Technologie

Patienten steuern Hand-Prothesen mit Gedanken

Bionik-Forscher in Wien haben Hand-Prothesen entwickelt, die allein mit Gedanken gesteuert werden. Drei Männern, die nach Unfällen ihre Hände nicht mehr nutzen konnten, wenden die Prothesen erfolgreich an. Sie haben zuvor monatelang trainiert.
26.02.2015 10:26
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Allein mit der Kraft ihrer Gedanken können drei in Österreich operierte Patienten selbst nach einer schweren Nervenverletzung ihre Handprothesen bewegen. Bei den drei Männern sei eine sogenannte bionische Rekonstruktion gelungen, schreibt das Team der Medizinischen Universität Wien im Fachblatt The Lancet. Durch Motorrad- und Kletterunfälle war bei den Männern das Armnervengeflecht zerstört worden, das unter anderem die Hand steuert.

Bei der bionischen Rekonstruktion wurde ein Muskel aus dem Oberschenkel als Signalverstärker für die vorhandenen Nerven in den Unterarm transplantiert. Da die Männer schon seit Jahren ihre Hände nicht mehr nutzen konnten, mussten sie ihr Gehirn für diese Art neuronaler Signale monatelang trainieren. Dann wurden ihnen die funktionslosen Hände amputiert und durch Prothesen ersetzt. Auf den bei anderen Methoden üblichen Einsatz von Elektroden zur Steuerung der Prothesen verzichten die Ärzte.

Vielmehr sei bei dem komplexen neuromuskulären Eingriff „eine interaktive Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine“ entstanden, sagte Prof. Oskar Aszmann, Leiter des Christian Doppler Labors für Wiederherstellung von Extremitätenfunktionen an der Medizinischen Universität Wien. Inzwischen können die Männer alltägliche Dinge wie das Zuknöpfen von Hemden oder das Einschenken einer Tasse wieder selbst leisten.

Die Männer könnten nicht nur weitgehend in den Alltag zurückkehren, sondern hätten auch kaum mehr Schmerzen. „Die Betroffenen verspüren oft starke Phantomschmerzen. Diese verschwinden durch die bionische Rekonstruktion, da das Phantom durch die wieder gewonnene Funktionalität der Hand ersetzt wird“, sagte Aszmann.

Erstmals angewandt wurde das Konzept der bionischen Rekonstruktion von Aszmann im Jahr 2009. Die Medizinischen Universität Wien gilt als weltweit einziger Ort, an dem diese Technik angewandt wird.

Die britischen Transplantations-Experten Prof. Simon Kay und Daniel Wilks aus Leeds warnten vor zu großen Hoffnungen. „Die aktuellen Ergebnisse sind ermutigend“, schrieben sie in einem Kommentar. Das Verfahren sei ein zusätzlicher Ansatz, Nervenreize und Prothesen zueinanderzubringen. Allerdings müsse die langfristige Bilanz für eine Einschätzung abgewartet werden. Dazu zähle auch, wie oft und unter welchen Umständen die Patienten ihre Prothese nutzten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...