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Rassismus in der ARD: „Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger“

Lesezeit: 1 min
01.09.2015 00:27
In der Sendung „Hart aber fair“ leistete sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann einen üblen rassistischen Ausspruch. Mindestens so schlimm: Der Moderator erhob keinen Einspruch. Der Vorfall zeigt: Politiker brauchen sich nicht über die Bürger zu erheben – sie hätten in ihrem eigenen Milieu genug zu tun.
Rassismus in der ARD: „Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger“

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Bei „Hart aber fair“ sagte der bayrische Innenminister Joachim Herrmann am Montag: „Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den weißen Deutschen wunderbar gefallen hat. Beim FC Bayern spielen ja auch ‘ne ganze Menge mit schwarzer Hautfarbe mit.“

Der Online-Duden schreibt zum Wort „Neger“:

„Die Bezeichnung Neger gilt im öffentlichen Sprachgebrauch als stark diskriminierend und wird deshalb meist vermieden. Als alternative Bezeichnungen fungieren Farbige[r] sowie Schwarze[r], wobei die Bezeichnung Schwarze[r] z. B. in Berichten über Südafrika vermehrt anzutreffen ist, wohl um eindeutiger auf die schwarze Bevölkerung (im Gegensatz zu den Indern etc.) Bezug nehmen zu können. In Deutschland lebende Menschen dunkler Hautfarbe haben die Ausweichbezeichnung Afrodeutsche[r] vorgeschlagen. Diese setzt sich immer mehr durch.“

Es ist schon bemerkenswert, dass ein deutscher Minister im Jahr 2015 diesen eindeutig rassistisch konnotierten Begriff in einer Sendung der ARD verwenden kann, ohne dass ihn der Moderator oder einer der Mitdiskutanten sofort zurechtweist – wenigstens, um dem Bildungsauftrag individuell nachzukommen.

Der unappetitliche Vorfall mag ein kleines Detail in der in diesen Tagen von moralischen Superlativen geradezu überbordenden Flüchtlings-Debatte sein. Über die Ursachen der modernen Flucht und Vertreibung wird herzlich wenig diskutiert. Doch wer wundert sich, dass die Leute überfordert vor einem Problem stehen, von dem die Kanzlerin möchte, dass es mit viel gutem Willen gelöst wird? Von den verantwortlichen Regierungen in Europa werden die Lösungen erwartet – und doch verwendet der Minister eines modernen Landes wie Bayern einen Begriff, den alle halbwegs gebildeten Eltern ihren Kindern schon im Vorschulalter als inakzeptabel verbieten. Das sind also die Politiker, die das Problem der Flüchtlinge lösen sollen?

Sigmar Gabriel hat die rechtsradikalen Gewalttäter als „Pack“ bezeichnet. Die Spitzen der politischen Elite sollten bei sich selber anfangen, wenn es um Klassifizierungen geht. Erst wenn sie alle wirklich verstanden haben, dass Rassismus keine Frage der Glatze ist, sondern dessen, was man darunter vermuten sollte, nämlich die Fähigkeit zu denken, zu differenzieren und zu respektieren, dann wird in Deutschland jener Allianz der „Anständigen“ zum Durchbruch verholfen, zu der sich heute ein jeder politischer Leistungsträger wie selbstverständlich zählt. Bis dahin müssen nicht die Kinderbücher umgeschrieben werden. Es reicht, den gebührenfinanzierten Rabauken-Stammtisch abzuschaffen.

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