Politik

Iran attackiert Saudi-Arabien wegen Jemen-Bombardement

27.03.2015 12:06
Lesezeit: 2 min

Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif hat nach dem militärischen Eingreifen Saudi-Arabiens im Jemen vor verheerenden Folgen für die gesamte Region gewarnt. «Strategische Fehleinschätzungen und übermotivierte Ambitionen einiger Länder könnten für die Region verheerende Auswirkungen zur Folge haben», sagte Sarif am Freitag.

Der Iran, der die schiitischen Huthi-Rebellen unterstützt, hatte die saudischen Angriffe auf den Jemen bereits am Vortag verurteilt und als kontraproduktiv bezeichnet. Laut Sarif wäre es gerade in dieser Phase die Aufgabe aller Staaten der Region, eine Eskalation der Krise zu verhindern. Daher sei Teheran weiterhin bereit, in dieser Hinsicht mit allen beteiligten Seiten zusammenzuarbeiten, so der iranische Chefdiplomat.

Die von Saudi-Arabien angeführte Allianz hat ungeachtet iranischer und russischer Warnungen die Militärintervention im Jemen fortgesetzt. Einen Tag nach Beginn der Luftangriffe bombardierten Kampfflugzeuge am Freitag nach Augenzeugen-Berichten erneut Stellungen der schiitischen Huthi-Milizen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte Verständnis für das Vorgehen Saudi-Arabiens, warnte jedoch, der Konflikt könne sich weit über den Jemen hinaus auswirken. An den Ölmärkten nahm die Nervosität ab, dort fielen die Preise, nachdem sie am Donnerstag zunächst deutlich angestiegen waren.

Kampfflugzeuge griffen nach Berichten von Einwohnern der von der Huthi-Miliz kontrollierten Hauptstadt Sanaa den Präsidentenpalast an. Zugleich seien zwei Bezirke der nördlichen Heimatprovinz der Rebellen unter Beschuss genommen worden, sagten Angehörige der dort ansässigen Stämme. Getroffen worden sei unter anderem ein Markt in Kataf al Boka in der Provinz Saada. Dort seien 15 Menschen getötet oder verletzt worden. Präsident Abd-Rabbu Mansur Hadi hat sich bereits am Donnerstag nach Saudi-Arabien abgesetzt. Er hatte internationale Hilfen gegen die Huthi-Rebellen gefordert.

Der Iran hat Saudi-Arabien aufgefordert, die "Aggression und Luftangriffe" umgehend zu stoppen, erwägt aber Insidern zufolge keine Militärintervention. Auch Russland forderte am Donnerstag einen sofortigen Stopp der Kämpfe. China zeigte sich tief besorgt und forderte eine friedliche Lösung der Konflikte.

Die USA und Großbritannien haben sich hinter die saudiarabische Intervention gestellt und Unterstützung versprochen. Ein Reihe arabischer Staaten unterstützt die Angriffe auf die Huthi-Milizen mit eigenem Militär. Ägypten hat Kriegsschiffe in die Region entsandt. Pakistan erklärte, noch nicht entschieden zu haben, ob es die Intervention militärisch unterstützen werde. Das sunnitische Saudi-Arabien rechtfertigt das Einschreiten in den schwelenden jemenitischen Bürgerkrieg mit der Wiederherstellung der "legitimen Rechte" von Präsident Hadi. Hadi und mit ihm der sunnitische Bevölkerungsanteil waren zuletzt angesichts militärischer Erfolge der schiitischen Huthi in immer größere Bedrängnis geraten.

Auch die Türkei stützt den Vorstoß Saudi-Arabiens. Präsident Recep Tayyip Erdogan warf noch am Donnerstag dem Iran vor, die Vorherrschaft in der Region anzustreben. Am Freitag ließ er sich nach Angaben aus dem Präsidialamt in einem Telefonat mit dem saudischen König Salman über Einzelheiten des Militäreinsatzes informieren.

Der Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten, zu denen auch die Huthi zählen. Der Anführer der Huthi-Milizen, Abdel-Malek al-Huthi, kündigte an, die Jemeniten würden sich der "kriminellen, ungerechten und ungerechtfertigten Aggression" entgegenstellen. Die Huthi kontrollieren den überwiegenden Teil Jemens - vor allem den Norden des Landes.

Steinmeier (SPD) warf den Huthi-Rebellen vor, das vor einem Jahr unter UN-Vermittlung erzielte Friedensabkommen gebrochen zu haben. Der "Bild"-Zeitung sagte er, der Konflikt könne die Atomverhandlungen mit dem Iran gefährden. "Bislang haben wir die Verhandlungen von den regionalen Konflikten abschirmen können. Ich hoffe, dass das auch jetzt gelingt." Erstmals seit Jahren sei eine Einigung in Reichweite. Bei dem Streit geht es um den Vorwurf, der Iran entwickele heimlich Atomwaffen. Der Iran weist das zurück, lässt aber Kontrollen seiner Atomanlagen nicht zu. Gegen den Iran sind deswegen Sanktionen erlassen worden

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Arbeitsmarkt: Top-Berufe, die es vor 20 Jahren noch nicht gab
31.03.2025

Eine Studie von LinkedIn zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) neue Jobs und Fähigkeiten schafft, Karrieren und Arbeitswelt verändert:...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie: Kurs knickt nach Orcel-Aussage deutlich ein
31.03.2025

Die Commerzbank-Aktie muss nach einer starken Rallye einen Rückschlag hinnehmen. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zuvor einen möglichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU vor Herausforderungen: Handelskriege könnten die Wirtschaft belasten – der Ausweg heißt Binnenmarkt
31.03.2025

Die protektionistischen Maßnahmen der USA und mögliche Handelskonflikte belasten die EU-Wirtschaft. Experten wie Mario Draghi fordern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betonblock: Lego verklagt Hersteller von Anti-Terror-Betonklötzen
31.03.2025

Lego verklagt das niederländische Unternehmen Betonblock. Die Anti-Terror-Blöcke des Herstellers erinnerten zu sehr an die...

DWN
Technologie
Technologie Neue EU-Vorschriften: Plug-in-Hybriden drohen deutlich höhere CO2-Emissionen
31.03.2025

Mit der Einführung neuer, verschärfter Emissionsmessungen für Plug-in-Hybride (PHEVs) wird die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge erheblich...

DWN
Politik
Politik Marine Le Pen wegen Veruntreuung zu Fußfesseln verurteilt - FN-Chef Bardella: "Hinrichtung der französischen Demokratie"
31.03.2025

Marine Le Pen wurde in Paris wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament schuldig gesprochen - das...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerk mit Speicher: Für wen sich die Investition wirklich lohnt
31.03.2025

Balkonkraftwerk mit Speicher: eigenen Strom gewinnen, speichern und so Geld sparen. Doch so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Der Handelskrieg gefährdet die US-Ausnahmestellung
31.03.2025

Da Investitionen nach neuen Möglichkeiten abseits der zuletzt florierenden US-Finanzmärkte suchen, wird an der Wall Street diskutiert, ob...