Finanzen

Chinesischer Investor Fosun will auch BHF-Bank übernehmen

Der chinesische Investor Fosun will die Bank BHF Kleinwort Benson übernehmen. Zuvor hatte Fosun bereits Frankfurter Traditionsbank Hauck & Aufhäuser übernommen.
24.07.2015 17:51
Lesezeit: 2 min

Die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun mischt den deutschen Bankenmarkt auf. Nach der Frankfurter Traditionsbank Hauck & Aufhäuser will Fosun künftig auch die Kontrolle bei BHF Kleinwort Benson übernehmen. Die Chinesen, die bereits größter Aktionär des deutsch-britischen Instituts sind, legten am Freitag überraschend ein Übernahmeangebot vor. Sie lassen es damit auf einen Machtkampf mit Aufsichtsratschef Leonhard ("Lenny") Fischer ankommen. Der ehemalige Dresdner-Bank-Vorstand hatte den Finanzdienstleister aus der Frankfurter BHF-Bank und mehreren britischen Geldhäusern geschmiedet. Zuletzt überwarf er sich jedoch mit Fosun wegen der abrupten Abberufung von BHF-Bank-Chef Björn Robens.

Fosun bewertet BHF Kleinwort Benson mit 675 Millionen Euro. Die Offerte, die von der belgischen Börsenaufsicht veröffentlicht wurde, liegt mit 5,10 Euro aber nur neun Prozent über dem Kurs der BHF-Aktie, bevor sie am Freitag vom Handel ausgesetzt wurde. Fosun hält nach eigenen Angaben bereits 28,6 Prozent an BHF Kleinwort Benson, müsste also für die restlichen Anteile 482 Millionen Euro zahlen.

Zuletzt hatten die Chinesen einen Anteil von 19,5 Prozent gemeldet. Sie haben jedoch angekündigt, die Beteiligung von Timothy Collins zu übernehmen, der 9,1 Prozent an BHF Kleinwort Benson hielt. Ein Sprecher von Stefan Quandt (BMW ), mit 11,3 Prozent der zweitgrößte strategische Anteilseigner, wollte sich ebensowenig zu der Offerte äußern wie die BHF-Bank.

Erst vor kurzem hatte sich Fosun mehr als 80 Prozent an der Frankfurter Traditionsbank Hauck & Aufhäuser gesichert, der er zu einer größeren europäischen Präsenz verhelfen will. Hauck & Aufhäuser wird dabei mit 210 Millionen Euro bewertet. . Eine Genehmigung durch die Finanzaufsicht BaFin steht aber noch aus. In Europa hat sich Fosun bereits einen Versicherer in Portugal einverleibt und hält außerdem Anteile am Ferienclub-Betreiber Club Mediterranee sowie am Reisekonzern Thomas Cook. Eine Fusion von Hauck & Aufhäuser und der BHF-Bank sei nicht geplant, sagte ein Insider. Dem Übernahmeangebot für BHF Kleinwort Benson vorausgegangen war ein offener Streit von Fosun mit Fischer um die Absetzung von BHF-Bank-Chef Robens. Er hatte sich mit Fischer über die Ausrichtung der Bank überworfen. Die Entscheidung laufe den Interessen der Aktionäre von BHF Kleinwort Benson zuwider und beschädige den Wert Bank, hatte Fosun kritisiert und Widerstand angekündigt.

Fischer kämpfte einst mehr als zwei Jahre um die Übernahme der BHF-Bank. Der ehemalige Investmentbanker hatte beim Finanzinvestor RHJ International angeheuert, um diesen zu einem breit aufgestellten Finanzdienstleister umzubauen. Für den 340 Millionen Euro teuren Kauf der BHF-Bank hatte Fischer Fosun, Quandt und RHJ-Mitgründer Collins als Investoren gebraucht. Die BaFin prüfte die Übernahme ausgiebig, weil sie sich lange Sorgen gemacht hatte, dass die Bank von ihren neuen Eignern im Notfall im Regen stehen gelassen würde. Nach der Übernahme wurde RHJ in BHF Kleinwort Benson umbenannt.

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