Technologie

Nur spielen und chatten: Jugendliche haben wenig Ahnung vom Internet

Lesezeit: 2 min
30.11.2014 23:43
Chatten, Videos schauen und Online-Spiele spielen, das können Kinder und Jugendliche. Doch geht es darum, Computer und Internet zu nutzen, um zu recherchieren und die gesammelten Informationen für andere aufzubereiten, stehen die meisten Jugendlichen auf der Leitung. Es mangelt ihnen an der Kompetenz im Umgang mit den neuen Technologien.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Den Kindern und Jugendlichen von heute wird gemeinhin eine große Kompetenz im Nutzen der Neuen Medien nachgesagt. Eine neue Studie zeigt nun jedoch, dass die Jugendlichen trotz des ständigen Kontakts mit neuen Medien eine viel geringere Kompetenz haben, als angenommen. Ihre Fähigkeiten beschränken sich größtenteils auf den Gebrauch von sozialen Netzwerken und die Nutzung von Spielen sowie YouTube. Geht es aber darum, Computer, Tablets oder Smartphones tatsächlich zur Recherche, zum Erstellen von Dokumenten oder gar zum Programmieren zu nutzen, sind die Jugendlichen plötzlich keine Digital Natives mehr. Die Jugendlichen wissen zwar um diese Art des Umgangs mit neuen Technologien, können sie aber nicht nutzen.

Für die „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) wurden Achtklässler in insgesamt 21 Ländern getestet. Die Studie testet die Computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schüler, schaut aber auch auf ihren familiären Hintergrund und das schulische Umfeld. „Computer- und informationsbezogene Kompetenzen sind als individuelle Fähigkeiten einer Person definiert, die es ihr erlauben, Computer und neue Technologien zum Recherchieren, Gestalten und Kommunizieren von Informationen zu nutzen“, heißt es in der Studie. Und gleichzeitig die gefundenen Informationen „zu bewerten, um am Leben im häuslichen Umfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft erfolgreich teilzuhaben“. Mit Blick auf Kompetenzen kommt die Studie bei den Achtklässlern zu dem Ergebnis, dass die Annahme „Kinder und Jugendliche würden durch das Aufwachsen in einer von neuen Technologien geprägten Welt automatisch zu kompetenten Nutzern (…) digitaler Medien, nicht zutrifft“.

Ohne entsprechende Schulung, wie man die neuen Technologien optimal einsetzt, können auch die Jugendlichen nicht zu fähigen Nutzern werden. Dann verbleiben sie auf dem Niveau des Spielens und Chattens. So gaben 82 Prozent aller getesteten Achtklässler der 21 Länder an, dass sie die neuen Technologien mindestens einmal die Woche nutzen, um Musik zu hören (Deutschland 78%). Videos und Filme runterzuladen oder online anzuschauen, gehört auch zu einer der häufigsten Aktivitäten im Zusammenhang mit den neuen Technologien (68%, Dtld.: 54%) (Grafik 1).

 

Für Recherchezwecke, zum Lernen oder für Schulpräsentationen werden Computer hingegen seltener genutzt. So gaben beispielsweise nur 45 Prozent der befragten Schüler insgesamt an, den Computer zumindest einmal pro Monat zu nutzen, um Aufsätze oder ähnliches vorzubereiten (Deutschland: 42%) (Grafik 2).

Die Studie geht von fünf möglichen Kompetenzstufen aus, die hätten erreicht werden können. Fast die Hälfte aller deutschen Schüler war in der Kompetenzstufe III zu finden, so das Institut für Schulentwicklungsforschung, das für die Studie mit dem ICILS zusammengearbeitet hat. Sie können mit Hilfestellung, Informationen ermitteln, sie bearbeiten und einfache Textdokumente oder ähnliches erstellen. Mehr als ein Viertel (knapp 30%) der deutschen Achtklässler kann aber noch nicht einmal das. Sie erreichten nur die Kompetenzstufe I oder II. Die Kompetenzstufe I bedeutet „rudimentäre rezeptive Fertigkeiten und sehr einfache Anwendungskompetenzen“ wie das  Anklicken eines links oder einer E-Mail. (Grafik 3)  Angesichts der wachsenden Ansprüche im Umgang mit Computern etc. stellt das Fehlen dieser wichtigen Kompetenzen die Schüler in der Arbeitswelt zukünftig vor große Schwierigkeiten.

