Politik

Bundesregierung stockt deutsche Truppen in Afghanistan auf

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich seit dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014 massiv verschlechtert. Die Bundesregierung will daher mehr deutsche Soldaten ins Land schicken. Gleichzeitig wollen tausende Afghanen die Gewalt im Land nicht mehr hinnehmen. In Kabul kam es zur größten Protest seit 2001.
12.11.2015 00:32
Lesezeit: 1 min

Die Bundesregierung will die Zahl der deutschen Soldaten in Afghanistan einem Bericht zufolge aufstocken. Die Obergrenze solle im neuen Bundestagsmandat von 850 auf 980 Soldaten erhöht werden, berichtete der Militärblogger Thomas Wiegold auf seiner Internetseite „Augen geradeaus!“ am Mittwoch unter Berufung auf Regierungskreise. Alleiniger Auftrag der Truppe bleibe jedoch weiter die Beratung und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte, eine Rückkehr zum Kampfeinsatz solle es nicht geben. Allerdings sollten die deutschen Soldaten die afghanischen Einheiten künftig auch unmittelbar im Einsatz beraten können. Dies war bisher nur eingeschränkt möglich.

Die Regierung begründe die Aufstockung unter anderem damit, dass die Bundeswehr zusätzliche Aufgaben übernehmen müsse, die bisher von Partnerländern erledigt wurden, berichtete Wiegold. Außerdem sollten mehr Soldaten in der Beratung der afghanischen Sicherheitskräfte eingesetzt werden. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Der Mandatsentwurf werde derzeit zwischen den Ministerien abgestimmt, sagte er.

Gleichzeitig hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan seit dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014 massiv verschlechtert. Tausende Afghanen wollen die Gewalt im Land nicht mehr hinnehmen und protestierten in Kabul gegen Extremisten, die sieben Schiiten ermordeten. In einer der größten Demonstrationen in Afghanistan seit 2001 haben Tausende Menschen in Kabul gegen die Taliban und die Terrormiliz IS demonstriert. Demonstranten trugen am Mittwoch die Särge von sieben Angehörigen der schiitischen Minderheit durch die Straßen, die sunnitische Extremisten vergangene Woche in der Provinz Sabul geköpft hatten.

Die Wut richtete sich auch gegen die afghanische Regierung. Aufgebrachte Demonstranten drangen bis zum Präsidentenpalast vor, kletterten dort auf die Mauern und warfen mit Steinen. Polizisten feuerten in die Luft, um die Menge zu vertreiben. Demonstranten skandierten: „Tod den Unterstützern von Terrorismus in Afghanistan.“ Die Demonstranten verlangten auch, dass Präsident Ashraf Ghani und Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah abdanken sollten. Sie seien nicht in der Lage, die Menschen zu beschützen. Die Regierung entsandte Vertreter, um mit den Demonstranten zu reden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...