Politik

Russland-Sanktionen schaden der deutschen Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft hat im dritten Quartal des Jahres die Russland-Sanktionen deutlich gespürt und ist offenbar weniger gewachsen als erwartet. Die Wirtschaft fordert daher ein Ende der Sanktionen, hat jedoch bei Angela Merkel bisher kein Gehör gefunden.
13.11.2015 01:16
Lesezeit: 1 min

Die deutsche Wirtschaft hat im dritten Quartal wegen der schwachen Weltkonjunktur voraussichtlich an Schwung verloren. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte von Juli bis September nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal zugelegt haben, sagen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen voraus. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht seine erste Schätzung an diesem Freitag. Im zweiten Vierteljahr hatte es noch zu einem Plus von 0,4 Prozent gereicht.

Stütze der Konjunktur ist weiterhin der private Konsum, da das Geld bei vielen Verbrauchern angesichts der Rekordbeschäftigung und steigender Löhne locker sitzt. Dagegen kommt Gegenwind von der Weltkonjunktur, weil große Absatzmärkte wie China schwächeln oder wie Russland und Brasilien sogar in der Rezession stecken. Viele Unternehmen investieren deshalb weniger.

Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einem Plus von 1,7 Prozent, das 2016 auf 1,8 Prozent steigen soll. 2014 war Europas größte Volkswirtschaft um 1,6 Prozent gewachsen.

Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes, fordert daher das Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Russland. „Wir sollen (...) eine Diskussion über den Einstieg in den Ausstieg aus den Sanktionen beginnen“, forderte Cordes im „Handelsblatt“ vom Montag. Schließlich gebe es bei der Umsetzung des Minsker-Protokolls für eine Beilegung des Konflikts um die Ukraine Fortschritte. Generell habe sich gezeigt, dass die bisherigen Strafmaßnahmen die politischen Probleme nicht hätten lösen können und dass das Sanktionsnetz sehr löchrig sei. „Viele Länder machen bei den Maßnahmen schlicht nicht mit“, sagte Cordes.

Die westlichen Russland-Sanktionen haben nach Cordes Worten in der deutschen Wirtschaft „tiefe Spuren“ hinterlassen. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern werde sich gemessen an früheren Jahren bis Ende des Jahres halbiert haben. Besonders betroffen sei der Maschinenbau. Die Einbrüche seien massiv und dennoch seien viele deutsche Firmen gewillt, die aktuelle politische Eiszeit zu überwintern. Aber „wir müssen aufpassen“, warnte er. Das Vertrauen zwischen beiden Seiten habe massiv gelitten. Dabei gilt für Cordes: „Europa und Russland gehören strategisch zusammen.“

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...