Unternehmen

Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit überwacht – und damit Hunderte Millionen Euro spart. Lesen Sie, warum diese Technologie auch für deutsche Konzerne zum Pflichtprogramm werden könnte.
13.07.2025 05:48
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
Das Renault-Technologiezentrum nahe Paris steuert ein globales KI-gestütztes Überwachungssystem, das die gesamte Logistikkette in Echtzeit kontrolliert. (Foto:dpa) Foto: Martin Bureau

Industrielle Lieferketten unter Hochspannung

Die Absicherung globaler Lieferketten hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Element unternehmerischer Krisenstrategie entwickelt – insbesondere in der Automobilbranche. Die Covid-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben deutlich gemacht, wie riskant überoptimierte Just-in-Time-Produktion ohne Pufferzonen sein kann. Renault zieht nun Konsequenzen: Der französische Autokonzern hat ein KI-gestütztes Kontrollsystem eingeführt, das als „allsehendes Auge“ sämtliche Transportbewegungen und Störungen weltweit überwacht – von Naturkatastrophen über Cyberangriffe bis hin zu Streiks oder Flugzeugabstürzen.

Der Konzern setzt täglich bis zu 8.000 Lkw für den Komponenten- und Fahrzeugtransport ein. Die neue Leitstelle, die gemeinsam mit Google und Shippeo entwickelt wurde, vernetzt 25 Werke und 22.000 Distributionspunkte in 114 Ländern. Durch den Zugriff auf GPS-Daten, IoT-Sensorik, ETA-Systeme und historische Musterdaten erkennt das System drohende Störungen in Echtzeit und leitet sofortige Gegenmaßnahmen ein. Ziel ist es, Lieferverzögerungen, Notfalltransporte und Produktionsstopps zu minimieren.

Echtzeitreaktion statt Produktionsstillstand

Ein Fall zeigt das Potenzial: Nach dem Absturz eines Kleinflugzeugs auf ein Lager in Salzgitter am 13. April 2025 analysierte das System binnen Stunden die Situation und entschärfte den Vorfall als unkritisch für Renaults Lieferketten – ganz ohne Eingriff. Solche Analysen erfolgen im Schnitt 50-mal pro Tag, mit wöchentlichen größeren „Krisenereignissen“. In der Konsequenz konnte Renault die Wartezeit an Laderampen von 90 auf 75 Minuten senken und die Zahl der Notfalltransporte deutlich reduzieren. Bereits heute summieren sich die Einsparungen auf 260 Millionen Euro.

Relevanz für Deutschland

Für deutsche Automobilhersteller, Zulieferer und Logistiker ist das Beispiel Renault von besonderem Interesse. Angesichts der hohen Exportquote, des weltweiten Zulieferernetzwerks und des steigenden geopolitischen Risikos rückt eine KI-basierte Überwachung und Steuerung der Supply Chain auch hierzulande in den Fokus. Unternehmen wie VW, Bosch oder ZF Friedrichshafen dürften ähnliche Strategien prüfen – nicht zuletzt, um Wettbewerbsfähigkeit und Produktionssicherheit langfristig zu gewährleisten.

Das KI-System ist Teil der „Renaulution“-Strategie von 2021. Bis 2025 will der Konzern 500 Millionen Euro in KI-Technologien investieren. Die jährlichen Betriebskosten der neuen Lösung belaufen sich auf fünf Millionen Euro – angesichts der Effizienzgewinne eine marginale Investition mit strategischem Potenzial.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Alternative Coins: Hier lohnt sich die Investition

Bitcoin gilt seit seiner Einführung im Jahr 2009 als Vorreiter und Symbol einer neuen Ära digitaler Währungen. Doch wer sich den...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungen unter Spannung: Geldpolitik setzt den Markt unter Druck
24.09.2025

Nach einer kurzen Aufwärtsbewegung infolge der Zinssenkung der US-Notenbank gerieten Bitcoin und andere Kryptowährungen erneut unter...

DWN
Politik
Politik Mehrere Länder erkennen Palästina an – aber was bedeutet das?
24.09.2025

Mehrere Länder treiben die Palästina-Anerkennung voran. Doch während Europa gespalten bleibt, reagiert Israel mit Härte – und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlindustrie vorm Aus: Maxhütte-Rohrwerk in Bayern schliesst
24.09.2025

Das endgültige Aus der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg erschüttert die Region. Rund 300 Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsplätze,...

DWN
Politik
Politik NRW-Wahl-Panne: Kölnerin erhält 171 Briefwahlunterlagen für „Max Mustermann“
24.09.2025

Panne beim Versand der Wahlunterlagen für die Oberbürgermeister-Stichwahl in Nordrhein-Westfalen: Eine Frau erhielt eine ganze Postkiste...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Ifo-Geschäftsklima sieht keine Konjunkturerholung
24.09.2025

Vor allem in der Logistik läuft es schlecht: Das Ifo-Institut befragt regelmäßig Unternehmen nach ihrer aktuellen Lage. Diesmal fielen...

DWN
Politik
Politik Afghanen klagen erfolgreich: Weiterer Flug mit Afghanen kommt nach Deutschland
24.09.2025

Trotz Stopp des Aufnahmeprogramms dürfen wieder Afghanen mit Aufnahmezusage nach Deutschland ausreisen. Wie läuft das Verfahren und warum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wegen Absatzkrise: Stellantis schließt vorübergehend Werke - auch Opel in Eisenach betroffen
24.09.2025

Elektroautos bleiben im Lager, Werke stehen still: Wie Stellantis mit drastischen Maßnahmen auf die Absatzkrise in Europa antwortet.

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise in Deutschland: Preise für Wohneigentum steigen erneut
24.09.2025

Bei den Preisen für Wohnungen und Häuser geht es weiter nach oben. In fast allen Regionen müssen Käuferinnen und Käufer im Schnitt...