Mit einem insgesamt erreichten Leistungsmittelwert von 523 Punkten lag Deutschland leicht über dem internationalen Mittelwert von 500 Punkten (EU: 525 Punkte). Die Studie zeigt aber auch, dass das Kompetenzniveau der Mädchen in Deutschland größer ist als das der Jungen. Zudem spielt auch hier der soziale Hintergrund eine wichtige Rolle. Schließlich geht es bei dem Erwerb von Kompetenzen auch um die Fähigkeit, diverse Neue Medien Zuhause zu nutzen und von den Eltern im Umgang geschult zu werden. Mindestens genauso wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch die Schule. Gibt es ausreichend Computer, werden sie im Unterricht bewusst eingesetzt, wie gut können die Lehrkräfte damit umgehen – all diese Fragen sind entscheidend.

So ist bei der Studie besonders auffällig, dass in keinem anderen teilnehmenden Land Lehrkräfte so selten Computer im Unterricht einsetzen wie in Deutschland. Nur 9,1 Prozent der Lehrer in Deutschland benutzen Computer täglich im Unterricht. Ein Viertel der Lehrkräfte nutzt ihn mindestens einmal die Woche, 29,2 Prozent mindestens einmal im Monat (Grafik 4).


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama 75 Jahre DDR-Gründung: Was bleibt von damals?
06.10.2024

Vor 35 Jahren endete die DDR durch die friedliche Revolution – anders als die dramatischen Anfänge des SED-Regimes. Doch die Spuren der...

DWN
Finanzen
Finanzen Zinswende in USA und Europa: Wie Anleger sich jetzt ideal aufstellen
06.10.2024

Die Notenbanken treiben die Angst vor der Rezession um und veranlassten sie zu Zinssenkungen. Was bedeutet die Zinswende für Anleger und...

DWN
Immobilien
Immobilien Kaminofenverbot ab 2025: Neue Grenzwerte und bis zu 50.000 Euro Strafe
06.10.2024

Ab 2025 tritt ein bundesweites Immissionsschutzgesetz in Kraft, nachdem viele Kaminöfen in deutschen Haushalten entweder modernisiert oder...

DWN
Panorama
Panorama 66 Jahre und noch längst kein Ende: Was bedeutet es, heute alt zu sein?
06.10.2024

Die Generation der aktiven Senioren fährt E-Bike und trainiert im Fitnessstudio: Immer mehr Menschen in Deutschland werden deutlich älter...

DWN
Immobilien
Immobilien Immowelt-Umfrage: So viel kostet die Energiesanierung Immobilienbesitzer
06.10.2024

Laut einer Umfrage geben Immobilienbesitzer 2024 im Durchschnitt 37.000 Euro für Energiesanierungen aus. Ein stolzer Betrag, wobei mehr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Umstellung auf die E-Rechnung ab 2025: Was das für Unternehmen bedeutet
05.10.2024

Ab Januar 2025 wird sie Pflicht – die E-Rechnung. Deutsche Unternehmen sind ab dann verpflichtet, im Geschäftsverkehr mit anderen...

DWN
Politik
Politik Nato-Führungswechsel: Startet Rutte eine neue Ära?
05.10.2024

Die Suche nach einem neuen Nato-Generalsekretär dauerte länger als ursprünglich gedacht. Nun kommt es jedoch zum erwarteten Wechsel....

DWN
Politik
Politik 75 Jahre China: Wohin steuert die Volksrepublik?
05.10.2024

Staatschef Xi Jinping verfolgt das Ziel, China bis 2049 als dominierende Weltmacht zu etablieren. Doch Konflikte, Kriege und...