Gemischtes

Banken werten Facebook-Posts aus, um Bonität zu erkunden

Lesezeit: 1 min
16.10.2015 23:59
Um neue Kunden für Kredite zu finden, scannen amerikanische Analyse-Institute die Sozialen Medien: So sollen etwa Facebook-Posts Auskunft darüber geben, ob jemand kreditwürdig ist. Wer häufig schreibt, er sei betrunken, verschlechtere sein persönliches Kredit-Rating. Wer häufig Filme leiht, erhalte hingegen Pluspunkte.
Banken werten Facebook-Posts aus, um Bonität zu erkunden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die amerikanische Mittelklasse ist bereits so sehr mit Krediten versorgt, dass die Banken Schwierigkeiten haben, trotz niedriger Zinsen neue Kredite zu verkaufen. Der Kreditrahmen der meisten Amerikaner mit regelmäßigem Einkommen ist ausgereizt, das zeigen die Zahlen der Kreditunternehmen. Daher suchen die Banken nach neuen Kundenstämmen und nehmen dabei immer stärker den so genannten Subprime-Markt ins Visier, also Kunden, die nach traditionellen Maßstäben nicht kreditwürdig sind.

Diese Bewertung liege größtenteils nicht an einer unterstellten Zahlungsunwilligkeit, sondern meist an mangelnden Informationen über die Personen, etwa weil sie jung oder erst seit kurzem im Land sind oder aus sonstigen Gründen noch keine nachverfolgbaren Unterlagen haben, anhand derer man eine Kreditwürdigkeit ablesen könnte.

Um die Kreditwürdigkeit dieser Gruppe zu bewerten, entwickeln amerikanische Kredit-Analyse-Institute dabei neue Methoden: So sollen etwa Facebook-Posts, Videothek-Mitgliedschaften oder Telefonrechnungen Auskunft darüber geben, ob jemand, der bisher keinen Kredit bekommen konnte, vielleicht doch nicht so ein großes Kreditrisiko darstellt.

Die Analysten bedienen eine steigende Nachfrage von den Banken, die fürchten, ihnen entgingen potentielle Einnahmequellen, wenn sie Personen ohne „traditionelle Kreditunterlagen“ ablehnten.

Der Markt hat sehnsüchtig auf eine Lösung gewartet“, so der Leiter der Kredit-Analyse-Firma Fico gegenüber der Financial Times. Fico hat in einem Pilot-Projekt zusammen mit mehreren amerikanischen Kreditkarten-Anbietern eine nach eigenen Angaben „verlässliche Methode entwickelt, um Kreditpreise für Millionen von Menschen zu  entwickeln, die bisher durch das Netz gefallen sind.“

Dabei untersuchen die Analysten vor allem öffentlich zugängliche Daten aus Sozialen Netzwerken wie Facebook. „Wenn man sich anschaut wie oft eine Person das Wort „wasted“ in ihrem Profil benutzt, so hat das eine gewisse Aussagekraft dahingehend ob sie ihre Schulden zurückzahlen wird“. Das englische Wort wasted kann im Deutschen einerseits „verschwendet“ bedeuten, lässt sich jedoch je nach Kontext auch als „betrunken“ übersetzen – beide Implikationen haben eine Relevanz für die Analysten und machen demnach durchaus einen Unterscheid in der Bewertung der Kreditwürdigkeit.

Das neue System gibt Personen bereits dann Pluspunkte, wenn sie etwa regelmäßig ihre Telefon- und Stromrechnung begleichen. Es reiche demnach auch aus, selten umgezogen zu sein, um als potentiell kreditwürdig zu gelten: Schließlich bedeute dies, dass man wahrscheinlich regelmäßig Miete zahlt und kein Mietnomade ist.

 

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Wie die USA Europa eroberten
24.09.2023

Der Publizist Werner Rügemer äußert sich im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zum Anspruch der USA, alleinige Weltmacht...

DWN
Finanzen
Finanzen Beginn einer Ent-Euroisierung? Euro-Nutzung bricht laut Swift ein
24.09.2023

Der Euro wird im internationalen Handel viel weniger verwendet. Das zeigen kürzlich erschienene Swift-Zahlen. Ökonomen sehen darin eine...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kritische Rohstoffe: Wie die EU ihre Versorgung sichern will
24.09.2023

Lernen auf die harte Tour: Pandemiebedingte Engpässe, geopolitische Veränderungen und der Krieg in der Ukraine zwingen Europa zum...

DWN
Politik
Politik Gewalt-Eskalation im Kosovo: Spannungen mit Serbien nehmen massiv zu
24.09.2023

Bei Kämpfen mit einem bewaffnetem Kampftrupp im Nord-Kosovo gab es Tote. Die Spannungen in der Region nahmen zuletzt zu. Nun ist es zu den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Startups: Wenn die Gazelle das Rennen verliert
24.09.2023

Nur sehr wenige Startups schaffen es von null auf hundert auf der Erfolgsskala in kürzester Zeit. Für die meisten jungen Gründer ist der...

DWN
Politik
Politik Länder warnen vor Aus für Deutschlandticket
24.09.2023

Das beliebte Deutschlandticket für Millionen Fahrgäste könnte schon bald wieder Geschichte sein – heißt es aus den Ländern gen...

DWN
Technologie
Technologie Die politische Ökonomie der Technologie
24.09.2023

Das System der industrialisierten westlichen Welt und ihrer Machtverteilung und -ausübung unterliegt einer großen Spannung. Diese wird...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Es geht schlicht um die Neuordnung Europas
23.09.2023

Bei Friedensverhandlungen zwischen Brüssel, wo die Zentralen der EU und der NATO stehen, und Moskau geht es unweigerlich um eine...