Politik

Nato-Schutzschild: Moskau warnt Dänemark vor russischen Atomraketen

Russland hat Dänemark gewarnt, sich an dem Nato-Raketenabwehrsystem zu beteiligen. Dadurch könnten dänische Kriegsschiffe zu Zielen von russischen Atomraketen werden. Russland kritisiert das System seit langem, weil entgegen den Vereinbarungen mit den Amerikanern für die Russen nicht ersichtlich sei, welche Ziele von den Raketen angesteuert werden.
23.03.2015 01:17
Lesezeit: 1 min

Der russische Botschafter in Dänemark, Michail Wanin, hat in einem Beitrag für die Tageszeitung «Jyllands-Posten» geschrieben, Dänemark sei sich anscheinend über die Konsequenzen nicht im Klaren, sollte es sich dem geplanten Nato-Raketenabwehrschirm anschließen. «Wenn dies passiert, werden dänische Marineschiffe Ziele russischer Atomraketen», schrieb Wanin. Russland hat in der Vergangenheit immer wieder damit gedroht, bestimmte Orte im Westen als mögliche Ziele für einen Angriff einzuprogrammieren. Russland sieht sich von dem westlichen Raketenschild in seiner Sicherheit bedroht.

In einem Gespräch mit der russischen Staatsagentur Tass erklärte Wanin, Ziel der Veröffentlichung sei es gewesen, die dänische Öffentlichkeit auf die Probleme des Abwehrschildes hinzuweisen. Die dänische Bevölkerung wisse offenbar nicht, was die Teilnahme an dem Raketenabwehrsystem für die Sicherheit des Landes bedeute. Wanin sprach von einer Verschwendung dänischer Steuergelder. Er habe das Thema auf die Tagesordnung bringen wollen, weil die Finanzierung für 2017 geplant und deshalb noch Zeit zur Diskussion sei.

Außenminister Martin Lidegaard wies die Äußerungen von Russlands Botschafter Wanin als «inakzeptabel» zurück. Der Nato-General Philip Breedlove verurteilte am Sonntag in Brüssel den «diplomatischen und politischen Druck», den Russland auf alle Länder ausübe, die sich an dem Verteidigungssystem beteiligen wollen. Auch Rumänien und Polen hätten dies zuvor gespürt, behauptete Breedlove ohne nähere Belege.

Dänemark hatte im August angekündigt, eine Fregatte mit einem Radar für den Raketenschutzschild auszustatten. «Russland weiß sehr gut, dass der Nato-Raketenschutzschild defensiv und nicht auf sie gerichtet ist», sagte der dänische Außenminister. Der Nato-Schutzschild war zur Abwehr von Raketen aus «Schurkenstaaten» wie dem Iran erdacht worden. Allerdings scheint sich Russland mit dem Gedanken abzufinden, dass man selbst von den Amerikanern als Schurkenstaat klassifiziert werden könnte, wodurch sich die Bedrohungslage ändern würde.

Auch europäische Militärexperten haben schon vor einiger Zeit eingeräumt, dass Russland bei einem Raketenstart durch das in Europa stationierte System nicht erkennen könne, welches Ziel das Geschoss anfliege, berichtet die dpa. Im Fall eines Raketenstarts würden deshalb russische Abwehrsysteme aktiviert - samt Atomarsenal.

Russland hatte den USA den gemeinsamen Aufbau einer Raketenabwehr angeboten. Alle Versuche einer Kooperation waren letztlich gescheitert. Russland hatte vom Westen keine schriftliche Garantie erhalten, dass das System nicht gegen die Atommacht gerichtet ist. Außerdem hatten russische Militärs gefordert, beim möglichen Betrieb einer in Europa stationierten Anlage selbst dort ein Recht auf Anwesenheit zu haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...