In einem amerikanischen Rechtsstreit steht gerade ziemlich viel Geld für Argentinien auf dem Spiel. Aber die Entscheidung im Streit von Hedge-Fonds gegen den argentinischen Staat könnte auch weltweit erhebliche Folgen haben – vor allem mit Blick auf Griechenland. Während der Argentinienkrise haben sich einige Hedge-Fonds nicht an einem Schuldenschnitt für das Land beteiligt und fordern nun ihr Geld für die auslaufenden, argentinischen Staatsanleihen zurück. Diese hatten die Hedge-Fonds damals zu einem Schnäppchenpreis gekauft. Der New Yorker Richter Thomas Griesa hatte vor ein paar Tagen entschieden, dass Argentinien tatsächlich die auslaufenden Schulden im Wert von 1,33 Milliarden Dollar an die Hedge-Fonds zurückzahlen muss – mehr als die Hälfte der Anleihen wird vom Hedge-Fonds-Milliardär Paul Singer verwaltet. Ein Berufungsgericht hat nun jedoch die endgültige Entscheidung auf Anfang kommenden Jahres verschoben.
Nouriel Roubini verwies in einem vergangene Woche veröffentlichten Papier nun auf die drohenden Auswirkungen, sollte Argentinien tatsächlich die auslaufenden Schulden abgelten müssen. Ähnlich wie im Falle Argentiniens haben sich auch viele Gläubiger nicht an dem ersten Schuldenschnitt Griechenlands Anfang des Jahres beteiligt. Die griechische Regierung konnte sie nicht zwingen, da in einem großen Teil der damaligen Anleihen keine collective action clauses (CAC) festgeschrieben war. Diese Klausel macht es möglich, dass wenn eine Mehrheit der Gläubiger einem Schuldenschnitt zustimmt, die anderen automatisch auch daran beteiligt werden müssten. Für die Gläubiger die diese Klausel nicht in ihren Anleihen stehen hatten, war es deshalb ein einfaches, sich nicht am Schuldenschnitt zu beteiligen. Insofern sind noch etliche alte griechische Anleihen im Umlauf gewesen, die durch neue eingetauscht werden konnten.
Von diesen neuen Anleihen gibt es jedoch nun auch wieder eine Vielzahl, die ohne eine solche Klausel ausgestellt wurden und somit weder von einem weiteren Schuldenschnitt noch von dem geplanten Bonds-Rückkauf-Programm betroffen sind, wenn sie selbst nicht wollen. Zusätzlich dazu gibt es unter den neuen und alten griechischen Anleihen eine betrachtliche Anzahl, die nicht dem griechischen, sondern dem britischen Recht unterstellt sind. Auch dies trug dazu bei, dass sich nicht alle Anleger an einem Schuldenschnitt beteiligen mussten und sich auch in Zukunft davon unbeeindruckt zeigen können.
Wenn nun beispielsweise Hedge-Fonds griechische Anleihen unter britischen Recht erworben haben, so könnten diese sich, wenn es um einen erneuten Schuldenschnitt oder das Bonds-Rückkauf-Programm geht, auf das Urteil des US-Gerichts berufen. Unter diesen Umständen besteht für die Hedge-Fonds beispielsweise, die griechische Schuldtitel halten, in diesem Fall überhaupt kein Handlungsbedarf – sie können sich je nach Ausgang des Argentinien-Urteils auf ihren Anleihen ausruhen und warten. Wenn sich ein britischer Richter auf das Griesa-Urteil bezieht, hat die griechische Regierung keine Chance, etwas hinsichtlich der griechischen Anleihen unter britischen Recht zu bewirken.
Dies macht es aber für die griechische Finanzagentur umso schwieriger, den gewünschten Bonds-Rückkauf im Zuge des neuen Griechenland-Deals überhaupt zu realisieren. Neben den Banken, die bereits Bedenken an dem Rückkauf geäußert haben, und den griechischen Pensionsfonds, die sich ebenfalls nicht daran beteiligen wollen (hier), droht nun auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Hedge-Fonds daran teilnehmen, zu schwinden. Viele Hedge-Fonds haben griechische Anleihen nach dem Wahlchaos im Sommer zu einem Schnäppchen-Preis von 11 Cent gekauft und bereits bis jetzt bereits saftige Gewinne eingefahren (hier). Anleihen im Wert von schätzungsweise 25 Milliarden Euro befinden sich in den Händen der Hedge-Fonds.
Das Risiko eines tatsächlichen Verluste ist nach Ansicht vieler Hedge-Fonds zudem relativ gering. Vielmehr haben die bisherigen Entscheidungen der EU-Politiker die Gläubiger in ihrer Ansicht bestärkt, dass die EU wirklich nahezu alles versuchen werde, um den Land weiterhin eine Perspektive im Euro und der EU zu gewähren (selbst ein weiterer Schuldenschnitt wird von Angela Merkel nicht mehr ausgeschlossen – hier).
Ein weiteres Argument spricht außerdem gegen eine Beteiligung der Hedge-Fonds am Bonds-Rückkauf. Die griechische Regierung hat ein deutlich bessereres Angebot für den Rückkauf gemacht als ursprünglich angenommen und so einen Mindestwert für die Anleihen geschaffen. Etliche Hedge-Fonds setzen zudem darauf, dass sich andere an dem Bonds-Rückkauf beteiligen und sich dadurch die Wahrscheinlichkeit einer sichere Auszahlung noch erhöht. Die sich dadurch verringernde Menge an privaten Gläubigern wird die griechischen Anleihen wahrscheinlich anschließend sogar noch weiter an Wert steigen lassen. Hans Humes von Greylock Capital beispielsweise will sich teilweise am Bonds-Rückkauf beteiligen, indem er Bonds mit längerer Laufzeit abgibt, um sich dann mit neuen, kurzfristigen griechischen Anleihen einzudecken. „Wo sonst erhalten Sie in so kurzer Zeit eine so große Rendite“, erklärte er sein Vorhaben der Irish Times.
Aber auch mit Blick auf die kommenden Jahre werden sich aufgrund des Argentinien-Falls große Probleme für Griechenland auftun. Je nach Laufzeit der gehaltenen Anleihen werden sich dann auch erst in ein paar Jahren viele Gläubiger melden und Unsummen von Rückzahlungen fordern – die wiederum Griechenland erneut gefährden könnten.