht stützen."

Baas forderte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, die geplante Reform des Finanzausgleichs zwischen den Kassen umzusetzen. "Kommt die Finanzreform nicht oder nur unvollständig, besteht die Gefahr, dass schon bald Kassen in die Pleite schlittern", warnte der Krankenkassen-Chef. Er mahnte zudem umfangreiche Reformen an, um vor allem die medizinische Versorgung auf dem Land zu verbessern. "Wir benötigen endlich einen gesamtdeutschen Masterplan, um die medizinische Versorgung auch auf dem Land sicherzustellen, heute und vor allem für die Zukunft", sagte Baas. Die Politik habe sich jahrelang "im Klein-Klein verloren".

Der AOK-Bundesverband beklagt Ende August, dass auf die gesetzlichen Krankenkassen in den kommenden Jahren zusätzlich Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe zurollen. "Die Preise steigen, aber die Leistungen für die Versicherten verbessern sich bisher nicht", sagte Verbandschef Martin Litsch damals der Rheinischen Post. Als Beispiele für Kostentreiber nannte er die Servicestellen für Termine beim Facharzt und die jüngste Gesetzgebung für Apotheker.

"Bei den Terminservicestellen, die zwischen 2019 und 2022 mehrere Milliarden Euro an zusätzlichen Beitragsmitteln kosten, kann ich bisher keinen echten Nutzen für die Versicherten erkennen", erklärte Litsch. Sie erzeugten vor allem viel Bürokratie. "In der Hoffnung, dass die Ärzte ihren Widerstand gegen die Regelungen aufgeben, erhalten sie zusätzliche Honorare in Höhe von jährlich 600 Millionen Euro als Beruhigungspille." Den gleichen Mechanismus sehe man bei den Apothekern. "Auch sie erhalten zusätzliche Vergütungen, damit sie den Versandhandel tolerieren."

Litsch mahnte zu einer umsichtigeren Ausgabenpolitik im Gesundheitswesen. "Die zusätzlichen Kosten für die Krankenkassen belaufen sich von 2019 bis 2022 auf rund 29 Milliarden Euro." Die höchsten Summen entfielen auf die Kosten für zusätzliches Pflegepersonal und für die Terminservice-Stellen. Die aktuellen Bilanzzahlen zeigten aber, dass die üppigen Zeiten vorbei seien. "Ich kann nur vor weiteren kostenintensiven Gesetzen warnen."

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...