Politik

Transparency-Funktionär tritt wegen Panama-Skandal zurück

Der Chile-Chef von Transparency International soll fünf Briefkastenfirmen in Panama betrieben haben. Nach der Veröffentlichung der Panama Papers musste er zurücktreten. Die NGO erwähnt diese Tatsache in einem Interview nicht, erhebt jedoch
09.04.2016 01:25
Lesezeit: 1 min

Der Chef des chilenischen Ablegers des NGOs Transparency International ist am Montag im Zusammenhang mit Kontakten zu mehreren Briefkastenfirmen zurückgetreten. Gonzalo Delaveau habe seinen Rücktritt eingereicht, der vom Vorstand angenommen worden sei, teilte die Organisation via Twitter mit. In den Panama Papers wird sein Name in Verbindung mit mindestens fünf Briefkastenfirmen gebracht, berichtet Reuters.

Der chilenische Watchdog CIPER, der laut Reuters die chilenischen Aspekte der Panama Papers beleuchtet, schreibt, Delaveau arbeite auch als Direktor von Turnbrook Mining. Das kanadische Unternehmen ist in einem Kupferminen-Projekt involviert, welches nördlich von Santiago eine Erkundung nach Kupfer-Vorkommnissen durchführt.

Der Rücktritt erfolgte, nachdem die chilenischen Finanzbehörden angekündigt hatten, allen Hinweisen in den Panama Papers nachzugehen, die chilenische Steuerpflichtige betreffen.

Illegale Machenschaften werden Delaveau in den Dokumenten nicht zur Last gelegt. Allerdings ist Transparency International darauf spezialisiert, Korruption in Unternehmen und Regierungen aufzudecken. Der NGO hat sein internationales Sekretariat in Berlin.

Unter der Überschrift «Transparency fordert Offenlegung aller wahren Firmenbesitzer» brachte die dpa einen Tag nach dem Rücktritt ein Interview mit einem Manager von Transparency, in dem auf die Verstrickung der Organisation in den Skandal jedoch nicht eingegangen wird:

Nach der Veröffentlichung der «Panama Papers» hat die Antikorruptionsorganisation Transparency von Regierungen weltweit eine Offenlegung aller wahren Firmenbesitzer gefordert. «Es ist einfach und ehrgeizig und es ist möglich», sagte Casey Kelso von Transparency International am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

In den meisten Fällen, die in den «Panama Papers» beschrieben würden, gehe es offensichtlich darum, die wahre Identität der Kontenbesitzer zu verschleiern, um Steuern zu umgehen oder Geld zu waschen, sagte Kelso. Die Enthüllungen seien zwar nicht neu, verliehen aber finanziellen Transaktionen «ein menschliches Gesicht».

Die Enthüllungen könnten zu neuen sozialen Spannungen führen, glaubt Kelso. Viele Menschen könnten sich in ihrer Sicht bestätigt sehen, Superreiche seien besonders korrupt. Die «Panama Papers» bewiesen «die alte Formel ,Korruption gleich Monopol plus Diskretion minus Verantwortlichkeit'», sagte er. «Rechtsanwaltsfirmen können solche Firmen im Geheimen und ohne öffentliche Prüfung verkaufen, und das kann zu Korruption führen.»

In koordinierten Berichten von Medien aus rund 80 Ländern war zahlreichen Politikern, Sportlern und Prominenten vorgeworfen worden, ihr Geld in Offshorefirmen geparkt zu haben. Auch mehrere tausend Deutsche sollen laut der «Süddeutschen Zeitung» Briefkastenfirmen einer Anwaltskanzlei in Panama genutzt haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...