Finanzen

Krisenangst: Commerzbank will Steuergelder nicht zurückzahlen

Bis Ende 2017 will die Bank die milliardenschwere Staatshilfe als Eigenkapital nutzen. Erst dann denke man langsam über eine Rückzahlung nach, so Commerzbank-Chef Martin Blessing. Das Geldinstitut sei dennoch weiterhin unter Druck und schließe zusätzliche Stellenkürzungen nicht aus.
21.12.2012 10:32
Lesezeit: 1 min

Aktuell

Goldman Sachs: Deutschland braucht mehr Einwanderer

Mit 25 Prozent ist der Bund aufgrund einer milliardenschweren Staatshilfe an der Commerzbank beteiligt. Probleme gebe es mit dieser Konstellation aber nicht, bestätigt Commerzbank-Chef Martin Blessing in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. „Wir arbeiten mit der Bundesregierung genauso professionell zusammen wie mit jedem anderen Aktionär“. Schließlich sei ja sogar gut, wenn ein börsennotierten Unternehmen „Ankeraktionäre“ hat, so Blessing weiter.

An eine Rückzahlung der Staatshilfe denkt man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht. „Wir werden die stille Einlage des Bundes verzinsen, daher gibt es auch keinen Druck, sie zurückzuzahlen", sagte Blessing. Letztlich kann die Commerzbank die Staatshilfen derzeit zum Eigenkapital zählen, was ihr angesichts der strengeren Auflagen der Aufsichtsbehörden entgegenkommt (hier). Vor allem die wachsende Zahl der faulen Kredite in der Bilanz der Bank machen hohen Rücklagen erforderlich (hier).Vor allem die wachsende Zahl der faulen Kredite in der Bilanz der Bank machen hohen Rücklagen erforderlich (hier). Vermutlich 2018 wird die Commerzbank mit der Rückzahlung aber beginnen, da die stille Einlage des Bundes ab Ende 2017 nicht mehr als Eigenkapital anerkannt wird, so Blessing.

In diesem Zusammenhang kritisierte der Commerzbank-Chef auch, dass es Sparkassen in Deutschland wesentlich einfacher hätten als Privatbanken. Wenn Sparkassen beispielsweise einer Landesbank einen Kredit geben, müssten sie diesen nicht mit Eigenkapital absichern, führte Blessing als Beispiel an. Zudem sei es „höchste Zeit, dass man den Haftungsverbund zwischen Landesbanken und Sparkassen überdenkt und neu regelt". Die Landesbanken sollten aus dem Verbund herausgenommen werden.

Noch immer steht die Commerzbank unter massiven Druck, aber man wolle dennoch zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Filialen schließen. Das würde „unsere Kosten kurzfristig kaum senken“, erklärt Blessing. Um allerdings die anstehenden Stellenkürzungen wenigstens etwas zu reduzieren, sei man derzeit in Gesprächen mit dem Betriebsrat. Vielleicht könne man mit flexibleren Arbeitszeiten einiges erreichen. Ob dies jedoch tatsächlich Arbeitsplätze sichern kann, wollte Blessing nicht ausführen. Aber es lohne sich sehr, darüber intensiv zu sprechen.

Weitere Themen

Der reichste Franzose ist in Belgien nicht willkommen

USA: Wirtschafts-Wachstum schafft keine Arbeitsplätze mehr

Kaviar, Austern und Trüffel: Schuldenstaaten müssen für IWF-Party zahlen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Frankreich: Regierung von Premier François Bayrou scheitert bei Vertrauensfrage
08.09.2025

Frankreichs Regierung unter Premier François Bayrou ist an der Vertrauensfrage gescheitert. Ein krachendes Votum zwingt Präsident...

DWN
Politik
Politik Höhere Beitragsbemessungsgrenzen: Sozialbeiträge werden für Beschäftigte 2026 spürbar steigen
08.09.2025

Die schwarzrote Koalition will die Beitragsbemessungsgrenzen für Rente, Pflege und Krankenversicherung anheben – mit der Begründung,...

DWN
Politik
Politik Government Pension Fund Global: Norwegens Ölfonds trotzt den USA
08.09.2025

Der Government Pension Fund Global (GPFG) sorgt für Streit: Nach dem Ausschluss von Caterpillar und israelischen Firmen drohen die USA mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autozulieferer unter Druck: Stellenabbau bei Bosch, Conti, ZF – Autobranche kämpft ums Überleben
08.09.2025

Die deutsche Autobranche steckt in einer existenziellen Krise. Auftragseinbrüche, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und massiver...

DWN
Finanzen
Finanzen Wölfe der Wall Street: US-Börsen zwischen Rekorden und Unsicherheiten – steigt der Goldpreis auf 5.000 Dollar?
08.09.2025

Die US-Börsen schwanken zwischen Euphorie und Risiko: Rekorde bei S&P 500 und Nasdaq treffen auf Sorgen um Fed-Unabhängigkeit und...

DWN
Politik
Politik EU-Asylagentur: Deutschland bei Asylanträgen nicht mehr führend
08.09.2025

Seit mehr als zehn Jahren lag Deutschland bei Asylanträgen in Europa unangefochten an der Spitze. Nun übernehmen Frankreich und Spanien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum Führungskräfte manchmal unlogische Entscheidungen treffen – und was zu tun ist
08.09.2025

Führungskräfte treffen oft irrationale Entscheidungen – aus Zeitdruck, Denkfehlern oder Selbstüberschätzung. Doch wer mutig ist und...

DWN
Politik
Politik Zwei Jahre nach dem Start: Wird die Regierung das Heizungsgesetz abschaffen?
08.09.2025

Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Heizungsgesetzes plant die schwarz-rote Koalition Änderungen. Zwischen Klimazielen, Förderkürzungen...