Politik

Tunis: Mindestens ein toter Deutscher unter den Terroropfern

Am Tag nach den Anschlägen im tunesischen Badeort Sousse ist nun klar, dass sich unter den 39 Opfern mindestens ein Deutscher befindet. Eine deutsche Frau sei zudem verletzt worden. Das tunesische Gesundheitsministerium hat mittlerweile genaue Kenntnis über zehn Tote. Die Mehrheit der Opfer stammt aus Großbritannien.
27.06.2015 13:58
Lesezeit: 1 min

Unter den 39 Toten des Terroranschlags auf den tunesischen Badeort Sousse ist nach offiziellen Angaben mindestens ein Deutscher. Eine deutsche Frau sei zudem verletzt worden, teilte das tunesische Gesundheitsministerium am Samstag mit. Demnach wurden bislang zehn Opfer identifiziert.

Unter ihnen seien außerdem acht Briten und eine Belgierin. Tunesiens Regierungschef Habib Essid hatte am frühen Samstagmorgen erklärt, dass «die Mehrheit» der Toten aus Großbritannien komme, so die dpa. Nach Angaben des Sprechers eines deutschen Konsularteams vor Ort kann es noch einige Zeit dauern, bis klar ist, viele Deutsche insgesamt ums Leben kamen.

Die Londoner Terrorismus-Expertin Margaret Gilmore hält nach den Terroranschlägen in Tunesien, Frankreich und Kuwait unterdessen Nachahmer-Taten für möglich. «Es ist durchaus möglich, dass es Trittbrettfahrer geben wird», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in London. Die Polizei tue gut daran, weitere Kräfte auf die Straßen zu schicken, betonte die Wissenschaftlerin des von der britischen Regierung unterstützten Royal United Services Institutes (RUSI).

Der bevorstehende Jahrestag der Ausrufung eines Kalifats durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), sei ein gefährlicher Zeitpunkt. «Diese Leute haben im Irak und in Syrien zuletzt einige Niederlagen einstecken müssen», sagte Gilmore. «Sie brauchen jetzt vermutlich Publicity.» Deshalb habe der IS seine Sympathisanten in aller Welt dazu aufgerufen, Attentate in ihren Heimatländern zu begehen.

Ob es zu einer Terrorwelle komme, sei fraglich. Es gebe bereits seit Monaten einen «steten Fluss» an Gewaltakten. Mögliche Gegenmaßnahmen seien begrenzt. «Es wurde sehr viel bei den Geheimdiensten getan», sagte Gilmore. «Dank dieser Erkenntnisse werden andauernd irgendwo Anschläge verhindert.» Aber die Demokratie setze auch Grenzen. «Wenn man keine Geheimpolizei will, dann sind die Möglichkeiten limitiert.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Tunesien nach dem Terrorangriff auf ein Urlauberhotel bereits deutsche Unterstützung zugesichert. In einem Telefonat mit dem tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi sagte Merkel, Deutschland stehe in diesen schweren Stunden an der Seite Tunesiens und werde die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Terrorismus weiter intensivieren. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Samstag mit. Dabei werde ein Schwerpunkt auf der Unterstützung der Grenzsicherung liegen.

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