Finanzen

Libor-Manipulationen: 14 Jahre Haft für Trader Hayes

Ein ehemaliger Mitarbeiter von UBS und Cititgroup ist in London zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Trader eine führende Rolle bei der Manipulation der Meldungen beim Libor gespielt habe.
03.08.2015 17:59
Lesezeit: 1 min

Im Prozess um manipulierte Zinsen hat ein Londoner Geschworenengericht den einstigen Star-Händler Tom Hayes zu 14 Jahren Haft verurteilt. Der 35-jährige Ex-Angestellte von UBS und Citigroup wurde verdächtigt, einer der Drahtzieher im weltweiten Skandal um Tricksereien beim Referenzzinssatz Libor zu sein. Die achtköpfige Jury befand ihn in allen acht Anklagepunkten der Verschwörung zum Betrug für schuldig.

Mit Hayes stand im weltweiten Zinsskandal erstmals eine Einzelperson vor einem Geschworenengericht. Der Prozess gegen den Derivate-Händler hatte Ende Mai unter großem Medienandrang begonnen. Die britische Strafverfolgungsbehörde SFO warf ihm Vergehen in den Jahren 2006 bis 2010 vor. Nach Erkenntnissen der Ermittler stand Hayes im Mittelpunkt eines Händler-Kartells, das sich über mindestens zehn Banken und Brokerhäuser erstreckte. Sie sollen sich abgesprochen haben, um den Libor jeweils in die gewünschte Richtung zu lenken - damit ihre individuellen Wetten aufgingen.

Der Skandal hatte Großbanken rund um den Globus Milliardenstrafen gekostet. An Zinssätzen wie dem Libor oder dem Euribor hängen Geschäfte in einem Volumen von vielen hundert Billionen Dollar, wodurch sich schon durch kleine Bewegungen hohe Gewinne erzielen lassen. Etliche Institute haben schon milliardenschwere Vergleiche mit verschiedenen Instanzen geschlossen, darunter Hayes' früherer Arbeitgeber UBS aber auch etwa die Deutsche Bank.

Durch die Manipulationen sind Anlegern und Sparern weltweit ebenfalls Milliarden-Verluste entstanden. Doch dieser Verluste waren ebensowenig Teil des Verfahrens wie die Frage, wer von Hayes' Vorgesetzten über die Machenschaft Bescheid wusste.

In dem Prozess hatte Hayes auf nicht schuldig plädiert. Ein früheres Geständnis nahm er zurück, als er seine Anwälte austauschte. Auch mit dem Richter legte er sich mehrmals an und sagte, der Richter sei voreingenommen und führe kein faires Verfahren gegen ihn. Vor Gericht hatte er erklärt, er habe nicht unehrenhaft gehandelt, sondern seinen Job einfach so perfekt wie möglich machen wollen. Seine Vorgesetzten seien über die damalige Geschäftspraxis informiert gewesen. Seine Verteidigung argumentierte, das gesamte System sei unlauter gewesen. Die Anklage dagegen machte Gier als Tatmotiv aus und erklärte, Hayes sei für seine missliche Lage selbst verantwortlich.

Die Schweizer Großbank UBS und die US-Bank Citigroup wollten sich zu dem Urteil nicht weiter äußern. UBS erklärte, sie sei nicht Teil des Prozesses gewesen. Dies sei eine Sache zwischen der SFO und Hayes. Mit den meisten Behörden habe das Institut den Fall bereits beigelegt. Citigroup erklärte, Hayes habe die Bank im September 2010 verlassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsmarkt: Top-Berufe, die es vor 20 Jahren noch nicht gab
31.03.2025

Eine Studie von LinkedIn zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) neue Jobs und Fähigkeiten schafft, Karrieren und Arbeitswelt verändert:...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie: Kurs knickt nach Orcel-Aussage deutlich ein
31.03.2025

Die Commerzbank-Aktie muss nach einer starken Rallye einen Rückschlag hinnehmen. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zuvor einen möglichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU vor Herausforderungen: Handelskriege könnten die Wirtschaft belasten – der Ausweg heißt Binnenmarkt
31.03.2025

Die protektionistischen Maßnahmen der USA und mögliche Handelskonflikte belasten die EU-Wirtschaft. Experten wie Mario Draghi fordern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betonblock: Lego verklagt Hersteller von Anti-Terror-Betonklötzen
31.03.2025

Lego verklagt das niederländische Unternehmen Betonblock. Die Anti-Terror-Blöcke des Herstellers erinnerten zu sehr an die...

DWN
Technologie
Technologie Neue EU-Vorschriften: Plug-in-Hybriden drohen deutlich höhere CO2-Emissionen
31.03.2025

Mit der Einführung neuer, verschärfter Emissionsmessungen für Plug-in-Hybride (PHEVs) wird die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge erheblich...

DWN
Politik
Politik Marine Le Pen wegen Veruntreuung zu Fußfesseln verurteilt - FN-Chef Bardella: "Hinrichtung der französischen Demokratie"
31.03.2025

Marine Le Pen wurde in Paris wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament schuldig gesprochen - das...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerk mit Speicher: Für wen sich die Investition wirklich lohnt
31.03.2025

Balkonkraftwerk mit Speicher: eigenen Strom gewinnen, speichern und so Geld sparen. Doch so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Der Handelskrieg gefährdet die US-Ausnahmestellung
31.03.2025

Da Investitionen nach neuen Möglichkeiten abseits der zuletzt florierenden US-Finanzmärkte suchen, wird an der Wall Street diskutiert, ob...