Finanzen

Das Ende der Kohle-Industrie: Größter US-Konzern vor Insolvenz

Der Preisdruck bei Rohstoffen und der intensive Wettbewerb mit der Gasindustrie setzen der amerikanischen Kohlebranche zu. Peabody Energy, der größte Kohlenminenbetreiber der USA, wird wohl bald die Insolvenz anmelden. Den Konkurrenten geht es nicht viel besser.
21.03.2016 01:23
Lesezeit: 1 min

Amerikas größter Kohleminen-Betreiber Peabody Energy hat am Mittwoch angekündigt, wahrscheinlich Insolvenzhilfe beantragen zu müssen, wie Financial Times schreibt. Die Aktien des Konzerns gaben nach der Mitteilung fast die Hälfte ihres Wertes ab. Peabody gab an, Zinszahlungen in Höhe von rund 71 Millionen Dollar nicht begleichen zu können, die am Dienstag hätten gezahlt werden müssen. Derzeit läuft eine 30-tägige Gnadenfrist, an deren Ende die Zahlung erfolgen muss – ansonsten droht der Bankrott. Im vergangenen Jahr hatte Peabody einen Verlust von rund 2 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Die Verlautbarungen aus dem Konzern klingen negativ: „Wir können nicht versichern, dass der Plan des Managements, unsere operative Leistung und die finanzielle Stabilität zu verbessern, erfolgreich sein wird oder ob wir zusätzliches Kapital zu angemessenen Konditionen erhalten oder überhaupt erhalten können. Wir müssen wahrscheinlich freiwillig um Hilfen im Hinblick auf Artikel 11 des amerikanischen Insolvenzgesetzes bitten“, sagte ein Vertreter der Minengesellschaft.

Die amerikanische Kohle-Industrie befindet sich derzeit in einem regelrechten Überlebenskampf. Ihr macht nicht nur die abnehmende Nachfrage auf den Weltmärkten zu schaffen, sondern auch der harte Wettbewerb mit der Gasbranche, die aufgrund der gesunkenen Preise für Erdgas im vergangenen Jahr ihre Verkäufe zu Lasten der Kohle steigern konnte. 2015 wurde nach Informationen von Financial Times in den USA erstmals mehr Energie aus Gas als aus Kohle gewonnen. Dabei ist der Preis von Kohle in den vergangenen fünf Jahren bereits um rund 40 Prozent von rund 75 Dollar je Tonne auf derzeit rund 43 Dollar gesunken.

Die Umsätze der Branche dürften künftig außerdem unter den politischen Bemühungen für eine Reduzierung der CO2-Emissionen leiden. Die Administration Obama hatte zu Beginn des Jahres die Ausgabe von Schürfrechten für Kohleminen auf Regierungsland gestoppt und eine Untersuchung zu den ökonomischen und ökologischen Folgen der Kohlenutzung angekündigt.

Dass auch Wettbewerber von Peabody ebenfalls vor dem Aus stehen, zeigt das Ausmaß der Verwerfungen, die in der Branche herrschen. Im laufenden Jahr hatte bereits das Unternehmen Arch Coal die staatliche Insolvenzhilfe beantragt. Im vergangenen Jahr hatten drei weitere Konzerne – Alpha Natural Resources, Walter Energy und Patriot Coal – in nur sechs Monaten Insolvenz angemeldet.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump öffnet Chip-Schleusen für China: Sicherheit nur noch zweitrangig
13.08.2025

Trotz jahrelanger Warnungen vor Pekings Militärambitionen gibt Trump den Verkauf modernster US-Chips an China frei – und stellt Profit...

DWN
Politik
Politik Bedrohung durch Russland? Estland weist russischen Diplomaten aus
13.08.2025

Die Beziehungen zwischen Russland und Estland sind seit Jahren konfliktgeladen und angespannt. Nun weist das EU- und Nato-Land einen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wegen EU-Sanktionen: China verhängt Sanktionen gegen zwei EU-Banken
13.08.2025

Im Konflikt um Russland-Sanktionen setzt Peking zwei europäische Geldhäuser auf seine Sanktionsliste. Es handelt sich um eine...

DWN
Politik
Politik 100 Tage schwarz-rote Koalition: SPD kritisiert Union
13.08.2025

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch fordert 100 Tage nach dem Start der schwarz-roten Koalition, Probleme in der Zusammenarbeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Perplexity AI will Chrome übernehmen: KI-Suchmaschine bietet Milliarden
13.08.2025

Ein KI-Start-up wagt den Angriff auf Google: Perplexity AI will mit seiner KI-Suchmaschine den Chrome-Browser für Milliarden übernehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse: Attraktive Benefits als Alternative zur Gehaltserhöhung
13.08.2025

Smartphone, Kita-Gebühr, Rad oder Deutschlandticket: Mit diesen zehn Gehaltsextras können Beschäftigte Steuern und Abgaben sparen. Wie...

DWN
Politik
Politik Ukraine vor strategischem Kipp-Punkt: Russlands Vorstoß könnte Verhandlungsmasse für Putin werden
13.08.2025

Während die Front im Donbass unter schwerem Druck steht, dringt Russland kurz vor dem Trump-Putin-Gipfel tief in ukrainisches Gebiet vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Renk-Aktie legt kräftig zu: Starke Auftragslage beflügelt Anleger
13.08.2025

Die Renk-Aktie überrascht Anleger mit starken Quartalszahlen und einem klaren Aufwärtstrend. Doch wie nachhaltig ist der Erfolg des...