Finanzen

Banken-Krach: EZB fordert Banken auf, ihre Risiken in Österreich offenzulegen

Lesezeit: 2 min
28.03.2015 00:40
Die EZB verlangt von Europas Banken, dass sie ihr Österreich-Engagement offenlegen. Dieser Schritt kommt nach dem Zahlungsstopp für Hypo-Anleihen. Die deutschen Banken haben nach Berechnungen der Bundesbank etwa 5,5 Milliarden Euro im Risiko.
Banken-Krach: EZB fordert Banken auf, ihre Risiken in Österreich offenzulegen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EZB hat sich in das Banken-Desaster rund um die österreichische Hypo eingeschaltet. Die EZB habe Banken in der Euro-Zone aufgefordert, ihr Österreich-Engagement aufzulisten. Zudem sollten die Institute bekanntgeben, in welchen Umfang sie angesichts der geplanten Gläubigerbeteiligung Rückstellungen planten. Es soll sogar eine Videokonferenz zu dem Thema stattfinden.

Die EZB fragt in dem Schreiben nach der Höhe der „direkten Forderungen“ der Institute gegen die Republik Österreich und die dafür gebildete Vorsorge. Zudem müssen die Banker ihre Strategie bekanntgeben, ob sie rechtliche Schritte planen, und wenn ja, mit welcher Begründungen. Weiters werden die Banken gefragt, ob sie ihre Risikostrategie ändern werden und wenn ja, in welcher Form. Ob, „zum Beispiel“ vorgesehen sei, die Risikostrategie „nur bei den österreichischen Bundesländern“ zu verändern oder „darüberhinausgehend“, berichtet der österreichische Standard, dem das Schreiben vorliegt.

In der Finanzbranche wird das Vorgehen der Österreicher mit Argwohn beobachtet. Bankmanager hatten gewarnt, Österreich könnte ihre Glaubwürdigkeit verlieren, sollten Investoren trotz staatlicher Garantien ihr Geld nicht zurückbekommen. Österreich beruft sich bei seinen Plänen auf die neue europäische Bankenabwicklungsrichtlinie BRRD. Sie sieht vor, dass künftig nicht mehr die Steuerzahler für die Abwicklung von Kriseninstituten zahlen, sondern auch deren Gläubiger zur Kasse gebeten werden. Bislang haben nur wenige europäische Länder diese Richtlinie in nationales Recht umgewandelt - Österreich mit Jahresbeginn.

Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling hat den umstrittenen Zahlungsstopp für Anleihen der Hypo-Alpe-Adria-Nachfolgerin Heta verteidigt. Er habe praktisch keine andere Wahl gehabt, sagte er am Freitag vor Journalisten. Ansonsten hätte er entweder die Insolvenz des Instituts oder ein neuerliches EU-Beihilfeverfahren riskiert. Schelling versuchte die aufgebrachten Gläubiger zu beruhigen. Sowohl die Haftungen Kärntens als auch jene des Bundes seien aufrecht, sagte er.

Ein Generalvergleich im milliardenschweren Rechtsstreit mit der BayernLB zeichne sich nicht ab. "Wenn, dann kann man das Problem politisch lösen", sagte Schelling.

Die Finanzaufseher in Wien hatten daraufhin Anfang März die Rückzahlung sämtlicher Anleihen der Hypo-Nachfolgerin Heta gestoppt und prüfen nun einen Schuldenschnitt für die Gläubiger. Dazu zählen vor allem deutsche Banken, die nach Berechnungen der Bundesbank mit 5,5 Milliarden Euro bei der Heta investiert sind, also etwa 40 Prozent der Anleihen halten. Mittlerweile will auch die deutsche Bundesregierung Österreich am Bail-in der Hypo hindern und hat daher die EU eingeschaltet. Sie unterstützt damit die Forderungen deutscher Banken.

Insgesamt stehen für die Gläubiger mehr als elf Milliarden Euro im Risiko. Viele hatten die Papiere der Bank gekauft, weil für deren Rückzahlung des Bundesland Kärnten garantiert. Dessen Haftungen belaufen sich auf gut zehn Milliarden Euro. Doch weil diese Summe die Finanzkraft Kärntens bei weitem übersteigt, zweifelt das Bundesland die Rechtsgültigkeit seiner Verpflichtungen an. Das Bundesland will die Papiere für erloschen erklären lassen – und erhält sogar die Unterstützung der EU.

Für viele Gläubiger ist das ein Affront - der auch die Glaubwürdigkeit anderer öffentlicher Garantien in Frage stellt. Der Hauptgeschäftsführer des deutschen Bankenverbands BdB, Michael Kemmer, hatte Österreich mit dem in chronischen Zahlungsnöten steckenden Argentinien verglichen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...