Technologie

Griechenland: Versuchte Millionen-Bestechung bei Präsidenten-Wahl

In Griechenland sorgt der Versuch, einen oppositionelle Abgeordneten zu bestechen, für Aufregung. Ein Parlamentarier der „Unabhängigen Griechen“ hatte erklärt, man habe ihm eine Summe zwischen zwei und drei Millionen Euro angeboten, damit er für den zur Wahl stehenden neuen Staatspräsidenten und Ex-EU-Kommissar Dimas stimmt.
23.12.2014 01:38
Lesezeit: 2 min

Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras hat am Sonntag in einer TV-Ansprache den Parlamentsabgeordneten eine Reihe von Kompromissen angeboten. Darunter war der Vorschlag, vorgezogene Neuwahlen bis Ende 2015 abzuhalten. Offiziell ist die Regierung Samaras bis Juni 2016 im Amt. EU-Präsident Juncker warnte Griechenland bereits vor einem „falschem Wahlergebnis“.

Nun wurde bekannt, dass offenbar versucht wurde, den Abgeordneten Pavlos Haikalis von den „Unabhängigen Griechen“ mit einer Summe zwischen zwei und drei Millionen Euro zu bestechen, um den Kandidaten der Regierung bei der anstehenden Wahl des Staatspräsidenten zu unterstützen, wie das Wall Street Journal und auch die BBC berichteten.

Pavlos Haikalis sagte der BBC, er sei von einem „ungenannten Individuum aus der Finanzbranche“ angesprochen worden. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Im ersten Wahlgang am vergangenen Mittwoch kam der Kandidat Dimas auf 160 Stimmen. Das Regierungslager aus Nea Demokratia und Pasok hat im Parlament 155 Abgeordnete. Die Verfassung des Landes sieht eine Auflösung des Parlaments und Neuwahlen vor, sollten sich die Abgeordneten bei der Wahl nicht einigen können. Von der Finanzindustrie und in der EU wird befürchtet, dass bei Neuwahlen die linke Syriza-Partei an die Macht kommen könnte.

Würde der zur Abstimmung stehende frühere EU-Kommissar Stavros Dimas als Staatspräsident Ende Dezember jedoch mehrheitlich von den Abgeordneten gewählt, wären Neuwahlen bereits im Februar 2015 obsolet. Daher hofft Ministerpräsident Samaras, durch die Unterstützung unabhängiger Abgeordneter irgendwie die 60-Prozent-Hürde für die Staatspräsidentenwahl zu reißen. Und sich damit mehr Zeit zu erkaufen.

Offenbar gehören dazu auch Bestechungsversuche, selbst wenn sie über Umwege „von außen“ kommen.

Vor wenigen Tagen hatte der Bundestag das laufende Kredit-Programm für Griechenland mit Stimmen der CDU und SPD um zwei Monate bis Ende Februar 2015 verlängert. Hintergrund ist, dass Athen damit mehr Zeit bekommen solle, um alle Auflagen der Troika zu erfüllen. Offiziell sollten der Kreditrahmen für Griechenland von 240 Milliarden bis Ende 2014 ausgeschöpft sein. Bei der Verlängerung geht es um die letzte Kreditrate von 1,8 Milliarden Euro.

Des Weiteren stimmte der Bundestag über eine „vorsorgliche Kreditlinie“ aus dem ESM von knapp 11 Milliarden Euro mit einer Laufzeit von einem Jahr ab. Dieser Kredit wird als „Sicherheitsnetz“ bezeichnet, damit das Land sich wieder am Markt Geld leihen.

Der Bundestag hatte dem zugestimmt, so dass Finanzminister Schäuble nun im ESM-Gouverneursrat ein Verhandlungsmandat hat. Bevor es zu einem endgültigen Beschluss kommt, muss der Bundestag im Januar erneut abstimmen.

Kritiker weisen auf die geltende „Leitlinie für eine vorsorgliche Finanzhilfe“ hin, wonach die Unterstützung durch den Euro-Stabilisierungsfonds ESM nur für Euro-Länder in Frage komme, „deren wirtschaftliche und finanzielle Situation insgesamt nach wie vor solide ist“.

Der offizielle Schuldenstand Griechenlands beträgt 175,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die Arbeitslosenquote liegt bei knapp 27 Prozent. Seit 2008 ist das griechische BIP um beinahe ein Viertel geschrumpft.

Zu den Auflagen der Troika gehört die Reduzierung der öffentlichen Beschäftigten. 2009 zählte die öffentliche Verwaltung rund 953.000 Mitarbeiter, derzeit sind es noch etwa 670.000 Beschäftigte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...