Die französische Partei Front National (FN) wird Umfragen zufolge bei den anstehenden Kommunalwahlen in Frankreich ihren Siegeszug fortsetzen und könnte wie bei der Europawahl im vergangenen Jahr stärkste politische Kraft werden. Nach der am Montag veröffentlichten Erhebung des Instituts Odoxa kann die Partei von Marine Le Pen in der ersten Runde der Kommunalwahl am 22. März mit 31 Prozent der Stimmen rechnen. Damit liegt sie vor der konservativen UMP mit 29 Prozent und deutlich vor den regierenden Sozialisten von Präsident Francois Hollande, für die 21 Prozent vorhergesagt werden. In anderen Umfragen liegt der FN bei Werten um die 30 Prozent.
Auch wenn es Beobachter für unwahrscheinlich halten, dass sich viele FN-Kandidaten bei der Stichwahl am 29. März durchsetzen, schüren die Sozialisten mit Blick auf die nächste Präsidentenwahl Ängste. Ministerpräsident Manuel Valls sagte in einem Rundfunkinterview am Wochenende, es könne durchaus sein, dass der FN die Präsidentschaftswahl in zwei Jahren gewinne. „Ich habe Angst um mein Land. Ich habe Angst, dass es zerschellt gegen den Front National“, sagte der sozialistische Regierungschef. Ein Euro-Austritt Frankreichs, wie ihn der FN anpeilt, wäre eine „Katastrophe“, zitiert ihn die Financial Times. Doch auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Angst vor einem Sieg des FN und hat sich einem neuen Defizit-Verstoß Frankreichs abgefunden. Sie möchte die Position der französischen Regierung gegenüber dem FN nicht schwächen.
Zwar sagen die meisten Experten, dass Le Pen in einer Stichwahl wohl kaum Chancen gegen einen Kandidaten der Volksparteien haben dürfte. Allerdings verweisen Funktionäre des FN darauf, dass bei den jüngsten zwölf Nachwahlen die Wähler von den Volksparteien zu ihren Kandidaten umgeschwenkt seien. Wenn sich der Trend fortsetze, könnte Le Pen nach ihren Einschätzungen nahe an die 50 Prozent herankommen. Der FN genießt vor allem bei den jungen Franzosen einen großen Zuspruch.