Wir brauchen endlich Klarheit, so ist es aktuell aus dem Top-Management der Deutschen Bank zu hören. Damit sind weniger die Details der Strategie 2020, die wohl zusammen mit den Quartalszahlen am 28.10. vorgestellt werden, gemeint. Der Abbau von rund 20.000 Stellen, von denen allerdings der Großteil auf das Konto der auszugliedernden Postbank geht, gilt als ausgemachte Sache.
Die geplante Absenkung der Kosten um über 3 Milliarden Euro wie auch die künftige strategische Ausrichtung sind ebenfalls bereits weitgehend durchgesickert. Spannend bleibt dagegen bis zuletzt, mit welcher Führungsmannschaft Bank-Chef John Cryan und Oberaufseher Paul Achleitner ihre Strategie umsetzen wollen.
Für Cryan ist es eine Gratwanderung. Die Quartalszahlen können sich operativ angeblich durchaus sehen lassen, die möglicherweise durch Rückstellungen u.a. für eine mögliche Strafzahlung für angebliche Geldwäsche in Russland getrübt sein werden. Verantwortlich dafür sind vor allem zwei Manager: Michele Faissola und Colin Fan. Die von Faissola geführte DeAWM hat sich in den vergangenen Jahren von der größten Baustelle im Konzern zum Vorbild entwickelt.
Die Vermögensverwaltung hat im Vertrieb 2014 weltweit bei provisionsabhängigen Fonds UBS, Credit Suisse und JP Morgan um Längen abgehängt. Auch bei der Performance der Renten- und Aktienfonds zeigt sich die Investmentplattform so gut wie nie. Wie weit der Umbau ist, lässt sich daran erkennen, dass Faissola seinen erfolgreichen Investmentchef Asoka Wöhrmann (mit einem weinenden Auge) Richtung PBC hat ziehen lassen, wo derzeit die größte Arbeit auf den Konzern wartet. Und im Investmentbanking ist es Colin Fan gelungen, den Marktanteil auf zahlreichen Märkten und Geschäftsfeldern wie etwa bei High Yield Debt und Unternehmensanleihen weltweit auszubauen. Mit 4,8% Marktanteil rangiert die Investmentabteilung der Deutschen aktuell als bestes europäisches Institut global auf Platz sechs.
Ausgerechnet Faissola und Fan, die dem Konzern also am meisten einbringen, stehen bei der Aufsicht allerdings nicht hoch im Kurs. Beide gelten als Teil der Welt von Anju Jain, mit der Cryan aufräumen soll. Zudem wird vor allem Faissola neben anderen immer wieder im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal genannt. Sein Stuhl wackelt nach interner Einschätzung bedenklich. Cryan ist dabei keinesfalls auf einem Rachefeldzug. Vielmehr geht es um seine Glaubwürdigkeit und eine möglichst gute Verhandlungsposition gegenüber dem Regulator. Sollte er um diese durchaus schmerzlichen personellen Änderungen nicht herum kommen, gibt es allerdings keinen besseren Zeitpunkt als jetzt.
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