Gemischtes

Krebsrisiko bei Wurstverzehr: Fleischindustrie gibt Entwarnung

Lesezeit: 2 min
30.10.2015 13:29
Nachdem die Weltgesundheitsorganisation Wurst als krebserregend eingestuft hat, ist die Verunsicherung groß. Für die Fleischindustrie kann diese Einschätzung teuer werden. Diese aber verweist darauf, dass der Verzehr von Fleisch auch gut für die Gesundheit sein kann. Die Behörden hingegen trauen sich kein abschließendes Urteil zur WHO-Einstufung zu.
Krebsrisiko bei Wurstverzehr: Fleischindustrie gibt Entwarnung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach Glyphosat, Chemikalien-Cocktails in Obst sowie Mineralölrückstände in Lebensmittelverpackungen, soll nun Wurst gesundheitsschädlich sein. Schon 50 Gramm verarbeitetes Fleisch pro Tag sollen das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent erhöhen.

Der Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie (BVDF) versucht zu beschwichtigen. „Für die Entstehung von Krebs ist sicherlich nicht ein einzelnes Lebensmittel verantwortlich, sondern auch weitere Einflussfaktoren wie die persönliche Lebensweise, erbliche Vorbelastungen oder Umwelteinflüsse“, sagte Thomas Vogelsang vom BVDF den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Auch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) betone, dass das erhöhte Risiko für den Einzelnen klein sei und der Fleischverzehr auch gesundheitlichen Nutzen habe. „Der Grundsatz einer gesunden Lebensweise durch viel Bewegung und eine vielseitige und ausgewogene Ernährung – auch mit Fleisch und Wurst – gilt also weiterhin.“

Das Bundesinstitut für Risikobewertung wollte sich zu den aktuellen Ergebnissen der Studie nicht äußern, da es sich mit dieser Monographie noch nicht näher befasst habe. „Wir verweisen auf unsere Stellungnahme zu Fleischverzehr und Sterblichkeit aus dem Jahr 2009 und hier insbesondere auf die Schlussfolgerung, die weiterhin Gültigkeit hat“, sagte Jürgen Their-Kundke den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Damals ging es um die so genannte Sinha-Studie „Meat Intake and Mortality“, die einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und einer erhöhten Sterblichkeitsrate durch Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislaufleiden aufzeigte.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung sagte damals, dass: „aus der Sinha-Studie kein direkter Kausalzusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krebs sowie anderen Todesursachen abgeleitet werden kann. Es sind mehrere Ursachen denkbar, die eine erhöhte Sterblichkeit durch Verzehr von rotem Fleisch bedingen können: chemische Verbindungen, die bei der Zubereitung von Fleisch entstehen, genetische Faktoren, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten der Befragten, der Eisengehalt des Fleisches, die Aufnahmemenge ungesättigter Fettsäuren aus anderen Lebensmitteln, die Menge an verzehrtem Obst und Gemüse sowie die mögliche Hormonbelastung von Fleisch.“

Auf Anfrage wollte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sich ebenfalls nicht konkret zur aktuellen WHO-Studie äußern, bevor sie diese nicht durchgesehen habe. Dennoch sagte sie, dass die EFSA bis dato selbst keine Bewertung hinsichtlich der Gesundheitsrisiken beim Konsum von rotem oder verarbeitetem Fleisch durchgeführt habe. Es gebe aber zwei Panel, die sich derzeit beispielsweise mit der Neubewertung von Zusatzstoffen wie Nitraten und Dioxiden in Lebens- und Futtermitteln befassten.

Im vergangenen Jahr haben die Deutschen pro Kopf 60,3 Kilogramm Fleisch gegessen. Mit 38,2 Kilogramm pro Kopf liegt Schweinefleisch weiterhin auf Platz Nummer eins. Das zweitbeliebteste Fleisch der Deutschen ist Geflügel, aber hier liegt der Verzehr mit 11,5 Kilogramm deutlich hinter dem des Schweinefleisches. Platz drei belegen Rinds- und Kalbfleisch (8,9 kg). „Der Verzehr von Bio-Fleisch blieb 2014 mit einem Anteil von 1,5 Prozent am Gesamtverzehr weiterhin gering“, so das Fleischerhandwerk. Der Fischkonsum pro Kopf liegt bei 14 Kilogramm im Jahr und damit höher als der Konsum von Rinds- und Kalbsfleisch.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Wie man Bankgebühren minimiert: praktische Tipps und Tricks
28.04.2024

Bankgebühren können das monatliche Budget erheblich belasten. In diesem Artikel erforschen wir effektive Strategien, um diese Kosten zu...

DWN
Technologie
Technologie KI gegen Mensch: Büroangestellte sind kaum besorgt um ihre Arbeitsplätze
28.04.2024

Künstliche Intelligenz (KI) wird mal als Weltverbesserer und mal als Jobkiller angesehen. Doch die Angst vor Letzterem ist unter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elektroauto-Krise schwächt deutsche Autokonzerne kaum - bisher
28.04.2024

Trotz der Marktflaute bei E-Autos und der schwachen Nachfrage in Deutschland erwirtschaften Volkswagen und BMW tolle Gewinne. Bei anderen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...