Gemischtes

Biber- und Pferdefleisch: Etiketten-Schwindel bei US-Fleischprodukten

Lesezeit: 2 min
05.09.2015 01:56
20 Prozent der amerikanischen Fleischprodukte enthalten nicht das, was auf dem Etikett steht. Aktuelle Studien haben nicht nur undeklariertes Pferde- oder gar Biberfleisch in den Proben entdeckt. Billig-Fleisch wurde zudem als besonders teures Wildfleisch, etwa von Bär oder Bison, deklariert.
Biber- und Pferdefleisch: Etiketten-Schwindel bei US-Fleischprodukten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ob in der Fleischpackung das drin ist, was draufsteht, ist zur Zeit in den USA ein großes Thema. Die bislang letzte Studie, die sich mit der Korrektheit von Angaben auf Verpackungsetiketten beschäftigt, stammt aus dem Jahr 1995. Darauf weist Rosalee Hellberg hin, die an den beiden aktuellen Studien beteiligt war. „Obwohl in Europa teure Untersuchungen von Fleischproben üblich sind, seit es 2013 den Pferdefleischskandal gab, war die Forschung auf diesem Gebiet in den USA nur sehr begrenzt“.

Bei der ersten Studie analysierten die Forscher genau, woraus sich das Fleisch in den Verpackungen zusammensetzt. Dann verglichen sie das mit den Angaben auf dem Etikett. Die zweite Studie beschäftigte sich speziell mit den Aufklebern bei Fleisch von Wildtieren. Beide Forschungsreihen verwendeten Produkte, die in den USA auf den üblichen Märkten vertrieben werden. Dort geht der typische amerikanische Verbraucher einkaufen.

Das Labor kaufte 48 verschiedene Fleischprodukte von unterschiedlichen Tierarten. Dabei wurden frische Produkte ebenso berücksichtigt wie Tiefkühlware. Die Analyse ergab, dass 10 Verpackungen falsch etikettiert waren. In 9 Stück davon wurden mehr Inhaltsstoffe gefunden, als der Aufkleber angab. Auf dem zehnten Produkt waren die Inhaltsstoffe komplett falsch aufgelistet. Zusätzlich wurde in zwei Proben Pferdefleisch gefunden.

Die Verunreinigung des Fleisches kann verschiedene Ursachen haben. Wenn die Maschinen, die zur Produktion dienen, nicht ordnungsgemäß regelmäßig gesäubert werden, können sich Fleischsorten in Abpackungsanlagen mischen. Es gibt allerdings auch die Vermutung, dass billigeres Fleisch bewusst mit hochwertigerem vermischt wird, damit die Gewinnspanne sich vergrößert.

Die zweite Studie befasste sich mit der Etikettierung von Wildfleisch. Das gilt als Spezialität. Milliarden von Dollar werden damit jährlich umgesetzt. Es wird ausdrücklich als Produkt exotischer Tiere ausgewiesen und soll keine Bestandteile aus der Nutztierhaltung aufweisen.

Die Forscher bestellten 54 Wildfleisch-Produkte von amerikanischen Online-Händlern. Davon waren zehn falsch etikettiert. Zwei Produkte stammten aus Nutztierbestand, wurden aber als Bison und Yak ausgegeben. Eine weitere Verpackung gab Fasan an, enthielt aber in Wirklichkeit Perlhuhn. In einer Probe entdeckten die Laboranten sogar Biberfleisch – deklariert als Bärenfleisch. Von diesen Untersuchungen berichtet treehugger.

Auch sciencedirect beschäftigt sich mit den Studien. Hier findet sich der Hinweis, dass es jenseits des Atlantik einen hohen Anreiz gibt mit Wildfleisch zu handeln, weil es relativ einfach ist, die Etikettierung falsch vorzunehmen. Offensichtlich erkannten die Forscher die Notwendigkeit, den Handel mit Fleisch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei gingen sie mit zwei verschiedenen Methoden vor.

Die erste Methode ist das DNA-Barcoding. Hierbei wird das Erbgut eines „Markergens“ verwendet. Das ist eine Anreihung von Genen, die eindeutig zugeordnet werden kann. Ähnliche Arten weisen somit ähnliche Abfolgen auf. Dadurch kann die Identifizierung einer Tierart erfolgen. Man verwendet einen Strichcode als Kennzeichnungsmethode, ganz so wie an der Kasse im Supermarkt.

Bei der zweiten Methode handelt es sich um die sogenannte PCR (= Polymerase-Kettenreaktion). Damit kann eine Erbsubstanz im Labor hergestellt werden. So können genetische Fingerabdrücke geprüft und auf die Abstammung einer Art zurückgeschlossen werden. Diese Methode ist die innovativste Vorgehensweise, die man bei mikrobiologischen Analysen heute kennt.

Als Nebenprodukt der Forschungsergebnisse erkannten die Wissenschaftler, dass einige nahezu bedrohte Tierarten wie Bison und akut bedrohte Tierarten wie Löwen korrekt aufgeführt und sogar legal verkauft wurden. Das liegt im Wesentlichen daran, dass es noch keine Verordnung gibt, die alle bedrohten Tierarten klar und hinreichend schützt.

Phys.org weist darauf hin, dass in den USA Wild als exotisches Fleisch von Tieren und Vögeln definiert wird, die in der Fleisch- und Geflügelverordnung gar nicht vorkommen. Für Wildfleisch, das in den USA produziert wird, ist das Landwirtschaftsministerium zuständig - für Importware jedoch die Nahrungs- und Medizinverwaltung.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Politik
Politik Russland stationiert Atomraketen in Weißrussland

Russland weitet seine nuklearen Kapazitäten auf das Territorium des Nachbarlands aus.

DWN
Politik
Politik Landesweite Massenproteste in Israel gegen Justizumbau

In Israel spitzen sich die Massendemonstrationen gegen die geplante Justizreform zu.

DWN
Politik
Politik Regierungskrise? Koalitionsausschuss ohne Ergebnisse vertagt

Innerhalb der Regierungskoalition herrschen Spannungen, die auch nach 20 Stunden Verhandlungen nicht gelöst wurden.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China und Saudi-Arabien intensivieren Energie-Kooperation

Der saudische Aramco-Konzern baut in China große Anlagen auf. Die Beziehung zu China sei strategischer Natur, so CEO Nasser.

DWN
Politik
Politik Volksentscheid: Berliner lehnen schärfere Klima-Vorgaben ab

Berlin setzt sich vorerst keine ehrgeizigeren Klimaziele: Ein entsprechender Volksentscheid am Sonntag scheiterte.

DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Schweiz die Rettung der Credit Suisse erpresste

Die Schweizer Behörden haben brutalen Druck auf Credit Suisse und UBS ausgeübt. Denn noch vor Marktöffnung sollte eine Lösung gefunden...

DWN
Finanzen
Finanzen Orientierung in historisch volatilen Märkten

In volatilen Märkten kann man sehr viel Geld verdienen, aber auch verlieren. Die Zeit des passiven Investierens ist vorbei, meint...

DWN
Politik
Politik Habeck will bestimmte Exporte nach China verbieten

Der grüne Wirtschaftsminister greift zunehmend in die freie Wirtschaft ein - auf Basis politischer Überlegungen.