Politik

Bilfinger verkauft Bau- und Immobliensparte nach Schweden

Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger verabschiedet sich von seinen Wurzeln als Baukonzern. Er verkauft sein Bau- und Immobiliengeschäft an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Der Kaufpreis betrage 1,2 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
02.06.2016 14:40
Lesezeit: 1 min

Der Aufsichtsrat habe zugestimmt, die Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden stehe noch aus, so Reuters. Der Verkauf eröffne Bilfinger neue Perspektiven, erklärte Finanzvorstand Axel Salzmann. Mit der zusätzlichen Liquidität wolle das Unternehmen seine Position als Marktführer für Industriedienstleistungen durch Zukäufe und Investitionen ausbauen.

Bilfinger hat zuletzt die Streichung weiterer Stellen angekündigt. Durch ein Straffen der Verwaltung und neue IT-Systeme sollten die Personal- und Sachkosten mittelfristig um jährlich etwa 100 Millionen Euro gesenkt werden.

Der Konzern aus Nordbaden steckt seit rund zwei Jahren in der Krise. Im vergangenen Jahr hatte Bilfinger wegen des Einbruchs im Kraftwerksgeschäft einen Rekordverlust von knapp einer halben Milliarde Euro ausgewiesen. Die verlustreiche Kraftwerkssparte „Power“ steht schon länger zum Verkauf. Die Zahl der Mitarbeiter sank durch den Abbau von rund 2000 Stellen und das Herausrechnen des Kraftwerksgeschäfts bereits um 15.000 auf rund 56.000.

Mit dem Verkauf des Bau- und Immobiliengeschäfts halbiert sich Bilfinger und kappt die Wurzeln zu seiner mehr als 130 Jahre alten Tradition als Baukonzern endgültig. Eigentlich sollte die Sparte neben den Industriediensten als Kerngeschäft bleiben. Doch zu Jahresbeginn hatte Bilfinger eine ergebnisoffene Prüfung eines Verkaufs angekündigt, da es Kaufangebote gegeben habe. Der Prüfprozess sei in einem fortgeschrittenen Stadium, hieß es dazu jetzt. Gespräche mit Bietern würden mit größter Sorgfalt fortgeführt. Die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat sträuben sich gegen einen Verkauf. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, ist die Mehrheit des Aufsichtsrats gegen den vom schwedischen Großaktionär Cevian bevorzugten Verkaufsplan. „Die Chancen für den Verbleib stehen 50:50“, sagte ein Bilfinger-Vertreter der Zeitung.

Vor kurzem erst hatte Vorstandschef Per Utnegaard nach nur elf Monaten das Unternehmen verlassen. Sein Nachfolger Thomas Blades – seit dem Abgang des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch vor knapp zwei Jahren der Vierte in diesem Amt – kommt im dritten Quartal.

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