Politik

Putin-Vertrauter: Abbruch der Beziehungen zwischen EU und Russland ist nicht möglich

Der Chef der staatlichen russischen Eisenbahngesellschaft, Wladimir Jakunin, sagt, dass die russische Wirtschaft ohne Kredite von westlichen Banken nicht auskommen könne. Vor allem Europa als Partner sei unersetzlich für Russland. Doch Washington wolle Europa und Russland zu Feinden machen.
13.11.2014 01:41
Lesezeit: 2 min

Der Vorsitzende der staatlichen russischen Eisenbahngesellschaft (RZhD), Wladimir Jakunin, sagt, dass Asien den Westen als Finanzierungs-Quelle nicht ersetzen kann. Russland solle seine europäische Integration vorantreiben.

Jakunin gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten und hat große Zweifel an den viel gepriesenen neuen Beziehungen zwischen Russland und China. China könne kein wirtschaftlicher Ersatz für die Beziehungen mit dem Westen sein. Der RZhD-Chef will ein Modernisierungs-Programm der staatlichen Eisenbahn in Gang bringen. Doch ihm fehlen die Mittel. Das Projekt soll einen Wert in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar haben.

Die Financial Times zitiert Jakunin:

„Es ist übertrieben zu sagen, dass östliche Finanzinstitute westliche Finanzinstitutionen ersetzen können. Die Kredite, die wir aus westlichen Finanzmärkten erhalten können (…) sind viel längerfristiger als das, was wir auf den asiatischen Märkten erhalten.“

Jakunin beschuldigt die USA, die Sanktionen gegen Russland eingeleitet zu haben, um die Beziehungen zwischen Russland und Europa zu torpedieren. Die USA wollen die Beziehungen zwischen Russland und Europa vorsätzlich schädigen. Doch Washington werde mit dieser Strategie scheitern.

Jakunin wörtlich:

„Alle Diskussionen über den Abbruch der Beziehungen zwischen Russland und Europa sind nicht realisierbar. Zweitens wäre ein Abbruch sowohl für Russland als auch für Europa schädlich. Doch mehr als das, wäre es schädlich für die gesamte Weltwirtschaft.“

Im März machte Jakunin eine sogenannte „globale Finanz-Oligarchie“ aus dem Westen für den Janukowitsch-Umsturz in der Ukraine verantwortlich.

Der Rubel stürzte vergangene Woche um acht Prozent ab. Das stellt einen Negativ-Rekord der vergangenen elf Jahre dar. Die russische Zentralbank versucht den Verfall des Rubels aufzuhalten, in dem sie den Wechselkurs freigibt. Zudem wird mit Devisenmarkt-Interventionen gegen den Verfall gesteuert.

Jakunin argumentiert, dass der fallende Rubel positiv sei, weil dadurch die Export-Wirtschaft angekurbelt werde. Doch zahlreiche Unternehmen werden von dem Verfall des Rubels hart getroffen, weil sie sich nicht gegen Fremdwährungsrisiken abgesichert haben. Die vorgefallene Veränderung der Austauschrelation zwischen dem Rubel und ausländischen Währungen hat eine negative Wirkung auf den Erfolg der russischen Unternehmen erzeugt. Auch das sei ein Problem.

Die RZhD hat im März in London Eurobonds im Wert von 500 Millionen US-Dollar platziert. Das Unternehmen erwägt eine zusätzliche Finanzierung über diesen Weg. Vergangene Woche war Jakunin in London, um Investoren von seinem Vorhaben zu überzeugen. Doch der US-Druck auf den Finanz-Sektor verbietet eine derartige Kooperation.

Große russische Unternehmen stehen Schlange, um Gelder aus dem russischen Wohlstands-Fonds zu bekommen. Beispielsweise hat sich der Energie-Riese Rosneft für Mittel in Höhe von 48 Milliarden US-Dollar beworben. Rosneft hat Schulden in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar. Deren Rückzahlung ist für den Dezember und Februar angesetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...