Politik

UN will Energie aus Öl und Kohle bis 2050 komplett abschaffen

Lesezeit: 2 min
09.12.2014 00:18
Im kommenden Jahr soll ein neues Klima-Abkommen unterzeichnet werden. Öl und Kohle sollen dann ab 2050 nicht mehr als Energiequelle genutzt werden. Experten halten dies aber für nahezu unmöglich. Deshalb werden auch Abgaben der reicheren Länder an ärmere Länder, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sein werden, diskutiert.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt des diesjährigen Klimagipfels in Lima waren erneut der Klimawandel und die Reduzierung der CO2-Emissionen. Im Zentrum stand das so genannte Pariser-Abkommen. 48 Länder wollen das neue Abkommen im kommenden Jahr unterzeichnen. Doch die Maßnahmen, die die UN im neuen globalen Klimapakt fordert, stellen die Regierungen und die Industrie vor massive Herausforderungen.

Bis zum Jahr 2050 sollen nach Möglichkeit alle Unternehmen, die Öl, Gas und Kohle zur Energiegewinnung nutzen, abgeschafft werden. Nur so könnte die Erwärmung bei maximal zwei Grad und weniger gehalten werden. Alternativ könnte auch versucht werden, die Nutzung fossiler Brennstoffe weiter zu ermöglichen, aber nur, wenn die einzelnen Länder eine Netto-Null-Emission bis 2050 vorweisen können. Dafür müsste sichergestellt werden, dass die durch die Energiegewinnung produzierten CO2-Emissionen nicht in die Atmosphäre gelangen oder durch andere Maßnahmen wieder aus der Atmosphäre gefiltert werden.

Energieunternehmen wie Shell und Exxon Mobile jedoch lehnen die hohen Ziele ab. Ihnen zufolge sei die Nachfrage nach Energie so groß und würde so stark steigen, dass die Erneuerbaren Energien in den kommenden Jahrzehnten noch immer nicht den Bedarf decken könnten. Selbst wenn die erneuerbaren Energie deutlich billiger würden und weltweit zum Einsatz kämen, könnten sie den Klimawandel nicht mehr aufhalten, sagen auch die beiden Forscher Ross Koningstein und David Fork. Wirtschafts-Analysten sehen die neuen Klimaziele ähnlich skeptisch. „Es ist verständlich, dass die Länder diese Ziele vorschlagen, aber nur allein deswegen werden sie nicht erreichbarer“, sagt Jonathan Grant von PwC der FT. Kein Land habe jemals konsequent seine Kohlenstoffbelastung so stark heruntergefahren, wie es notwendig wäre, um in einem so kurzen Zeitraum die Klimaziele zu erreichen. Vor allem nicht, wenn Gelder für den Klimaschutz an falscher Stelle eingesetzt werden. So nutzt Polen beispielsweise drei Milliarden Euro von der EU, die es aus der Versteigerung der CO2-Zertifikate bekommt, für die Kohle-Produktion und die Sanierung des Haushalts statt damit den landeseigenen Energie-Mix zu diversifizieren.

Es gibt jedoch noch weitere Vorschläge für das mögliche Pariser-Abkommen. So wurde vorgeschlagen, Ölexporte aus Entwicklungsländern in reiche Länder zu besteuern. Und die reichen Länder müssten die Menschen, die am schlimmsten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden, entschädigen. Ähnlich auch eine andere Idee: Demnach sollen die reichen Länder ab 2020 ein Prozent ihres BIP abgeben, um den armen Menschen, die von der globalen Erwärmung betroffen sind, finanziell zu helfen. Entwicklungsminister Gerd Müller  warnte letztlich vor bis zu 200 Millionen Klimaflüchtlingen, mit denen die sieben Industriestaaten rechnen müssten, weil sich beispielsweise in Afrika Dürrezonen ausbreiten und Hitzeperioden ungeahnten Ausmaßes entstehen. „Das wird die große Schlacht von Paris werden“, so Liz Gallagher von dem Think Tank E3G. Auch sie hält eine vollständige Beseitigung der Emissionen für unmöglich. Denn dafür müsste beispielsweise auch das Fliegen abgeschafft werden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...