Politik

Griechenland: Tsipras attackiert die Troika

Der griechische Premier Alexis Tsipras hat scharfe Kritik an Teilen der Troika geäußert. Er scheint den IWF zu meinen, der eine zu einseitige Erhöhung der Steuern in Griechenland als keine Lösung der Krise ansieht.
24.06.2015 15:49
Lesezeit: 1 min

Im Schuldenstreit stößt Griechenland laut Athener Regierungskreisen mit Vorschlägen zur Überbrückung einer Haushaltslücke auf Widerstand bei den Geldgebern. Ein griechischer Regierungsvertreter zitierte Ministerpräsident Alexis Tsipras am Mittwoch mit scharfer Kritik an "bestimmten" Gläubigern. Die hätten die betreffenden griechischen Vorschläge abgelehnt. Auf welches der Troika-Mitglieder - EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB) und Internationaler Währungsfonds (IWF) - sich Tsipras damit bezog, blieb unklar. Auch wurde nicht genannt, um welche konkreten Vorschläge es ging. Der IWF hatte im Vorfeld mitgeteilt, dass er eine einseitige Erhöhung der Steuern zur Budget-Konsolidierung für nicht zielführend halte.

Tatsächlich sind die neuesten Vorschläge der Syriza ein Selbstmord auf Raten.

Dem Regierungsvertreter zufolge sprach Tsipras von einem beispiellosen Vorgang. Ähnliches habe es auch in den Rettungsverhandlungen mit Irland und Portugal nicht gegeben. "Diese befremdliche Haltung kann nur eines von beiden bedeuten: Entweder wollen sie keine Einigung - oder sie dienen speziellen Interessen in Griechenland", wurde Tsipras zitiert. Die Äußerungen fielen dem Regierungsvertreter zufolge, bevor Tsipras mit den Spitzen der drei Institutionen zu Beratungen in Brüssel zusammenkommen wollte.

In den vergangenen Wochen hatte es auf griechischer Seite immer wieder Spekulationen über den Plan gegeben, die Gläubiger könnten einen Sturz der Regierung Tsipras provozieren, um danach mit einer der traditionellen Parteien zu einer Lösung zu kommen. Auch in Finanzkreisen wird diese Variante seit neuestem offen diskutiert.

Deutsche Regierungskreise rechnen mit einer gemeinsamen Einschätzung der drei Institutionen (EU, EZB und IWF) zu Griechenland. Eine Lösung ohne den IWF sei für die Bundesregierung nicht denkbar, hieß es. Die Frage nach Schuldenerleichterungen sei zudem derzeit kein Thema.

Der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagt, in den Verhandlungen mit Griechenland sei noch "ein weites Stück Weg" zurückzulegen. Es sei an den Griechen, sich zu bewegen. Regierungssprecher Steffen Seibert unterstreicht, Grundlage für die Befassung der Euro-Gruppe mit den Reformvorschlägen aus Athen sei eine gemeinsame Bewertung der drei Gläubiger-Institutionen EU, EZB und IWF.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...