Die Flaute in der Ölförderindustrie und die Schwäche großer Überseemärkte bereiten dem Elektrokonzern ABB zunehmend Sorgen. Nach einem Auftrags- und Umsatzschwund im abgelaufenen Quartal will Ulrich Spiesshofer offenbar weiter an der Sparschraube drehen. In diesem Jahr hat der Schwabe bei den Schweizern bereits 1.500 Stellen gestrichen. Am Donnerstag betonte er aber, dass wegen der Marktlage und des starken Dollar weitere Anstrengungen nötig seien. Details nannte er nicht. "Wir erwarten, dass das Marktumfeld schwierig bleibt und wir auch weiterhin in rauer See segeln."
Kopfzerbrechen bereitet dem ABB-Chef vor allem die Auftragslage. Das Volumen der Neubestellungen schrumpfte im zweiten Quartal um 15 Prozent auf knapp unter neun Milliarden Dollar. Darin spiegele sich neben der schwachen Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie auch die Abkühlung in China und den USA wider, erklärte Spiesshofer. Der Umsatz knickte um ein Zehntel auf 9,17 Milliarden Dollar ein. Der Gewinn schrumpfte um acht Prozent um 588 Millionen Dollar. Damit schnitten die Eidgenossen sogar etwas besser ab als von Analysten befürchtet, die Aktie legte zwei Prozent zu.
Dabei ist kurzfristig kaum Besserung in Sicht. "Der aktuelle Ölpreis und Effekte aus Währungsumrechnungen werden das Unternehmensergebnis voraussichtlich weiterhin belasten", teilte ABB mit. Der Konzern setzt nun auf Kunden aus der Industrie, der Versorgungsbranche und der Infrastrukturtechnik. Deren Wachstumsaussichten seien langfristig positiv. Die Ölförde- und Energietechnikbranche wird sich dagegen wohl noch länger mit Investitionen zurückhalten, weil der niedrige Ölpreis manche Förderprojekte unrentabel werden lässt. Unter diesem Trend leiden auch die größeren Rivalen GE und Siemens. Die Münchener legen ihre Zwischenbilanz nächste Woche vor.