Finanzen

Draghi im Bundestag: „EZB-Maßnahmen werden nicht zur Inflation führen“

Lesezeit: 1 min
24.10.2012 15:00
Der EZB zufolge ist eine drohende Inflation nicht die größte Gefahr für die Preisstabilität in der Eurozone. Der Präsident der EZB, Mario Draghi, erklärte heute vor dem Bundestag, die unbegrenzten Anleihenkäufe würde zu keinem Inflationsanstieg führen.
Draghi im Bundestag: „EZB-Maßnahmen werden nicht zur Inflation führen“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Finanzminister – Griechenland bekommt 2 Jahre mehr Zeit

In seiner Rede vor dem Bundestag versuchte der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, die Bedenken der Abgeordneten über die negativen Auswirkungen der EZB-Interventionen zu zerstreuen. Er erklärte unter anderem, warum der unbegrenzte Ankauf von Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt aus seiner Sicht nicht das Mandat der EZB überschreite.

Der Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch hatte Draghi im Vorfeld seines Auftritts heftig kritisiert: Seine Politik würde nicht mehr jener der EZB sondern eher der Banca d'Italia entsprechen (mehr hier).

Auch die Kritik, die EZB würde mit ihrer Politik für eine steigende Inflation sorgen, wollte Draghi entkräften: „OMTs (Anm. Anleihenkäufe durch die EZB) werden nicht zu Inflation führen. Nach unserer Einschätzung sind die sinkenden Preise in einigen Ländern des Euroraumes die größte Gefahr für die Preisstabilität“, sagte Draghi heute vor dem Bundestag.

Die EZB erwartet, dass ihre Anleihenkäufe keine Auswirkungen auf den Geldwert des Euros haben werden: „Wir haben unsere Eingriffe so entworfen, dass sie für die monetären Rahmenbedingungen neutral sein werden. Für jeden Euro den wir injizieren, werden wir einen Euro abziehen“, erklärte Draghi.

Weil die EZB lediglich Anleihen auf dem Sekundärmarkt (also nur von Investoren nicht von Staaten dirket kaufen wird) sei sie nicht an der direkten Finanzierung von Staaten beteiligt, argumentierte Draghi. Außerdem würde der ESM und die damit verbundenen Auflagen dazu führen, dass die EZB nur Anleihen kaufen wird, die auch einen nachhaltigen Haushalt vorweisen können. Daraus schloss der EZB-Präsident, dass die Intervention der Zentralbank durchaus innerhalb ihres Mandates liegt.

Draghi geht also davon aus, dass nicht die EZB sondern der ESM die Staaten zu mehr Sparsamkeit zwingt und notfalls hilft, sie zu finanzieren. Damit zieht allerdings der ESM wieder die Kritik auf sich, er würde zu einer gemeinsamen Schuldenfinanzierung führen, die gegen die EU-Verträge verstoßen würde. Ein irischer Abgeordneter hat genau aus diesem Grund eine Klage vor dem EuGH eingereicht (mehr hier).

Mehr Themen:

Konjunktur in Europa: Einkaufsmanager-Index weiterhin auf Talfahrt

Geheime Operation: Bundesbank holt Teile der Goldreserven nach Deutschland zurück

ESM: Irischer Abgeordneter klagt vor EuGH

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sicher beschaffen in Krisenzeiten

Die Auswirkungen von Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg und damit verbundene Versorgungsengpässe stellen auch den...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesanleihe verzeichnet höchste Rendite seit 2011
25.09.2023

Anleger haben die Hoffnung auf ein baldiges Ende der hohen Zinsen aufgegeben. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt auf dem...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten verhindern Deutschlands strengere Abgasnorm
25.09.2023

Deutschland konnte sich in der EU mit Forderungen nach der Abgasnorm Euro 7 nicht durchsetzen. Die anderen Staaten lehnten die strengeren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsklima sinkt nur minimal - Geht es jetzt wieder bergauf?
25.09.2023

Der Ifo-Index zum Geschäftsklima ist den 5. Monat in Folge gefallen, aber nur minimal. Der Pessimismus nimmt ab. Ist das Schlimmste für...

DWN
Politik
Politik Westen fürchtet Wahlen in der Slowakei
25.09.2023

Bei den Wahlen in der Slowakei am Samstag steht Ex-Premierminister Fico vor einem möglichen Comeback, der "keine einzige Patrone in die...

DWN
Politik
Politik Eklat um SS-Veteran beim Selenskyj-Besuch in Kanada
25.09.2023

Das kanadische Parlament hat beim Selenskyj-Besuch einen ukrainischen "Kriegsveteranen" mit Jubel und stehendem Applaus gewürdigt. Nach...

DWN
Immobilien
Immobilien Das plant die Regierung gegen die Wohnungsmisere
25.09.2023

Die Bau-Branche gibt sich positiv überrascht von den Beschlüssen der Bundesregierung, fordert nun aber eine schnelle Umsetzung. Denn die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Wie die USA Europa eroberten
24.09.2023

Der Publizist Werner Rügemer äußert sich im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zum Anspruch der USA, alleinige Weltmacht...

DWN
Finanzen
Finanzen Beginn einer Ent-Euroisierung? Euro-Nutzung bricht laut Swift ein
24.09.2023

Der Euro wird im internationalen Handel viel weniger verwendet. Das zeigen kürzlich erschienene Swift-Zahlen. Ökonomen sehen darin eine...