Politik

Abgas-Affäre: Volkswagen einigt sich mit US-Behörden

Volkswagen hat sich in der Abgasaffäre mit den US-Behörden auf einen konkreten Plan geeinigt. Die Einigung umfasse Rückkäufe, Reparaturen sowie eine Entschädigung für die Dieselbesitzer, so der zuständige Richter.
21.04.2016 17:50
Lesezeit: 1 min

Volkswagen hat sich in der Abgasaffäre mit den US-Behörden auf einen umfassenden Entschädigungsplan geeinigt. Nach monatelangen Verhandlungen teilte Bezirksrichter Charles Breyer am Donnerstag in San Francisco mit, der Kompromiss sehe den Rückkauf von manipulierten Dieselfahrzeuge sowie eine substanzielle Entschädigung der Autobesitzer vor. Alternativ werde Kunden eine Reparatur angeboten, sofern die US-Aufseher dafür grünes Licht geben. Zudem sei ein Umweltfonds vorgesehen. Noch keine Einigung gebe es über die vom US-Justizministerium verlangten Strafen wegen Verstößen gegen US-Umweltrecht. Weitere Details der Vereinbarung sollten bis zur Veröffentlichung der offiziellen Dokumente Ende Juni geheim bleiben.

VW bestätigte die Grundsatzeinigung und teilte mit, auch mit den Klägern in Gruppenverfahren in San Francisco habe man sich auf Grundzüge einer Vergleichsregelung verständigt. In den kommenden Wochen werde dies „in einen umfassenden Vergleich überführt werden“. Außerhalb der USA hätten diese Einigungen keine rechtliche Wirkung.

In den USA war am Donnerstag eine vom Gericht gesetzte Frist abgelaufen, bis zu der sich VW mit der US-Umweltbehörde EPA und deren kalifornischem Pendant CARB einigen musste. Europas größter Autokonzern hatte zuvor monatelang mit den US-Behörden gerungen, um einen Schadenersatzprozess zu verhindern.

Insidern zufolge kalkuliert der Wolfsburger Konzern mit Rückstellungen im Zusammenhang mit „Dieselgate“ in einer Spanne von zehn bis 20 Milliarden Euro. Die für die USA geschätzte Summe umfasse eine Entschädigung der Kunden, die Reparatur der manipulierten Fahrzeuge sowie eine mögliche Strafe durch das US-Justizministerium und eine Kompensation für den jahrelangen überhöhten Stickstoffausstoß, sagte ein Person mit Kenntnis der Beratungen. Eine weitere mit den Zahlen vertraute Person sagte, dies sei eine realistische Größenordnung. Volkswagen hatte bereits im dritten Quartal 6,7 Milliarden Euro für die Reparatur der weltweit rund elf Millionen von Manipulation der Dieselabgaswerte betroffenen Fahrzeuge zurückgestellten. Diese Summe sei in dem geschätzten Gesamtbetrag enthalten, sagte eine der Personen. Insidern zufolge könnte VW die Gesamtsumme buchhalterisch auf zwei Jahre aufteilen. VW äußerte sich nicht dazu.

Der Aufsichtsrat des Konzerns tritt an diesem Freitag zusammen, um über den in den USA erzielten Kompromiss zu beraten. Thema sind auch die vorläufigen Geschäftszahlen des Konzerns für das abgelaufene Jahr. Mit der Einigung ist absehbar, wie viel der Dieselskandal Volkswagen insgesamt voraussichtlich kosten wird. Mit der Höhe der auf 2015 entfallenden Rückstellungen dürfte auch klar werden, ob Volkswagen im vergangenen Jahr in die Verlustzone geraten ist. Am Freitag soll der Aufsichtsrat zudem über eine Kürzung der umstrittenen Bonus-Zahlungen an die Vorstände entscheiden.

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...