Technologie

Unabhängig vom Strom-Netz: Tesla schafft Durchbruch beim Speichern von Energie

Lesezeit: 1 min
08.05.2015 10:51
Der neue Tesla-Akku macht Häuser mit Solar-Energie endlich unabhängig von Stromnetz. Denn das bisherige Problem bei diese Art von Energie-Erzeugung, nämlich dass der eingespeiste Strom sofort verbraucht werden muss, fällt weg. Die ersten Modelle werden bereits im Sommer ausgeliefert.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Seit Wochen kursierten Gerüchte – teils selbst gestreut von Tesla-CEO Elon Musk – im Internet, dass der Produzent von Elektroautos auch die Energiebranche aufmischen will. Vergangene Woche enthüllte Elon Musk dann eine Reihe neuer Energiespeicher, die den Markt revolutionieren könnten. Der extrem niedrige Preis der Akkus könnte den regenerativen Energien zum weltweiten Durchbruch verhelfen.

Zunächst präsentierte Musk einen Energiespeicher für die heimische Solaranlage namens „Powerwall“. Die etwa 100 Kilogramm schwere Batterie ist 1,30 Meter hoch, 86 Zentimeter breit und 18 Zentimeter dick. Sie kann im Keller oder an der Hauswand installiert werden. Der neue Tesla-Akku soll in zwei Versionen mit sieben und zehn Kilowattstunden Speicherkapazität erhältlich sein. Bis zu neun Module der „Powerwall“ lassen sich zu einer Kapazität von 90 Kilowattstunden zusammenschließen. Der Preis einer „Powerwall“ beträgt nur rund 3.000 Euro für die größere und rund 2.700 Euro für die kleinere Anlage. Zuvor lag der Preis für vergleichbare Batterien etwa dreimal so hoch.

„Diese Technologie ermöglicht einen fundamentalen Wandel, wie Energie über die Erde verteilt wird. (...) Sie müssen sich keine Sorgen mehr darum machen, dass der Strom ausfällt, wenn ein Schneesturm eintrifft. Sie können damit, wenn sie wollen, komplett unabhängig vom Stromnetz sein. Sie können ihre Solarpaneele nutzen, um damit die Batterien aufzuladen und das ist alles, was sie brauchen“, so der Tesla-Chef.

Noch weitreichender dürften jedoch die Auswirkungen des industriellen Energiespeichers „Tesla Powerpack“ sein (ab Minute 11:30 im Video). Dieser Akku soll im Bereich der kommerziellen Energieerzeugung zum Einsatz kommen und lässt sich theoretisch unendlich oft zusammenschließen. In einer Tesla-Testanlage laufe bereits eine 250 Megawatt-Speicheranlage und sogar eine Gigawatt-Anlage sei ohne Probleme realisierbar, so Musk.

Ein Grund für den schleppenden Ausbau regenerativer Energien ist ihre Unzuverlässigkeit. Solar- und Windenergie sind stark abhängig vom Wetter und die bisherigen Energiespeicher sind zu teuer und zu ineffizient. Das Magazin Forbes fragt deshalb, ob Teslas jüngste Ankündigung der „Sargnagel für die Atomenergie“ ist. Das Hauptargument dieser Branche war bisher immer, dass ein Wandel zu einer Welt ohne fossile Brennstoffe nicht ohne die Kernenergie möglich sei, denn nur sie könne zuverlässig 24 Stunden am Tag Energie liefern und so die Schwächen von Wind und Sonne kompensieren.

„Das Argument ist nun vom Tisch, denn Elon Musk hat mich überzeugt, dass industrielle Energiespeicher tatsächlich möglich und bereits hier sind“, sagt Arnie Gundersen. Gundersen war selbst jahrelang in der Nuklearbranche tätig, bis er zum scharfen Kritiker der Atomenergie avancierte.

Die industriellen Akkus seien sogar billig genug, um den Bau neuer Kraftwerke zu verhindern, meint Forbes. Für einige Unternehmen lohne es sich ab einem Preis von 300 Euro pro Kilowattstunde mit Batterien zu arbeiten, statt neue Kraftwerke zu bauen. Teslas „Powerpack“ schlägt diesen Preis mit 200 Euro pro Kilowattstunde um Längen. Das könnte sogar dazu führen, dass die Stromrechnung der Kunden deutlich niedriger ausfalle, denn Energieversorger ohne adäquate Speicher müssten je nach Energieverbrauch Strom zukaufen. Die Kosten dafür wurden bisher direkt an den Kunden weitergereicht und würden künftig entfallen. Auch die Kostenersparnisse durch weniger Blackouts würden die Stromrechnungen senken.

Die neuen Tesla-Speicher sollen ab dem Jahr 2017 in der „Gigafactory 1“ produziert werden, die zurzeit in Nevada gebaut wird. Der Name leitet sich aus der geplanten jährlich hergestellten Batteriekapazität von 35 Gigawattstunden ab. Tesla setzt dabei auf „innovative Herstellungsverfahren und konsequente Abfall- und Ausschussvermeidung“. Zudem soll die Fabrik komplett mit erneuerbaren Energien betrieben werden, wodurch das Unternehmen eine Energiebilanz von Null realisieren will.

„Was wir mit der Gigafactory wirklich bauen, ist eine gigantische Maschine. […] Es wird noch viele Gigafactories in der Zukunft brauchen. Und ich möchte betonen, dass wir nicht denken, Tesla wird das alles alleine machen. Es wird viele andere Firmen brauchen, die selbstständig Giga-Factories bauen. Und wir hoffen, sie werden genau das tun“, so der Tesla-Chef.

Der weltweite Report zu Regenerativen Energien kommt zu dem Schluss, dass bisher erst 22 Prozent des globalen Energieaufkommens durch erneuerbare Energien produziert werden. Teslas Berechnungen zufolge brauche es rund 900 Millionen Power Packs weltweit, um die gesamte Weltwirtschaft weg von fossilen Brennstoffen und hin zu regenerativen Energien zu bringen. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, werde das Unternehmen seine Open-Source-Politik fortzusetzen, so Musk. Alle Patente zum den Energiespeichern „Powerwall“ und Powerpack“ als auch zur „Gigafactory“ sollen demnach frei verfügbar sein.

Die Tesla-Präsentation kam wenige Tage vor den neuesten Finanzergebnissen des Unternehmens. Demnach fuhr Tesla im ersten Quartal 2015 einen Verlust in Höhe von knapp 154,2 Millionen US-Dollar ein, wie Heise berichtet. Die neuen Akkus dürften Musk jedoch dabei helfen, die Finanzen seines Unternehmens aufzupolieren. Seit der Vorstellung seien bereits über 38.000 der flachen „Powerwall“-Akkus geordert worden, sagte Musk nach Vorlage der Zahlen. Die ersten Module sollen in drei bis vier Monaten verschifft werden. „Wir sind praktisch bis Mitte kommenden Jahres ausverkauft.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...