Politik

Flüchtlingskrise: Balkan-Staaten rufen nach der Nato

Die frühere jugoslawische Republik Mazedonien will Nato-Mitglied werden. Die Flüchtlingskrise habe gezeigt, dass der Balkan eine starke militärische Präsenz brauche. Der Ruf kommt der Nato gelegen: Sie will den Balkan als Bastion gegen Russland ausbauen.
10.03.2016 23:43
Lesezeit: 1 min

Mazedonien verspricht sich von seiner Rolle in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise einen beschleunigten Beitritt zur Nato. Sein Land habe sich in der Krise als ein „verantwortungsvolles Mitglied der internationalen Gemeinschaft“ erwiesen, sagte der mazedonische Außenminister Zoran Jolevski am Donnerstag bei einem Besuch in Slowenien. „Wir glauben, dass die Region mit mehr Nato-Mitgliedern stabiler würde“, fügte Jolevski hinzu.

Die gegenwärtige Lage ist in seinen Augen „ein Beweis mehr, dass alle Länder der Region in die Nato-Strukturen integriert werden müssen, wenn ihr Volk und ihre Politiker und Regierungen dies wünschen“. Jolevski versicherte, dass sein Land die notwendigen Reformen der Armee vorantreibe, um die Standards des Verteidigungsbündnisses zu erfüllen.

Mazedonien gilt seit Jahren als Nato-Kandidat. Die Nato will alle Staaten, die aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangen sind, aufnehmen: Im Kosovo gibt es bereits einen der weltweit größten Nato-Stützpunkte. Serbien soll zur EU und in der Folge in die Nato, doch erst kürzlich gab es eine große Demo gegen einen Beitritt. In Montenegro ist der Nato-Beitritt ebenfalls umstritten – das Bündnis verhandelt hier bereits konkret.

Die Nato-Präsenz am Balkan soll Russland den letzten Zugang zu Europa versperren und stellt die Ergänzung zu den Nato-Ambitionen in der Ukraine dar. Das EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine sieht vor, dass das Land alle seine Standards bis 2020 auf Nato-Standards angepasst hat. Der Prozess ist, trotz der desaströsen Wirtschaftslage, bereits in vollem Gange.

Mazedonien hatte in den vergangenen Monaten hunderttausende über Griechenland kommende Flüchtlinge passieren lassen, die auf der sogenannten Balkanroute in nördlichere EU-Staaten wie etwa Deutschland gelangen wollten. Vor einigen Wochen führte Mazedonien aber wie Slowenien und andere Balkanländer Tagesobergrenzen für die Einreise von Flüchtlingen ein. Seit Montag lässt das Land gar keine Flüchtlinge mehr hinein.

Durch diese Maßnahmen sitzen beim Nato- und EU-Mitglied Griechenland zehntausende Flüchtlinge fest. Allein an der griechisch-mazedonischen Grenze campieren mittlerweile mehr als 14.000 zumeist syrische und irakische Flüchtlinge.

Griechenland blockiert seit Jahren Mazedoniens Beitritt zur Nato. Athen argumentiert, der Name Mazedonien sei Teil des griechischen Nationalerbes und suggeriere einen Anspruch auf die nordgriechische Provinz gleichen Namens. Mazedonien wiederum lehnt mit Verweis auf seine Identität und Sprache eine Änderung seines Namens strikt ab.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Coronavirus Wuhan-Labor: BND kannte unbequeme Wahrheit zum Ursprung der Pandemie
12.03.2025

Jahrelang als Verschwörung abgetan, jetzt wahrscheinlich: Hat ein Laborunfall die Corona-Pandemie ausgelöst? Der BND geht seit fünf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chemiebranche kämpft mit hohen Kosten – Hoffnung auf die Bundesregierung
12.03.2025

Hohe Energiepreise und eine schwache Konjunktur setzen der Chemieindustrie zu. Während die Pharmabranche wächst, bleibt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsunfähigkeit: Geldprämie anstatt Krankmeldung? Unternehmen verlost Anwesenheitsprämie
12.03.2025

Arbeitgeber beklagen Milliardenkosten durch Krankschreibungen: Um Fehlzeiten zu reduzieren, greifen manche Unternehmen zu Maßnahmen wie...

DWN
Politik
Politik Stoppt Karlsruhe noch das Finanzpaket von CDU/SPD?
12.03.2025

Union und SPD wollen noch im alten Bundestag milliardenschwere Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur beschließen. Doch mehrere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Prognose: Verdeckte Hinweise auf ein Rekordjahr
12.03.2025

Rheinmetall gibt sich in seiner offiziellen Prognose für 2025 zurückhaltend – doch zwischen den Zeilen zeigt sich ein anderes Bild. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilieninvestoren: Ist es sinnvoll, ein Aktienportfolio zu hebeln?
12.03.2025

Immobilieninvestoren nutzen häufig Fremdkapital, um die Rendite zu steigern. Macht der Einsatz eines Hebels auch bei Aktien Sinn?

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Batteriehersteller Northvolt pleite: Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
12.03.2025

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat Insolvenz angemeldet – mit unklaren Folgen für sein Milliardenprojekt in...

DWN
Immobilien
Immobilien SOS Energetische Sanierung: Bei Wohnimmobilien geht zu viel Energie verloren
12.03.2025

Es gibt einen massiven Sanierungsbedarf im deutschen Wohnmarkt: Der „Sanierungsstau“ wird durch die stark gestiegenen Baukosten und dem...