Finanzen

Österreich: 116 Milliarden Euro versteckte Schulden

Eine Analyse der Unternehmensbeteiligungen des Staates ergibt, dass Österreich 116 Milliarden Euro versteckte Schulden hat. Dieser Betrag tauchte bislang in keiner Statistik auf. Hinzu kommen 264,5 Milliarden Euro, die der öffentliche Sektor Ende 2014 angehäuft hat. Bei den Schuldnern handelt es sich überwiegend um Banken, an denen der Staat beteiligt ist oder über die er die Kontrolle ausübt.
29.01.2015 23:16
Lesezeit: 1 min

Das Ausmaß der Staatsschulden in Österreich muss neu bewertet werden. Der Staat ist an zahlreichen Betrieben beteiligt. Aus diesen Verbindlichkeiten ergeben sich Schulden in Höhe von 116 Milliarden Euro, die bislang in keiner Bilanz aufgetaucht sind, berichtet der Standard. Der offizielle Schuldenstand beträgt Statistik Austria zufolge 264 Milliarden Euro zum dritten Quartal 2014. Die Schulden aus Unternehmensbeteiligungen müssten auf diese Summe dazu gerechnet werden.

Öffentliche Akteure sind Unternehmen, die zu mehr als 50 Prozent dem Staat gehören oder wenn der Staat über andere Wege das Unternehmen kontrolliert. Die Schulden dieser Staatsbetriebe, die von Statistik Austria auch als Marktproduzenten bezeichnet werden, belaufen sich auf 36.8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der größte Anteil dieser 116 Milliarden Euro entfällt auf die Länder (57 Milliarden). Bundesunternehmern häufen 44 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten an. Gemeindefirmen sind mit 15 Milliarden Euro verschuldet. Aus Datenschutzgründen will Statistik Austria keine einzelnen Namen der verschuldeten Unternehmen preisgeben. Doch für den Standard ist klar: „Bei den Ländern entfallen 44 Milliarden Euro der Verbindlichkeiten auf finanzielle Kapitalgesellschaften, also Banken.“

Die Länder halten nämlich fast überall in Österreich Hypobanken. Alle Schulden von Unternehmen im Nichtbanken-Sektor belaufen sich für die Länder auf 13,6 Milliarden Euro. Bei den Gemeinden sind fast gar keine Finanzinstitute unter den Schuldnern. Der Bund hält Bankschulden in Höhe von 23,1 Milliarden Euro. Knapp 21 Milliarden fallen auf Unternehmen außerhalb des Finanzsektors. Zu den Beteiligungen der öffentlichen Hand zählen auch Energieversorger und Gemeindeunternehmen.

Die EU hat im neuen Stabilitätspakt Ende 2011 beschlossen, dass die Mitgliedstaaten ihre Finanzdaten transparenter gestalten müssen. Ziel war es, den Graubereich aus Beteiligungen, Haftungen, Verbindlichkeiten und Schulden in staatlichen Unternehmen zu messen.

Die aus dieser EU-Vorgabe erstellte Studie des österreichischen Statistikamtes gibt an, dass die Schulden aus den öffentlichen Beteiligungen zwar immer noch sehr hoch sind, dennoch aber in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sind. Ende 2013 waren es noch 113 Milliarden Euro, im Jahr 2010 betrug der Schuldenstand noch 156 Milliarden Euro. Dieser Rückgang ergibt sich daraus, dass seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 keine Ausfallbürgschaften mehr für neue Verbindlichkeiten geben darf. Beim Bund sind die Haftungen für Banken seitdem rückläufig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...