Finanzen

Banken verlieren den Glauben an die Allmacht der Zentralbanken

Die Zentralbanken überfluten die Märkte mit Liquidität. Citi-Ökonom Matt King geht davon aus, dass das auch so bleibt – obwohl der wirtschaftliche Nutzen nicht ersichtlich ist. Gefahr besteht, wenn die Zentralbanken die Rückkehr zur „normalen Politik“ wagen. Paul Volcker warnt: Die Zentralbanken versprechen mehr, als sie halten können.
29.01.2015 01:09
Lesezeit: 1 min

Der ehemalige Chef der US-Notenbank Federal Reserve, Paul Volcker, stimmt in den Chor der Zweifler ein, die die Allmacht der Zentralbanken in Frage stellen: Bei einer Veranstaltung von Centralbanking.com sagte Volcker, die Notenbanken seien die letzte Hoffnung der Anleger geworden - und könnten diesem Anspruch nicht genügen: „Sie versprechen mehr, als sie wirklich tun können.“

Auch in Banken-Kreisen wachsen die Zweifel an den Zentralbanken: „Wir haben lange argumentiert, dass die aktuellen Marktniveaus eher der Zentralbankliquidität und der Unterdrückung der natürlichen Risikoprämien geschuldet sind, als den zu Grunde liegenden Fundamentaldaten.“ Die Zentralbanken bestimmen also die aktuellen Marktniveaus, so Citi-Ökonom Matt King.

Doch wenn eine Zentralbank wie die SNB, deren Assets nur rund 0,5 Prozent des weltweiten BIP ausmachen, solche Tumulte auslöst, indem sie „ausnahmsweise und vorübergehende Maßnahmen“ trifft – was soll dann erwartet werden, wenn die Zentralbanken die Rückkehr zur „normalen Politik“ wagen, zitiert Zero Hedge den Citi-Ökonomen, der sich dabei auf die Aufhebung des Franken-Mindestkurses bezog.

Die US-Großbank wurde von der Entscheidung der SNB überrascht. Wegen der unerwarteten Aufwertung des Schweizer Franken hat die Citigroup wohl mehr als 150 Millionen Dollar Verlust gemacht, berichtete Bloomberg.

Die Märkte seien immer noch mit Liquidität von den Zentralbanken überflutet. King geht davon aus, dass dies auch so bleibt. Bereits im Herbst berechnete er, dass die Zentralbanken pro Quartal 200 Milliarden US-Dollar frisches Geld in den Markt pumpen müssen, um einen Ausverkauf an den Aktienmärkten zu verhindern. Die Anleger spekulieren wegen der niedrigen Zinsen mit kurzfristigen hohen Renditen, obwohl sie wegen der teils schwachen Fundamentaldaten bei vielen Unternehmen eigentlich aussteigen müssten.

Sollten die Zentralbanken die Stützungen der Märkte plötzlich abbrechen, wäre es sehr wahrscheinlich, dass die Märkte fallen würden, so Matt King im Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Allerdings könnten die Zentralbanken die Stützung noch eine ganze Weile aufrechterhalten: „Die Risiken sind, dass zu irgendeinem Zeitpunkt die Blasen groß genug werden, dass die Investoren auf jeden Fall nervös werden, und/oder dass die Zentralbanken sich gezwungen sehen, zu viel zu tun, weil die Reformen anderswo fehlen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz: Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...