Politik

Niedriger Ölpreis: Vor Singapur stauen sich volle Super-Tanker

Vor Singapur und Malaysia stauen sich über 40 voll beladene Supertanker – ein Zeichen dafür, dass der Preisdruck bestehen bleibt. Mit der Lagerung auf See machen die Händler Verluste. Und doch suchen sie nach neuen Speichermöglichkeiten.
22.05.2016 01:30
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Eine Flotte von rund 40 voll beladenen Öltankern wartet vor der Küste von Singapur und Malaysia auf die Löschung ihrer Ladungen, wie Reuters berichtet. Insgesamt haben die Tanker nach Angaben von Thomson Reuters Eikon knapp 48 Millionen Barrel (159 Liter) Rohöl und Ölderivate geladen – rund 10 Prozent mehr als vergangene Woche. Der Anstieg der Lagerhaltung deutet mittelfristig auf erneute Preisnachlässe für Erdöl hin, da der Hafen von Singapur das Zentrum des physischen Ölhandels in der Region Asien-Pazifik darstellt.

Vor diesem Hintergrund erscheint eine kürzlich von Goldman Sachs veröffentlichte Prognose, wonach die Preise für Erdöl nachhaltig steigen werden, zunehmend zweifelhaft. Goldman rechnet damit, dass das globale Überangebot schnell zurückgehen und damit den Weg für eine nachhaltige Erholung bereiten werde. Marktbeobachter beurteilen diese These zurückhaltend.

„Ich komme seit 15 Jahren einmal im Jahr nach Singapur und ich habe die See noch nie so voll mit Tankern gesehen wie jetzt“, wird ein europäischer Ölmanager von Reuters zitiert. „Der Umfang an Öl, welcher in Südostasien – vornehmlich bei Singapur und Malaysia – auf See gelagert wird, scheint beträchtlich angestiegen zu sein. Die gegenwärtigen Bestände sind die höchsten der letzten fünf Jahre“, sagte der Manager einer New Yorker Beratungsgesellschaft.

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass das globale Überangebot weiterhin besteht und eine signifikante Erholung der Preise blockiert, ist die Tatsache, dass Unternehmen Öl speichern, obwohl dies derzeit zu Verlusten führt. Banken registrieren demzufolge vermehrt Anfragen von Händler, neue Lagerkapazitäten zu finanzieren.

„Diese Anfragen kommen von Händlern, die sich vollständig darüber im Klaren sind, dass sie keinen Profit mit der Lagerung erzielen werden. Es geht der Ölindustrie hierbei nicht um Handel, sondern um Speicherkapazitäten, in denen sie unverkäufliches Öl lagern können“, sagte ein Manager einer großen asiatischen Bank. Offenbar seien die Lager auf dem asiatischen Festland derzeit randvoll.

Die Speicherung von Öl kann profitabel sein, wenn an den Terminmärkten weit höhere Preise als an den aktuellen Spotmärkten erzielt werden. Händler kaufen dann Öl günstiger ein, als sie es zu einem zukünftigen Zeitpunkt verkaufen – ein Effekt, der als Contango bezeichnet wird. Der Einjahres-Contango für Öl der Sorte Brent ist jedoch seit Januar von 7,60 Dollar auf derzeit 4 Dollar gesunken. Erst ab 10 Dollar, so Reuters, lohne sich überhaupt die Lagerung auf See.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teilzeit boomt: Deutschland zählt zu den EU-Spitzenreitern
17.06.2025

Beschäftigte in Deutschland liegen in Sachen Teilzeit mit an der Spitze in der EU. 2024 arbeiteten hierzulande 29 Prozent der...

DWN
Panorama
Panorama Großes Bangen in Regensburg: CSD unter Bedrohungslage neu geplant
17.06.2025

Die Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland steigt. Nun ist auch der Christopher Street Day (CSD) in Regensburg von einer...

DWN
Politik
Politik Trump verlässt G7 vorzeitig: Drohende Nahost-Eskalation im Fokus
17.06.2025

Mit einem überraschenden Abgang beim G7-Gipfel wirbelt Trump das hochrangige Treffen durcheinander. Kurz nach der Abreise hinterlässt er...

DWN
Politik
Politik US-Anspruch auf Grönland: Der stille Bruch im westlichen Bündnis
17.06.2025

Die USA werfen Dänemark vor, ein schlechter Verbündeter zu sein – weil es Grönland nicht energisch genug verteidigt. Doch hinter der...

DWN
Politik
Politik Putins Ökonom mit Wall-Street-Vergangenheit: Die stille Macht des Kirill Dmitriev
17.06.2025

Vom Harvard-Absolventen zum Architekten von Putins Kriegsökonomie: Kirill Dmitriev spielt eine zentrale Rolle in Moskaus Konfrontation mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rüstungsboom und Inflation: Gefahr für die Wirtschaft oder unterschätzte Chance?
17.06.2025

Zentralbanken fürchten neue Inflationsrisiken durch Verteidigungsausgaben. Doch Produktivitätsschübe könnten den Preisdruck dämpfen...

DWN
Politik
Politik IfW-Analyse: Europa verstärkt Ukraine-Hilfe deutlich
16.06.2025

Die europäische Ukraine-Hilfe hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen – doch nicht überall im gleichen Maß. Während die USA...

DWN
Politik
Politik Einbürgerungsantrag: Entscheidung dauert mitunter Jahre
16.06.2025

Die Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag kann lange dauern – warum profitieren bislang nur wenige von der verkürzten Frist? Wie...