Lesezeit: 2 min
06.10.2015 10:45
Die Investment-Plattform zeigt sich zusammen mit den Quartalszahlen in einem guten Licht. Unsicher jedoch ist es noch, mit welcher Unternehmensführung Bank-Chef John Cryan weiterarbeiten möchte. Denn ausgerechnet die erfolgreichsten Manager stehen beim Aufsichtsrat der Deutschen Bank nicht hoch im Kurs.
Deutsche Bank in der Zwickmühle

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wir brauchen endlich Klarheit, so ist es aktuell aus dem Top-Management der Deutschen Bank zu hören. Damit sind weniger die Details der Strategie 2020, die wohl zusammen mit den Quartalszahlen am 28.10. vorgestellt werden, gemeint. Der Abbau von rund 20.000 Stellen, von denen allerdings der Großteil auf das Konto der auszugliedernden Postbank geht, gilt als ausgemachte Sache.

Die geplante Absenkung der Kosten um über 3 Milliarden Euro wie auch die künftige strategische Ausrichtung sind ebenfalls bereits weitgehend durchgesickert. Spannend bleibt dagegen bis zuletzt, mit welcher Führungsmannschaft Bank-Chef John Cryan und Oberaufseher Paul Achleitner ihre Strategie umsetzen wollen.

Für Cryan ist es eine Gratwanderung. Die Quartalszahlen können sich operativ angeblich durchaus sehen lassen, die möglicherweise durch Rückstellungen u.a. für eine mögliche Strafzahlung für angebliche Geldwäsche in Russland getrübt sein werden. Verantwortlich dafür sind vor allem zwei Manager: Michele Faissola und Colin Fan. Die von Faissola geführte DeAWM hat sich in den vergangenen Jahren von der größten Baustelle im Konzern zum Vorbild entwickelt.

Die Vermögensverwaltung hat im Vertrieb 2014 weltweit bei provisionsabhängigen Fonds UBS, Credit Suisse und JP Morgan um Längen abgehängt. Auch bei der Performance der Renten- und Aktienfonds zeigt sich die Investmentplattform so gut wie nie. Wie weit der Umbau ist, lässt sich daran erkennen, dass Faissola seinen erfolgreichen Investmentchef Asoka Wöhrmann (mit einem weinenden Auge) Richtung PBC hat ziehen lassen, wo derzeit die größte Arbeit auf den Konzern wartet. Und im Investmentbanking ist es Colin Fan gelungen, den Marktanteil auf zahlreichen Märkten und Geschäftsfeldern wie etwa bei High Yield Debt und Unternehmensanleihen weltweit auszubauen. Mit 4,8% Marktanteil rangiert die Investmentabteilung der Deutschen aktuell als bestes europäisches Institut global auf Platz sechs.

Ausgerechnet Faissola und Fan, die dem Konzern also am meisten einbringen, stehen bei der Aufsicht allerdings nicht hoch im Kurs. Beide gelten als Teil der Welt von Anju Jain, mit der Cryan aufräumen soll. Zudem wird vor allem Faissola neben anderen immer wieder im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal genannt. Sein Stuhl wackelt nach interner Einschätzung bedenklich. Cryan ist dabei keinesfalls auf einem Rachefeldzug. Vielmehr geht es um seine Glaubwürdigkeit und eine möglichst gute Verhandlungsposition gegenüber dem Regulator. Sollte er um diese durchaus schmerzlichen personellen Änderungen nicht herum kommen, gibt es allerdings keinen besseren Zeitpunkt als jetzt.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...